Denkwürdige Chancen auf ein EM-Ticket

Düsseldorf. Italien wankt, einstige Fußball-Zwerge hoffen: In der EM-Qualifikation fallen am Montag drei große Entscheidungen. Der große Gewinner dieser brisanten Konstellationen wurde häufig kritisiert.

denkwürdige chancen auf ein em-ticket

Die Mannschaften Italiens (l.) und der Ukraine legen eine Schweigeminute für die Opfer der Naturkatastrophen in Marokko und Libyen ein.

Den Wintereinbruch von Danzig konnten die Fußballer der Ukraine vor der ganz besonderen EM-Chance nur bedingt genießen. Zwar habe man sich über den ersten Schnee an sich gefreut „wie Kinder“, doch das Ernste und Bedrohliche schwingt auch 21 Monate nach Beginn des russischen Angriffskrieges immer mit. Man habe auch daran gedacht, dass die eigenen Soldaten es nun noch schwerer an der Front hätten, sagte Nationalspieler Walerij Bondar.

„Wir werden alles tun, um unsere Soldaten zu erfreuen“, kündigte der Verteidiger vor dem Qualifikationsspiel am Montag (20.45 Uhr/Nitro und DAZN) gegen Titelverteidiger Italien mit viel Pathos an. Weil in der Ukraine weiter nicht an Fußball zu denken ist, bereitete sich das Team um die Premier-League-Profis Mykhailo Mudryk und Oleksandr Sintschenko im winterlichen Danzig in Polen auf das Duell vor. Mudryk und Co. reisten am Samstag nach Leverkusen, wo vor vollen Rängen gespielt wird. Zuvor trug das Team bereits Heimspiele in Polen, der Slowakei und Tschechien aus.

„Fußball bedeutet für mich Emotionen, diese fehlen unserem Land und unserem Volk derzeit. Wir müssen auf dem Platz unseren Charakter zeigen. Deshalb wollen wir auch für die Menschen und unsere Soldaten spielen – und für den Frieden“, sagte Nationaltrainer Serhij Rebrow am Sonntag.

Gewinnt die Ukraine das direkte Duell im Rheinland, löst sie inmitten der Kriegssituation im eigenen Land tatsächlich das EM-Ticket für 2024. „Ich denke, wir haben gute Chancen“, sagte Coach Rebrow, der auch auf die Unterstützung des Publikums in der vollen BayArena in Leverkusen setzt. Der Europameister Italien hingegen würde nach der verpassten WM in Katar einen weiteren Vollflop erleben. Es ist ein hochemotionales Szenario, auf mehreren Ebenen.

„Ich möchte gar nicht über die Favoritenrolle sprechen. Auf dem Platz wird sich alles klären. Ich denke, dass wir eine riesige Motivation an den Tag legen werden. Daran wird es nicht liegen“, sagte Abwehrspieler Oleksandr Swatok. Die ukrainischen Profis sprechen unisono von „großem Stolz“, der sie in diesen Tagen eint und antreibt.

Favorit Italien genügt ein Remis, um den zweiten Tabellenplatz hinter den souveränen Engländern zu verteidigen. In diesem Fall stünde für die Ukraine die Playoff-Runde im März 2024 auf dem Programm. Das erste Spiel könnte dann gegen Israel, das aufgrund des Gaza-Kriegs derzeit ebenfalls fußballerisch heimatlos ist, stattfinden.

Die Europäische Fußball-Union UEFA ist vielfach für die auf 24 Teams aufgeblähte EM und das immer komplizierte Qualifikationssystem inklusive Nations League gerügt worden. Auf diesen Montagabend dürften die UEFA-Funktionäre – schon jetzt – mit großer Zufriedenheit blicken. Denn es spielen nicht nur die Ukraine und Italien in einer Art K.o.-Spiel inmitten der Gruppenphase um ein EM-Ticket.

Auch die einstigen Fußball-Zwerge Kasachstan sowie die Republik Moldau sind plötzlich in Reichweite der erstmaligen EM-Teilnahme. Die Kasachen spielen am Montag (20.45 Uhr) in Ljubljana bei den Slowenen. Zeitgleich tritt Moldau in Tschechien an. Die Außenseiter brauchen jeweils einen Auswärtssieg, um die – vor ein paar Jahren unvorstellbare – EM-Premiere zu schaffen und tatsächlich für Deutschland planen zu können.

Für die UEFA ist es ein ideales Szenario: Das Feld wird für einst chancenlose Teams – wie bereits Nordmazedonien 2021 – geöffnet und durchgemischt. Trotzdem haben Topnationen wie Italien oder die Polen mit Robert Lewandowski größte Mühe, sich zu qualifizieren. Norwegen und Superstürmer Erling Haaland sind trotz der Erweiterung sogar schon ganz draußen – und das zu einem Zeitpunkt, zu dem Luxemburg und Estland noch ernsthaft um ein EM-Ticket kämpfen.

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