Kein Geld für Agrarbarone

Gastwirtschaft

Kein Geld für Agrarbarone

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Dürre in Katalonien: ein ausgetrocknetes Flußbett.

Hitzewellen und Starkregen stellen Bauern und Bäuerinnen vor riesige Herausforderungen. Landwirtschaft muss ganz neu gedacht werden, wenn es sie überhaupt noch geben kann. Die Kolumne „Gastwirtschaft“ von Christoph Bautz.

Die aktuellen Klima-Daten der Europäischen Umweltagentur sind erschreckend: Europa erhitzt sich deutlich schneller als der Rest der Welt. Hierzulande drohen bis zu 50 Grad und Megadürren. Schon in den letzten Jahren haben Hitzewellen oder Starkregen die Landwirtschaft vor riesige Herausforderungen gestellt. Sie werden in Zukunft bittere Normalität sein.

Was das bedeutet, zeigt derzeit die spanische Region Katalonien. Die Dürre ist so groß, dass die Landwirtschaft 80 Prozent Wasser einsparen muss. Herkömmliche Anbaumethoden funktionieren nicht mehr. Landwirtschaft muss ganz neu gedacht werden, wenn es sie überhaupt noch geben kann.

Das müssen wir auch tun. Was da heißt? Wir müssen Wasser in der Fläche halten. Denn auch wenn es in den vergangenen Monaten viel regnete – seit 2000 verliert das Land laut Klima-Monitoringbericht 2,5 Kubikkilometer Wasser pro Jahr – und damit in etwa die Menge des Bodensees. Statt Moore weiter auszutrocknen und die Landschaft zu entwässern, müssen wir sie wiedervernässen und das Wasser durch gute Anbaumethoden in der Fläche halten.

Wir müssen zudem die Nutztierbestände halbieren und weniger tierische Produkte konsumieren. 60 Prozent des Getreides in der Europäischen Union landen in den Futtertrögen für die Massentierhaltung und werden in Monokulturen angebaut, die in Zeiten der Klimakrise keine Zukunft mehr haben.

Und wir brauchen Bäume auf dem Acker. So wie in den Tropen auch mit ausgefeilten Agroforstsystemen Landwirtschaft betrieben wird, können Gehölze bei Hitze die Verdunstung der Nutzpflanzen und bei Starkregen Bodenerosion mindern.

Das sind riesige Herausforderungen für Bäuerinnen und Bauern und wird nur gelingen, wenn wir sie mit genug Geld dafür unterstützen. Die Agrarsubventionen aus Brüssel müssen daher ganz anders eingesetzt werden. Nicht mehr für Agrarbarone, stattdessen für jene, die klimaschonend und -angepasst produzieren wollen.

Doch derzeit passiert genau das Gegenteil. In Brüssel werden unter dem Druck der Agrarlobby etliche Arten- und Klimaschutzregelungen abgeschafft und dafür gesorgt, dass die Agrarsubventionen weiter an die Lobby fließen. Das Gute ist: Bei der Europawahl können wir in zwei Monaten für eine Politik in eine andere Richtung stimmen. Dafür ist es höchste Zeit.

Der Autor ist Geschäftsführender Vorstand von Campact und Diplom-Biologe.

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