Katar will eigene Vermittlerrolle „völlig neu bewerten“

Das Golfemirat Katar sieht seine Rolle als Vermittler im Krieg Israels gegen die radikalislamischen Hamas missbraucht. Das teilte Katars Ministerpräsident Al Thani bei einer Pressekonferenz mit. Al Thani erwähnte auch Politiker, die aus Wahlkampfgründen versuchten das Land schlechtzureden.

katar will eigene vermittlerrolle „völlig neu bewerten“

Der katarische Premier- und Außenminister in Personalunion: Mohammed bin Abdulrahman Al Thani AFP/KARIM JAAFAR

Das Golfemirat Katar will seine Rolle als Vermittler zwischen der israelischen Regierung und der radikalislamischen Hamas überdenken. Katars Rolle sei in gewissem Maße für politische Zwecke missbraucht worden, sagte Ministerpräsident Mohammed bin Abdulrahman Al Thani am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Doha. Er fügte hinzu, es gäbe „Politiker, die versuchen, Wahlkampf zu machen, indem sie den Staat Katar schlecht machen.“

Wen und was er dabei konkret meinte, führte er nicht aus. „Dies hat Katar dazu veranlasst, seine Rolle völlig neu zu bewerten und wir befinden uns derzeit in dieser Phase“, sagte der Ministerpräsident, der auch Außenminister des Golfstaats ist, weiter. „Wir bekennen uns zu unserer Rolle aus einem humanitären Kontext heraus, aber dieser Rolle sind Grenzen gesetzt.“

Israel und die Hamas verhandeln indirekt seit Monaten nach dem islamistisch-terroristischen Angriff vom 7. Oktober auf Israel. Katar tritt dabei gemeinsam mit den USA und Ägypten als Vermittler bei den Gesprächen über eine Feuerpause und die Freilassung der verbleibenden Geiseln im Gaza-Streifen auf.

Ein Durchbruch bei den Verhandlungen ist derzeit nicht absehbar. Israel und die Hamas werfen einander vor, die indirekten Gespräche zu behindern. Al-Thani erklärte am Mittwoch, die Vermittlungen seien „ins Stocken geraten“.

In Doha spricht der türkische Minister mit dem Hamas-Chef

„Wir befinden uns in einer heiklen Phase, in der es zu einem gewissen Stillstand gekommen ist, und wir versuchen so weit wie möglich, diesen Stillstand zu überwinden“, sagte Katars Regierungschef.

Ende November hatten sich die Konfliktparteien auf eine mehrtägige Feuerpause geeinigt, während der dutzende Geiseln im Austausch für eine deutlich größere Anzahl palästinensischer Häftlinge freigelassen worden waren.

Der türkische Außenminister Hakan Fidan, der am Mittwoch in Doha zu Besuch war, erklärte, er habe „drei Stunden lang“ mit Hamas-Chef Ismail Hanija und Vertretern der radikalislamischen Palästinenserorganisation gesprochen – unter anderem über die Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gaza-Streifen. Hanija soll am Wochenende in der Türkei mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan zusammentreffen.

katar will eigene vermittlerrolle „völlig neu bewerten“

Der türkische Außenminister Hakan Fidan während einer Pressekonferenz in Doha AFP/KARIM JAAFAR

In der gemeinsamen Pressekonferenz mit Al-Thani warf Fidan außerdem dem israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu vor, die Nahostregion für den Erhalt seiner eigenen Macht in einen Krieg verwickeln zu wollen. „Es ist offensichtlich, dass (Benjamin) Netanjahu versucht, die Region in einen Krieg hineinzuziehen, um an der Macht zu bleiben“, sagte der Minister.

Der Krieg im Gaza-Streifen war durch den Großangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober ausgelöst worden, bei dem nach israelischen Angaben 1170 Menschen getötet sowie rund 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt wurden. Israel geht seither massiv militärisch im Gaza-Streifen vor. Dabei wurden nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, bisher mehr als 33.890 Menschen getötet.

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