Einigung erreicht: Die Gehälter für das Lufthansa-Bodenpersonal steigen.
Blitze symbolisierten Konfliktpunkte. Und davon gab es im Schlichtungsverfahren zwischen der Deutschen Lufthansa und der Gewerkschaft Verdi jede Menge. Als sich die Kontrahenten im Streit um einen Tarifvertrag für die mehr als 20.000 Bodenbeschäftigten zu verhaken drohten, soll der von Lufthansa benannte Schlichter Frank-Jürgen Weise darauf bestanden haben, alle Punkte auf eine Tafel zu schreiben. Hinter jede Zeile, die nicht alle mittrugen, setzte der frühere Chef der Bundesagentur für Arbeit einen Blitz.
„Und dann wurde entblitzt“, beschrieb Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke), der von Verdi benannte Schlichter, das weitere Verfahren. Rückblickend sprach er von „konstruktiven und lösungsorientierten Verhandlungstagen“, allerdings standen die Gespräche zwischenzeitlich auch vor dem Scheitern. Das deutete der von Lufthansa benannte Schlichter Weise an. Die Verhandlungen seien „schwierig in der Vielfalt der Themen“ und “den unterschiedlichen Niveaus der geforderten und angebotenen Leistungen“ gewesen. Letztlich sei aber fundiert und respektvoll verhandelt worden.
Die Bodenbeschäftigten erhalten nach Verdi-Angaben bis zu 18 Prozent mehr Gehalt. Lufthansa bezifferte den durchschnittlichen Aufschlag auf rund 12,5 Prozent, der in zwei Schritten rückwirkend zum 1. Januar und zum 1. März 2025 gewährt wird. Für untere Einkommensgruppen fällt das Plus größer aus als für obere. 12,5 Prozent mehr hatte Verdi ursprünglich gefordert, allerdings für eine Tariflaufzeit von nur einem Jahr. Nun soll die Vereinbarung für zwei Jahre gelten.
Lufthansa: „Große wirtschaftliche Herausforderung“
„Um diesen Kompromiss haben wir hart gerungen, und wir können jetzt sehr zufrieden sein“, sagte Verdi-Verhandlungsführer Marvin Reschinsky. Das Ergebnis bedeute „echte Reallohnzuwächse“, das Minus der vergangenen Jahre werde ausgeglichen. Lufthansa-Personalvorstand Michael Niggemann sprach von einer „guten Nachricht“, zugleich sei „der Abschluss natürlich eine große wirtschaftliche Herausforderung für uns, auf die wir jetzt Antworten finden müssen.“ Auch Schlichter Frank-Jürgen Weise nannte den Abschluss eine „Herausforderung in einem internationalen Umfeld, in dem viele Nationen ihre kritische Infrastruktur erheblich subventionieren.“
Gegenüber ihrem vorherigen Angebot von Ende Februar hatte der Konzern in der Schlichtung nachlegen müssen. Lufthansa hatte in zwei Schritten einen Aufschlag von 10 Prozent angeboten, Verdi ärgerte daran vor allem, dass der größere Schritt erst im nächsten Jahr erfolgen sollte. Nun steigen die Gehälter des Bodenpersonals schon in diesem Jahr um 7 Prozent – mindestens um 280 Euro im Monat. Zum 1. März 2025 kommen ein Sockelbetrag von 150 Euro und zusätzlich 2 Prozent Aufschlag hinzu.
Außerdem wird eine Inflationsausgleichsprämie gezahlt – 2000 Euro schnellstmöglich, 1000 Euro im November. Vereinbart wurden zudem eine Schichtzulage, die es laut Verdi bis 2005 schon mal gab. Hinzu kommen ein Aufschlag von 150 Euro auf das Urlaubsgeld, eine Regelung für Arbeitszeitflexibilität, eine Übernahmegarantie für Auszubildende bis Januar 2029 sowie eine Angleichung der Arbeitskonditionen in Ost- und Westdeutschland.
Verdi-Mitglieder werden noch zu Einigung befragt
„Wir wissen, was die Kolleginnen und Kollegen täglich leisten, und es ist uns wichtig, dass sich Gehälter angemessen und gut entwickeln“, sagte Lufthansa-Vorstand Niggemann zum Abschluss. In Mitarbeiterkreisen war zuletzt infrage gestellt worden, ob das Management das Bodenpersonal tatsächlich ausreichend wertschätze. Als Indiz wurde der höhere Tarifabschluss für Piloten aus dem vergangenen Jahr herangezogen.
Die Schlichter Ramelow und Weise sollen in den Gesprächen vor allem moderierend auf beide Seiten eingewirkt haben, damit die sich aufeinander zu bewegen. Eigene Vorschläge, um Streit zu beenden, haben sie offenbar nicht gemacht. Endgültig beschlossen ist die Übereinkunft noch nicht. Die zuständige Verdi-Tarifkommission hat ihn aber gebilligt und empfiehlt den Mitgliedern, in einer Befragung der Vereinbarung zuzustimmen.
Mit dem Durchbruch in der Schlichtung ist sicher, dass über Ostern keine Lufthansa-Flüge bestreikt werden. Alle Tarifkonflikte sind aber nicht ausgeräumt. Keine Einigung gibt es bislang in Gesprächen mit der Gewerkschaft UFO für die Flugbegleiter der Marke Lufthansa und der Tochtergesellschaft Cityline. Nachdem UFO auch schon zum Warnstreik aufgerufen hatte, stehen aktuell aber Verhandlungen an.
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