Lidl in NRW in der Kritik: Sogar Günter Wallraff greift jetzt ein

Lidl in NRW in der Kritik: Sogar Günter Wallraff greift jetzt ein

Ein Lidl-Schild und Günter Wallraff

Im Streit zwischen Lidl in NRW und der Gewerkschaft Verdi hat sich nun Günter Wallraff eingeschaltet. Er stellt sich klar auf die Seite der Betriebsräte.

Dortmund – Bespitzelt und eingeschüchtert? Wenn Mitarbeiter in Unternehmen durch Vorgesetzte gemobbt werden, nennt sich das „Bossing“. Das kann schwere Folgen für die seelische Gesundheit von Arbeitnehmern haben. Bei einem Lidl-Lager in NRW soll das der Fall sein.

Lidl in NRW in der Kritik: Sogar Günter Wallraff greift jetzt ein

Im Lidl-Lager in Herne sollen unzumutbare Zustände herrschen. Erst kürzlich hat die Gewerkschaft Verdi eine Unterschriftenaktion gegen die Situation vor Ort gestartet. Laut Gewerkschaft würden in dem Unternehmen Betriebsräte bespitzelt und Kandidaten eingeschüchtert werden. Außerdem sei es in der Vergangenheit zu zahlreichen Abmahnungen und Kündigungen in NRW gekommen.

Nun hat sich auch der Investigativjournalist Günter Wallraff, der in einer TV-Doku Ende 2023 einmalige Einblicke gewährte, eingeschaltet. Er ist dafür bekannt, zahlreiche Missstände in verschiedenen Branchen aufzudecken. Er stellt sich klar auf die Seite der von Kündigungen bedrohten Betriebsräte. Laut Wallraff gehöre „der Lidl-Konzern seit Jahrzehnten zu den Unternehmen, die Gewerkschaften und Betriebsräte bekämpfen“, wird er in einer Pressemitteilung von Verdi zitiert.

Günter Wallraff greift gegen Lidl Kritik in NRW ein: „Beenden Sie die Attacken“

Es freue ihn, dass die Belegschaft des NRW-Lagers in Herne dagegenhält und für die Arbeitnehmer-Rechte einsteht. Weiter fordere Wallraff die Konzernspitze auf, „endlich grundlegende demokratische Rechte der Beschäftigten zu respektieren.“ Das sogenannte „Bossing“ solle endlich aufhören.

„Lassen Sie die gewählten Belegschaftsvertreter ihre Arbeit machen! Beenden Sie die Attacken gegen die Gewerkschaftsvertreter durch Ihren örtlichen Geschäftsführer!“, so Wallraff (mehr News zu Supermärkten und Discountern bei RUHR24).

NRW-Lidl in der Kritik: „Demokratie endet nicht am Betriebstor“

Auch der zuständige Gewerkschaftssekretär Azad Tarhan kritisiert die Zustände bei Lidl in Herne. „Was bei Lidl in Herne passiert, ist Union-Busting (systematische Bekämpfung, Unterdrückung und Sabotage von Gewerkschaften, Betriebsräten und Personalräten, Anm. d. Red.) wie es im Buche steht und demokratiefeindlich.“ Die Gewerkschaft und die kritischen Betriebsräte würden massiv bekämpft werden, heißt es in der Verdi-Pressemitteilung.

Weiter meint er, dass der Betriebsratsvorsitzende und sein Stellvertreter mit Kündigungen und Klagen überzogen werden. Auf Betriebsversammlungen sei aufgrund des Gebrülls kein geordneter Ablauf mehr möglich. Wer für Ordnung sorgen wolle, werde hart attackiert und müsse mit Abmahnungen rechnen. Wer sich wehrt, werde zum Betriebsleiter zitiert.

„An angstfreie Meinungsäußerung ist in diesem Betrieb nicht mehr zu denken. Unsere Haltung ist: Die Demokratie endet nicht am Betriebstor!“, sagt Tarhan.

Zur Autorin

Beliebte Artikel von Lena Herrmann

Holland erlässt 2024 Gesetz: Verbot trifft Touristen beim Essen und Trinken

Kampfjet-Donnern nahe NRW: Niederlande reagieren auf „Sicherheitslage“

Wallraff schaltet sich in NRW ein: Lidl reagiert auf Kritik

Auf Anfrage von RUHR24 teilt die Pressestelle der „Lidl Dienstleistung GmbH“ mit, dass man sich zu laufenden und nicht rechtskräftig abgeschlossenen Gerichtsverfahren nicht äußere. „Wir dürfen Ihnen aber versichern, dass uns eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Betriebsratsgremien wichtig ist. Die von Ihnen geschilderten Behauptungen entsprechen nicht unseren Grundsätzen“, heißt es.

Betriebsräte bei Lidl

In 39 zentralen Lidl-Lägern gibt es nach Angaben von Verdi nur vier Betriebsratsgremien. Auch in den über 3.000 Filialen gibt es so gut wie keine Betriebsräte. Und deren Arbeit soll schon länger erschwert werden. Bereits im Jahr 2016 berichtete der Businessinsider, dass Mitarbeiter, die damals einen Betriebsrat in Graben bei Augsburg gegründet hatten, bald schon vom Konzern bei ihrer Arbeit behindert worden sein sollen.

Quellen: Verdi und Businessinsider