Ein Tigerpython: Eine solche Vier-Meter-Schlange wurde in der Hasenheide in Neukölln gefunden.
Am Montagabend war in der Hasenheide in Berlin eine tote Schlange mit einer Länge von etwa vier Metern entdeckt worden, vermutlich ein Tigerpython. Das Tier wurde von der Amtstierärztin des Bezirks untersucht und das Landeslabor Berlin-Brandenburg führt derzeit noch eine Obduktion durch. Die Schlange soll in besonderem Maße abgemagert gewesen sein. Die genaue Todesursache wird Anfang nächster Woche feststehen. In Pankow entdeckte am Sonntag eine Frau einen lebenden Königspython im Keller, als sie ein Sportgerät herausholen wollte. Die 1,20 Meter lange Schlange soll lebend in der Ecke gelegen haben.
Das Bundesministerium für Umwelt und Naturschutz stellt einen zunehmenden illegalen Handel mit artgeschützten Tieren und Pflanzen fest. Es gebe zahlreiche Tier- und Pflanzenarten im Angebot, wie zum Beispiel Papageien, junge Affen, Schildkröten und Chamäleons. Die Arten werden entweder als lebendes Tier verkauft oder sind Bestandteile von illegalen Nahrungsergänzungsmitteln. So gelten Körperteile mancher Tiere als Potenzmittel oder sollen die Libido fördern. Nicht immer sei für Käufer dabei ersichtlich, dass die betreffende Tierart geschützt sei.
Die tote Schlange, die in der Hasenheide in Neukölln gefunden wurde.
Als exotisch gelten Tiere, die nicht in Deutschland beheimatet sind. Die Haltung exotischer Tiere ist weitgehend erlaubt, solange sie in den eigenen vier Wänden passiert. Besonders beliebt seien beispielsweise Affen, Vogelspinnen, Schildkröten oder eben Schlangen. Bisher gibt es keine bundesweit einheitliche Pflicht, nachzuweisen, unter welchen Bedingungen Wildtiere gehalten werden, trotz der Gefahr, die von manchen ausgeht.
Jedes Bundesland hat seine eigenen Regelungen. In Brandenburg könnte beispielsweise ein Löwe unter der Voraussetzung einer artgerechten Tierhaltung (200 Quadratmeter Platz) völlig legal gehalten werden. In sieben Bundesländern (Baden-Württemberg, Saarland, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen, Sachsen, Brandenburg und Sachsen-Anhalt) müssen gefährliche Tiere nicht mal gemeldet werden. In den restlichen Bundesländern gibt es Verordnungen, wobei nicht einheitlich geregelt ist, welche Tiere darunter fallen.
In Berlin gibt es immer wieder Berichte über gesichtete Füchse, Waschbären, Igel, Schildkröten oder auch Schlangen. Der Berliner Wildtierexperte Derk Ehlert hat in seiner Zeit in Berlin schon so einiges erlebt. „Die wohl skurrilste Begegnung“, sagt er, „war mit einem entlaufenen Elefanten.“ Ein Schlangenfund hingegen sei nicht so ungewöhnlich. Hierbei gelte wie immer: „Abstand bewahren, die Polizei informieren und auf keinen Fall füttern, auch nicht, wenn sie wirklich kränklich aussehen.“
Berlin zählt mit etwa 20.600 Arten von Tieren und Pflanzen zu den artenreichsten Städten Europas. Die Stadt bietet Wildtieren hervorragende Lebensbedingungen: Ungenutzte sonnige und schattige Flächen, Büsche, Rasen und Seen wechseln sich hier ab. Müll in Parks und Wäldern kann für Wildtiere zur Todesfalle werden.
Im Engelbecken in Berlin-Kreuzberg leben inzwischen zahlreiche Wasserschildkröten. Wer die Tiere in das Engelbecken gesetzt hat, ist nicht bekannt.
