Suizidhilfe: Arzt in Berlin zu drei Jahren Haft verurteilt

Ein Arzt überlässt einer schwer depressiven Frau eine tödliche Infusion. Er habe ihr den Wunsch nach Suizidhilfe nicht abschlagen können, sagt der Mediziner. Nun ist er wegen Totschlags verurteilt worden.

suizidhilfe: arzt in berlin zu drei jahren haft verurteilt

Suizidhilfe: Arzt in Berlin zu drei Jahren Haft verurteilt

Der Berliner Arzt Christoph Turowski ist im Prozess zu einem umstrittenen Suizidhilfefall zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren verurteilt worden. Das Landgericht Berlin sprach den 74-Jährigen des Totschlags schuldig. Die 37-jährige Frau, der er beim Suizid geholfen hatte, war aus Sicht der Richter wegen ihrer Depression nicht zur freien Willensbildung in der Lage. Der Mediziner habe »die Grenzen des Zulässigen überschritten«, sagte Richter Mark Sautter. Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Der Arzt hatte bereits zu Prozessauftakt angekündigt, dass er im Fall einer Verurteilung Rechtsmittel einlegen werde.

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Die Studentin der Tiermedizin hatte Anfang Juni 2021 Kontakt zu Turowski aufgenommen. Knapp zwei Wochen später stellte der Mediziner ihr die tödlich wirkenden Tabletten zur Verfügung, die sie jedoch erbrach. Am 12. Juli 2021 legte der Arzt der 37-Jährigen dann in einem Hotelzimmer eine Infusion mit einem tödlich wirkenden Medikament. Diese hat die Frau laut Urteil selbst in Gang gebracht – und starb wenig später.

Die Staatsanwaltschaft hatte eine Haftstrafe von drei Jahren und neun Monaten gefordert, die Verteidigung Freispruch. Turowski hatte vor Gericht erklärt, er habe zu keinem Zeitpunkt an der »Urteils- und Entscheidungsfreiheit« der Frau gezweifelt. Er habe bei ihr »die große seelische Not und die Entschlossenheit« gesehen, notfalls einen Gewaltsuizid zu begehen. Sein Verteidiger kritisierte im Plädoyer, dass es keine gesetzliche Regelung gibt.

Der frühere Hausarzt gehörte der »Deutschen Gesellschaft für Humanes Sterben« an und ist in einem früheren Prozess um Sterbehilfe freigesprochen worden. In dem Fall ging es um eine Frau, die an einer chronischen Darmerkrankung litt. Der Patientenwille sei zu achten, hieß es im März 2018 im Urteil, das der Bundesgerichtshof später bestätigte.

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