Kunstbiennale in Venedig: Israelischer Pavillon bleibt vorerst geschlossen

Die Künstlerin Ruth Patir will ihre Ausstellung erst zeigen, wenn die Waffen in Nahost ruhen und die Geiseln frei sind. Die israelische Regierung informierte sie darüber nicht.

kunstbiennale in venedig: israelischer pavillon bleibt vorerst geschlossen

ILLUSTRATION – 07.05.2019, Italien, Venedig: Ein Gebäude mit dem Schriftzug «La Biennale» ist von Rauch umgeben. (zu dpa: «Israelischer Pavillon bei Kunstbiennale in Venedig öffnet nicht») Foto: Antonio Calanni/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Möglicherweise dramatischen Protesten in den Giardini sind die Macher des israelischen Pavillons nun zuvorgekommen: Am Tag der Pressevorbesichtigung der 60. Biennale in Venedig gab die israelische Künstlerin Ruth Patir bekannt, dass ihre Ausstellung so lange geschlossen bleibe, bis eine Vereinbarung über einen Waffenstillstand in Gaza und die Freilassung der israelischen Geiseln erreicht sei.

Damit führte sie herbei, wozu Protestierende bislang vergeblich aufgerufen hatten. Seit Februar hatte die „Art Not Genocide Alliance“ in einem offenen Brief den Ausschluss des israelischen Pavillons von der Biennale-Leitung gefordert, die dies jedoch verweigert hatte. Zu den Unterschreibenden gehören die Fotografin und Aktivistin Nan Goldin sowie 14 Künstler, die in diesem Jahr ihre Länder auf der Biennale vertreten, darunter solche aus Chile, Finnland und Nigeria.

Die israelische Regierung war nicht informiert

Besucher der Biennale erwartet am israelischen Pavillon nun nur noch ein Schild mit der englischen Aufschrift: „The artist and curators of the Israeli pavilion will open the exhibition when cease-fire and hostage release agreement is reached“. Außerdem ist durch die Glasfront ein Blick auf einen Zweieinhalb-Minuten-Film zu erhaschen, der einen Eindruck der Themenwelt von Ruth Patir gibt. Darin erwachen computeranimierte antike Fruchtbarkeitsfiguren zum Leben.

Das Thema Fruchtbarkeit und der entsprechende Druck auf Frauen beschäftigt Ruth Patir, seit ihr eine mögliche Kinderlosigkeit diagnostiziert wurde. Die außerhalb ihres Landes kaum bekannte Künstlerin war einen Monat vor den Attentaten der Hamas von einer durch das Kulturministerium bestellten Kunstkommission berufen worden. Ihre Ausstellung sollte den Titel „(M)otherland“ tragen, ursprünglich war auch die Bezeichnung „ein Fruchtbarkeitspavillon“ im Gespräch.

Die Künstlerin selbst, die eine kritische Haltung gegenüber der Regierung ihres Landes einnimmt, hatte sich bisher nicht zu den Protesten gegen den israelischen Pavillon geäußert und sich auf die Vorbereitung ihrer Ausstellung konzentriert. Ihr jetziger Schritt kommt umso überraschender, aber die Situation in Gaza sei „so viel größer als ich“, wie sie gegenüber der New York Times sagte, dass ihr nur noch eine Schließung des Pavillons als konsequent erschienen sei.

Diese gemeinsam mit der Kuratorin Mira Lapidot getroffene Entscheidung dürfte Kritik aus Israel evozieren, denn die Regierung, die den Pavillon zu Hälfte finanziert, wurde darüber nicht zuvor informiert. Die Künstlerin hat mit ihrer Aktion also eine Skandalisierung des israelischen Pavillons in Venedig vorerst abgewendet und zugleich womöglich einen anderen Skandal in ihrem Heimatland heraufbeschworen. Mit Protesten gegen die israelischen Angriffe in Gaza ist dennoch auf der Biennale zu rechnen.

News Related

OTHER NEWS

Ukraine-Update am Morgen - Verhandlungen mit Moskau wären „Kapitulationsmonolog" für Kiew

US-Präsident Joe Biden empfängt Wolodymyr Selenskyj im Weißen Haus. Evan Vucci/AP/dpa Die US-Regierung hält Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland zum jetzigen Zeitpunkt für „sinnlos”. Bei einem Unwetter in Odessa ... Read more »

Deutschland im Wettbewerb: Subventionen schaden dem Standort

Bundeskanzler Olaf Scholz am 15. November 2023 im Bundestag Als Amerikas Präsident Donald Trump im Jahr 2017 mit Handelsschranken und Subventionen den Wirtschaftskrieg gegen China begann, schrien die Europäer auf ... Read more »

«Godfather of British Blues»: John Mayall wird 90

John Mayall hat Musikgeschichte geschrieben. Man nennt ihn den «Godfather of British Blues». Seit den 1960er Jahren hat John Mayall den Blues geprägt wie nur wenige andere britische Musiker. In ... Read more »

Bund und Bahn: Einigung auf günstigeres Deutschlandticket für Studenten

Mit dem vergünstigten Deutschlandticket will Bundesverkehrsminister Wissing eine junge Kundengruppe dauerhaft an den ÖPNV binden. Bei der Fahrkarte für den Nah- und Regionalverkehr vereinbaren Bund und Länder eine Lösung für ... Read more »

Die Ukraine soll der Nato beitreten - nach dem Krieg

Die Ukraine soll nach dem Krieg Nato-Mitglied werden. Die Ukraine wird – Reformen vorausgesetzt – nach dem Krieg Mitglied der Nato werden. Das hat der Generalsekretär des Militärbündnisses, Jens Stoltenberg, ... Read more »

Präsidentin droht Anklage wegen Tod von Demonstranten

Lima. In Peru wurde eine staatsrechtlichen Beschwerde gegen Präsidentin Dina Boluarte eingeleitet. Sie wird für den Tod von mehreren regierungskritischen Demonstranten verantwortlich gemacht. Was der Politikerin jetzt droht. Perus Präsidentin ... Read more »

Novartis will nach Sandoz-Abspaltung stärker wachsen

ARCHIV: Das Logo des Schweizer Arzneimittelherstellers Novartis im Werk des Unternehmens in der Nordschweizer Stadt Stein, Schweiz, 23. Oktober 2017. REUTERS/Arnd Wiegmann Zürich (Reuters) – Der Schweizer Pharmakonzern Novartis will ... Read more »
Top List in the World