Genau jetzt. Ehlert ermutigt besonders Hundebesitzer, aufmerksam zu sein. Es gebe eine Leinenpflicht, und dort, wo es diese nicht gebe, seien die Besitzer immer dafür verantwortlich, trotzdem auf die Tiere zu achten. Das ist ihm besonders wichtig, denn in Berlin sei so langsam wieder „Babyzeit“. Soll heißen, Wildschweine, Füchse und auch die Vögel bekommen derzeit Nachwuchs, und dementsprechend sind die Elterntiere auch alarmiert, wenn sich ihnen sowohl ein unbeaufsichtigter Hund als auch der Mensch nähert. Es habe bereits einige „Frischlingsmeldungen“ gegeben. Hier sei es besonders wichtig, dass wenn Mensch und Tier sich begegnen, stets der Abstand bewahrt werde, da die Eltern ihre Jungen immer beschützen.
Ehlert findet klare Worte, was exotische Wildtiere betrifft, die sich die Menschen hier privat zulegen und dann doch aussetzen: „Wirklich ausnahmslos alle Schildkröten, die in Berlin und Brandenburg in etwaigen Teichen gesichtet werden, wurden von ihren Besitzern ausgesetzt.“ Heimische Schildkröten seien hier seit Jahrzehnten ausgestorben. Auch die Schildkröten im Teich am Marlene-Dietrich-Platz, wo gerade die Berlinale beginnt, haben eine traurige Geschichte.
Das braucht Mut: Ein Senior lässt eine Vogelspinne im Senioren- und Therapiezentrum in Barsbüttel über seine Hand laufen.
Für 75 Prozent der Arten, die in Deutschland angeboten werden, gibt es keine internationalen Schutzbestimmungen, dazu seien manche Arten schlicht zu selten oder gerade erst neu entdeckt worden. Der Handel spiele eine bedeutende Rolle bei der globalen Verbreitung von Viren und Krankheitserregern. Etwa 90 Prozent der Tiere tragen gesundheitsgefährdende Salmonellen-Arten in sich. Sie können auf den Menschen übertragen werden und im schlimmsten Fall zu einer Hirnhautentzündung oder dem Tod führen. Insbesondere Kinder, ältere Menschen und Immungeschwächte seien dadurch in Gefahr. Laut Robert-Koch-Institut komme jede dritte Salmonellen-Infektion bei Kleinkindern von fremden Tieren.
Die Tierrechtsorganisation Peta fordert ein Haltungsverbot für Tiere, die hier nicht heimisch sind, weil der Kauf von gefährlichen und anspruchsvollen Tieren unabhängig von dringend erforderlichem Fachwissen noch immer erlaubt ist. Jedes Jahr werden demnach Hunderte Tiere von Menschen ausgesetzt oder brechen aus Terrarien aus. In Tierheimen landen oft Tiere, die anspruchsvoll in der Haltung sind. Die Tierschutzorganisation schreibt, dass laut einer Fallstudie bei 150 verstorbenen Reptilien festgestellt wurde, dass sie nicht artgerecht gehalten wurden.
Eine Studie des Bundesministeriums für Umwelt und Naturschutz ergab, dass der Handel mit Wildtieren zum weltweiten Artensterben beiträgt. Die Fachreferentin Jana Hoger von Peta sagt der Berliner Zeitung, dass Cem Özdemir sich Anfang des Jahres 2023 für ein Exotenverbot ausgesprochen habe. Davon sei jedoch im aktuellen Entwurf des Tierschutzgesetzes nicht viel übriggeblieben. Es gebe inzwischen eine Positivliste, auf der Tiere stehen, die für die Haltung in Privathand geeignet sind. Davon wären dann beispielsweise Affen, andere exotische Tiere und hoffentlich auch Pythons ausgeschlossen. „Damit sich solche Fälle irgendwann nicht mehr wiederholen“, so die Fachreferentin.
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