Porsche hat die Lausitz im Blick: Zellenfertigung für Batterien geplant

Gegenüber der Kathodenfertigung von BASF soll in Schwarzheide ein paar Milliarden Euro investiert werden. In der neuen Fabrik werden tausende Arbeitsplätze entstehen.

porsche hat die lausitz im blick: zellenfertigung für batterien geplant

Seit mehr als zwei Jahren prüft Porsche den Bau einer Zellenfabrik in Schwarzheide.

Made in Germany war für Porsche schon einmal ausschlaggebend: Ende der 1990er Jahr fiel die Entscheidung für ein neues Werk in Leipzig. Heute montieren dort 4600 Mitarbeitende die Modelle Panamera und Macan. Womöglich kommen die Zellen für die Batterie des elektrischen Macan demnächst aus der Nachbarschaft. In Schwarzheide, 100 Kilometer östlich von Leipzig, plant die Porsche-Tochter Cellforce eine Gigafactory für Hochleistungszellen. Der Aufsichtsrat der Porsche AG befasst sich auf seiner Sitzung im Mai mit dem Thema. Außer Schwarzheide prüft der Konzern auch Standorte in Osteuropa.

Favorit des Cellforce-Managements ist die Lausitz, wo jedoch noch ein paar Details zu klären sind. Zum Beispiel die Höhe der staatlichen Förderung. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat dem Vernehmen nach 600 Millionen Euro in Aussicht gestellt, Porsche/Cellforce möchte 900 Millionen. Insgesamt kostete die Anlage mehrere Milliarden Euro.

Noch stört ein Segelflugverein

Das für die Zellfabrik vorgesehene Gelände östlich der Autobahn A 13 wird von einem Segelflugverein genutzt, der für den Flugplatz Schwarzheide/Schipkau einen Pachtvertrag bis 2030 besitzt. In Dutzenden Verhandlungen mit Vereinsvertretern und Anwälten, darunter zeitweise Gregor Gysi, haben sich Landesregierung, Wirtschaftsförderer und Kommunen in den vergangenen zweieinhalb Jahren um einen Ersatzstandort bemüht. Vergeblich. „Allein die Termine mit dem Verein füllen 18 Seiten“, berichtete der Schipkauer Bürgermeister Klaus Prietzel (CDU) dem Tagesspiegel. Jetzt reicht es der Politik.

Die örtlichen Genehmigungsbehörden ziehen die Daumenschrauben an und verbieten die Nutzung der Landebahn und der Gebäude. Auch das Flugrecht wird Prietzel zufolge aufgehoben. Die harten Maßnahmen sollen den Verein zum Einlenken bewegen und vom Alternativstandort überzeugen, für dessen Ertüchtigung elf Millionen Euro öffentlicher Mittel zur Verfügung stehen.

Die Freizeitflieger müssen nicht nur Platz machen für die Zellenfabrik von Cellforce. Auch ein Rechenzentrum sowie ein Logistik-Hub der BASF sollen auf dem 120 Hektar großen Flugplatzgelände untergebracht werden. Die Transformation der Lausitz von der Braunkohle zu Zukunftstechnologien kommt in Schwung.

BASF ist bereits da

Westlich der Autobahn hat BASF in den vergangenen Jahren eine Kathodenfertigung aufgebaut, sodass Cellforce einen der wichtigsten Lieferanten in der Nachbarschaft hätte. Was noch für Schwarzheide spricht: Es gibt ausreichend grünen Strom von Solar- und Windanlagen.

Die Verfügbarkeit von Windstrom war ein Faktor bei der Standortentscheidung von Northvolt in Schleswig-Holstein. Auf dem platten Land entsteht bei Heide für 4,5 Milliarden Euro eine Anlage mit 3000 Arbeitsplätzen und einer Kapazität von 60 Gigawatt. Vom Staat bekommt Northvolt 700 Millionen Euro Zuschüsse sowie Bürgschaften über 200 Millionen Euro, also ungefähr die Größenordnung, die sich Porsche vorstellt.

Pilotanlage bei Tübingen

Der Stuttgarter Sportwagenhersteller, der zum VW-Konzern gehört, hat vor knapp drei Jahren die Batterietochter Cellforce gegründet. Derzeit entsteht bei Tübingen eine Pilotfertigung für Hochleistungszellen. Partner für die Zellchemie ist BASF. Cellforce möchte die Energiedichte, die Leistungsfähigkeit sowie die Schnellladefähigkeit der Batteriezelle „auf ein völlig neues Level heben“. Die Kapazität der Pilotanlage, die in den kommenden Monaten in Betrieb geht, liegt bei einer Gigawattstunde (GW).

