Depeche Mode: Mega-Konzert wird erneut zum absoluten Triumph

Dave Gahan von Depeche Mode auf der Bühne (Archivbild).

Während das weiße M auf schwarzem Grund ausgepinselt wird, dieses Memento Mori, das an den Tod gemahnt, steht Dave Gahan passend dazu mit messianisch ausgebreiteten Armen vor dem Mikro und singt dräuend „My Cosmos is Mine”. Zoll für Zoll ein charismatischer Hohepriester der Düsternis.

Fragte Leonard Cohen einst, „you want it darker“, erfüllen Depeche Mode diesen Wunsch mit links. Dafür lassen Dave Gahan und Martin Gore einfach ihre Musik sprechen. Es ist der erste von drei gnadenlos ausverkauften Abenden, an dem die Mercedes-Benz Arena, immerhin Berlins größte Indoor-Halle randvoll schier aus allen Nähten platzt. Schon der erste Teil ihrer 110-tägigen Memento Mori Tour war 2023 unter anderem mit Mega-Konzerten wie im Berliner Olympiastadion letzten Sommer und über zwei Millionen Tickets restlos ausverkauft. Jetzt erweist sich auch das Winterkapitel als absoluter Triumph.

Die nach dem Tod von Andy Fletcher 2022 zum Duo geschrumpfte Band liefert mit den Tourmusikern Peter Gordeno an Keyboards und Bass sowie Drummer Christian Eigner sensationell ab. Depeche Mode beweisen, warum sie 43 Jahre nach der Veröffentlichung ihres Debütalbums immer noch zu den einflussreichsten und visionärsten Musikern weltweit gehören. Mit einem Sound voll dichter Energie entfesseln sie die Wirkungsmacht ihrer Tracks in allen Spielarten von Dark-Wave- bis Synth-Pop.

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Wie gemacht für Frontmann Dave Gahan (61) und seinen drängenden, unverwechselbaren Bariton. Er kennt schließlich alle großen Rockstar-Posen, die er unentwegt wechselt. Fast immer in Bewegung, bespielt er die Riesenbühne, orchestriert dazu mit knappen Gestern die Zuschauermassen. Ein Showman durch und durch.

Die Stimmung ist bestens. Insbesondere die Generation X feiert die Helden ihrer Jugend trotz der nachtdunklen Songs äußerst ausgelassen. Denn der Tod ist für Martin Gore (62), den Songwriter und kreativen Kopf von Depeche Mode, der heutzutage genauso gern Gitarre spielt wie Keyboard, seit Mitte der 80er-Jahre – neben Sex, Sünde und Schuldgefühlen – eines seiner treibenden Anliegen. Was im Material des aktuellen Albums „Memento Mori“ deutlich zu spüren ist. Wie im melancholische verschatteten „Ghosts Again“, der besten Single der Band seit vielen Jahren, mit dem eingespielten Video, in dem Gahan und Gore ausschauen wie der doppelte Tod.

Ihrem toten Kollegen Andrew Fletcher widmen Depeche Mode „Behind the Wheels“. Ein Moment der Erinnerung bei den eingefleischten Fans in den Tour-T-Shirts, unter die sich eine erfrischende Anzahl jüngerer Konvertiten mischt. Danach gibt es das Beste zum Schluss. „Enjoy the Silence“, „Never Let Me Down Again“, „Just Can‘t Get Enough“ und das finale „Personal Jesus“ sind elektrisierend. Gahan und Gore zeigen damit einmal mehr, dass großartige Songs über Trends und Epochen hinweg Bestand haben.