Konjunktur: Bundesregierung hebt Prognose, Ifo-Geschäftsklima steigt überraschend

Inflation und Zinsanstieg hatten die deutsche Wirtschaft unter Druck gesetzt, doch nun gibt es Zeichen der Besserung: Der Ifo-Geschäftsklimaindex steigt überraschend stark, und Wirtschaftsminister Habeck hebt seine Prognose an. Ökonomen äußern sich hoffnungsvoller.

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Konjunktur: Bundesregierung hebt Prognose, Ifo-Geschäftsklima steigt überraschend

Die Bundesregierung hat ihre Konjunkturprognose für dieses Jahr leicht angehoben. Es mehrten sich die Anzeichen dafür, dass die deutsche Wirtschaft im Frühjahr an einem konjunkturellen Wendepunkt stehe, teilte das Wirtschaftsministerium am Mittwoch in Berlin mit. Passend dazu meldete das Ifo-Institut in München einen überraschend starken Anstieg seines Geschäftsklimaindexes. Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft ist demnach so gut wie seit fast einem Jahr nicht mehr.

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Die Bundesregierung erwartet in diesem Jahr nun ein Wachstum von 0,3 Prozent. Im Februar hatte die Regierung ihre Prognose drastisch heruntergeschraubt – auf ein Mini-Plus des Bruttoinlandsprodukts von nur noch 0,2 Prozent.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (54, Grüne) sagte, das Ministerium sehe im weiteren Jahresverlauf Zeichen für eine leichte konjunkturelle Aufhellung. So gehe die Inflation weiter zurück. Der Anstieg der Verbraucherpreise dürfte sich nach der Prognose nach 5,9 Prozent im vergangenen Jahr auf 2,4 Prozent im laufenden Jahr verringern. Das stärke die Kaufkraft der Menschen und stütze die Erholung des privaten Konsums. Für 2025 erwartet die Bundesregierung ein Wachstum von 1,0 Prozent.

Das Ifo-Geschäftsklima als wichtigster Gradmesser für die Konjunktur stieg überraschend stark um 1,5 auf 89,4 Punkte, wie das Münchner Ifo-Institut zu seiner Umfrage unter rund 9000 Führungskräften mitteilte. Das Barometer kletterte damit den dritten Monat in Folge, was als Signal für eine Konjunkturwende gilt. Die Firmen beurteilten ihre Geschäftslage und die Aussichten für die kommenden Monate günstiger als zuletzt. „Die Konjunktur stabilisiert sich, vor allem durch die Dienstleister“, sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest (55).

In der Industrie verbesserte sich die Stimmung zwar insgesamt, aber die Betriebe bewerteten ihre Lage schlechter und der Auftragsbestand sank weiter. „Produktionssteigerungen sind nicht in Sicht“, betonte Fuest. Im Dienstleistungssektor hingegen hellte sich das Geschäftsklima merklich auf. Auch im Handel stieg der Index. „Die Geschäftserwartungen verbesserten sich deutlich, bleiben allerdings insgesamt pessimistisch.“ Am Bau ging es das dritte Mal in Folge bergauf – dank weniger pessimistischer Erwartungen. Die Lage wurde aber schlechter beurteilt und viele Firmen klagten über Auftragsmangel.

Auch Ökonomen erwarten eine allmähliche Erholung. „Die deutsche Wirtschaft arbeitet sich aus ihrer Schwächephase heraus“, sagte Ifo-Konjunkturfachmann Klaus Wohlrabe der Nachrichtenagentur Reuters. „Das sieht nach Trendwende aus“, betonte LBBW-Experte Jens-Oliver Niklasch. Einiges spreche dafür, „dass wir im Winter das Konjunkturtief gesehen haben“. Commerzbank-Chefökonom Jörg Krämer sieht den Ifo-Index als recht klares Aufwärtssignal. „Dennoch stehen wir nicht vor einem starken Aufschwung, weil die Standortqualität seit den Merkel-Jahren erodiert und die Bundesregierung nicht entschlossen gegensteuert.“ Immerhin dürfte die Phase fallender Konjunkturprognosen vorbei sein. „Im tiefen Schacht geht die Lampe an“, sagte auch Chefvolkswirt Alexander Krüger von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank.

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