Mit 20 GW, das würde für rund 200.000 E-Autos ausreichen, hat die zweite Produktionsstätte eine andere Dimension. Das waren jedenfalls bislang die Pläne, doch womöglich wird das Projekt noch größer. In Schwarzheide/Schipkau hofft man sogar auf bis zu 5000 Arbeitsplätze.

Es gibt Alternativen zur Lausitz

Im Porsche-Aufsichtsrat, der von Wolfgang Porsche geleitet wird, gibt es indes nicht nur Befürworter der Lausitz. Angeblich finden sich auch Standorte in Kanada, Tschechien und Kroatien im Topf. Günstige Energiekosten und hohe Förderung gaben zuletzt für Nordamerika den Ausschlag: Die Porsche-Mutter VW baut eine riesige Zellenfabrik in Kanada, und Daimler Truck eine ähnliche Anlage für E-Lkw-Batterien in den USA, wo die Lockmittel des Inflation Reduction Act wirken.

Für eine Zellenfertigung in Kroatien spricht bestenfalls der Hyper-Sportwagenhersteller Rimac aus Zagreb, an dem Porsche beteiligt ist. Tschechien indes werden kaum Chancen eingeräumt, da die Kosten dort nicht viel niedriger sind als in der Lausitz.

Schwarzheide ist der Favorit. Kein anderer Autohersteller legt so viel Wert auf Made in Germany wie Porsche. Und da sich der Aufsichtsrat Mitte Mai in Leipzig trifft, auch um dort die neue Macan-Fabrik zu besichtigen, ist eine Entscheidung für die Lausitz naheliegend.

News Related

OTHER NEWS

Ukraine-Update am Morgen - Verhandlungen mit Moskau wären „Kapitulationsmonolog" für Kiew

US-Präsident Joe Biden empfängt Wolodymyr Selenskyj im Weißen Haus. Evan Vucci/AP/dpa Die US-Regierung hält Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland zum jetzigen Zeitpunkt für „sinnlos”. Bei einem Unwetter in Odessa ... Read more »

Deutschland im Wettbewerb: Subventionen schaden dem Standort

Bundeskanzler Olaf Scholz am 15. November 2023 im Bundestag Als Amerikas Präsident Donald Trump im Jahr 2017 mit Handelsschranken und Subventionen den Wirtschaftskrieg gegen China begann, schrien die Europäer auf ... Read more »

«Godfather of British Blues»: John Mayall wird 90

John Mayall hat Musikgeschichte geschrieben. Man nennt ihn den «Godfather of British Blues». Seit den 1960er Jahren hat John Mayall den Blues geprägt wie nur wenige andere britische Musiker. In ... Read more »

Bund und Bahn: Einigung auf günstigeres Deutschlandticket für Studenten

Mit dem vergünstigten Deutschlandticket will Bundesverkehrsminister Wissing eine junge Kundengruppe dauerhaft an den ÖPNV binden. Bei der Fahrkarte für den Nah- und Regionalverkehr vereinbaren Bund und Länder eine Lösung für ... Read more »

Die Ukraine soll der Nato beitreten - nach dem Krieg

Die Ukraine soll nach dem Krieg Nato-Mitglied werden. Die Ukraine wird – Reformen vorausgesetzt – nach dem Krieg Mitglied der Nato werden. Das hat der Generalsekretär des Militärbündnisses, Jens Stoltenberg, ... Read more »

Präsidentin droht Anklage wegen Tod von Demonstranten

Lima. In Peru wurde eine staatsrechtlichen Beschwerde gegen Präsidentin Dina Boluarte eingeleitet. Sie wird für den Tod von mehreren regierungskritischen Demonstranten verantwortlich gemacht. Was der Politikerin jetzt droht. Perus Präsidentin ... Read more »

Novartis will nach Sandoz-Abspaltung stärker wachsen

ARCHIV: Das Logo des Schweizer Arzneimittelherstellers Novartis im Werk des Unternehmens in der Nordschweizer Stadt Stein, Schweiz, 23. Oktober 2017. REUTERS/Arnd Wiegmann Zürich (Reuters) – Der Schweizer Pharmakonzern Novartis will ... Read more »
Top List in the World