Kampfpanzer der Zukunft - Pistorius in Paris

kampfpanzer der zukunft - pistorius in paris

Boris Pistorius (l) und Sébastien Lecornu geben sich nach der Unterzeichnung der Absichtserklärung beider Länder für das Kampfpanzersystem der Zukunft die Hand.

Mit der gemeinsamen Entwicklung eines hochmodernen Landkampfsystems wollen sich Deutschland und Frankreich auf militärische Bedrohungen kommender Jahrzehnte vorbereiten. Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) und sein französischer Amtskollege Sébastien Lecornu unterzeichneten dazu in Paris eine Vereinbarung («Memorandum of Understanding»), in dem auch die lange umstrittene Aufgabenverteilung festgelegt wurde.

kampfpanzer der zukunft - pistorius in paris

Boris Pistorius kommt auf dem Pariser Militärflughafen an.

Das milliardenschweren Großprojekt «Main Ground Combat System» (MGCS) soll demnach entlang von acht Säulen gegliedert sein. In jeweils zwei davon haben Deutschland und Frankreich die Führung. Die anderen vier Säulen sollen gemeinsam koordiniert werden.

kampfpanzer der zukunft - pistorius in paris

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius auf dem Weg nach Paris.

Pistorius: «Landkampfsystem der Zukunft»

«Wir wollen mit MGCS das Landkampfsystem der Zukunft bauen», sagte Pistorius bei einer Pressekonferenz mit Lecornu.  Es gehe nicht um die Weiterentwicklung der Kampfpanzer Leopard und Leclerc, «sondern es geht um etwas völlig Neues: miteinander vernetzte Gefechtsfahrzeuge, die teilweise auch unbemannt operieren können».

Während Frankreich beim gemeinsamen Luftkampfsystem FCAS am Ruder ist, soll Deutschland das Landkampfsystem steuern. «Wir übernehmen da die Führung», sagte Pistorius. Zugleich sollen aber die Industrien beider Staaten etwa gleich teilhaben. Pistorius sagte: «Wir sind uns einig, dass es eine beiderseitige Wertschöpfung der Industrie von 50 Prozent jeweils geben soll und muss, damit das auch ein klar paritätisches Modell sein kann.»

Militärischer Technologiesprung

Das Landkampfsystem soll einen künftigen Kampfpanzer in einem Datennetzwerk mit Unterstützungswaffen wie Drohnen und andere unbemannte Systeme verbinden und somit einen militärischen Technologiesprung ermöglichen. «Es geht nicht um dem Panzer der Zukunft, sondern um die Zukunft der Panzersysteme», sagte Lecornu dazu. Er betonte die Freundschaft Frankreichs mit Deutschland und dass offen geredet worden sei.

Industrielle Verteilungskämpfe hatten zu Verzögerungen und zu Spannungen zwischen Berlin und Paris geführt. Hinter den politischen Kulissen hatte es immer wieder mal gekracht. Ziel ist nun, Verhandlungen zum Industrievertrag für die Phase der Technologiedemonstration bis zum Ende des Jahres zum Abschluss zu führen. Auch andere europäische Staaten sollen für Beteiligung an dem Projekt gewonnen werden. Pistorius nannte Italien und Polen.

Viele Technologien müssen erst noch entwickelt oder weiterentwickelt werden. Dabei sollen Lehren aus dem Verlauf des Krieges in der Ukraine und Annahmen über die Fähigkeiten möglicher Gegner einfließen. Dass Waffensysteme auch unbemannt funktionieren sollen, könnte Teil einer Antwort auf den Mangel an Soldaten in westlichen Gesellschaften sowie demografische Veränderungen sein. Frühere Erfahrungen zeigen, dass Verzögerungen und Kostensteigerungen als Gefahren lauern.

Eine Projektgesellschaft mit mehreren Firmen

Für das MGCS-Programm ist eine Projektgesellschaft geplant, die aus den Firmen KNDS Deutschland (früher KMW), KNDS France, Rheinmetall Landsysteme und Thales SIX bestehen soll. Sie soll unter gemeinsamer deutsch-französischer Führung die vier Plattformanteile des Gesamtsystems MGCS – die Kanonenplattform, die Flugkörperplattform, die Kampfunterstützungsplattform und das Einsatzsystem – abdecken.

Unterhalb der Projektgesellschaft soll es die acht Säulen geben. Deutschland führt die Entwicklung der Plattform mit Fahrgestell und automatisierter Navigation (Säule 1) sowie Schutz und Panzerungssysteme und Drohnenabwehr (Säule 7). Frankreich führt die sogenannte Sekundärbewaffnung wie mit Lenkflugkörpern (Säule 3) und den Technologiebereich Sensorik (Säule 6).

Gemeinsam gesteuert wird aber das Kommunikations-, Führungs- und Einsatzsystem als «digitales Nervensystem» (Säule 4) sowie eine Simulationsumgebung (Säule 5) und Unterstützung, Logistik und Infrastruktur (Säule 8). Zudem läuft unter deutsch-französischer Führung die Entwicklung von Kanone, Turm und Munition (Säule 2). In einem ersten Schritt sollen dabei jeweils national unterschiedliche Kanonensysteme entwickelt und nach einer Vergleichserprobung ein System ausgewählt werden – dies ein erkennbares Zeichen von bestehender Uneinigkeit.

News Related

OTHER NEWS

Ukraine-Update am Morgen - Verhandlungen mit Moskau wären „Kapitulationsmonolog" für Kiew

US-Präsident Joe Biden empfängt Wolodymyr Selenskyj im Weißen Haus. Evan Vucci/AP/dpa Die US-Regierung hält Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland zum jetzigen Zeitpunkt für „sinnlos”. Bei einem Unwetter in Odessa ... Read more »

Deutschland im Wettbewerb: Subventionen schaden dem Standort

Bundeskanzler Olaf Scholz am 15. November 2023 im Bundestag Als Amerikas Präsident Donald Trump im Jahr 2017 mit Handelsschranken und Subventionen den Wirtschaftskrieg gegen China begann, schrien die Europäer auf ... Read more »

«Godfather of British Blues»: John Mayall wird 90

John Mayall hat Musikgeschichte geschrieben. Man nennt ihn den «Godfather of British Blues». Seit den 1960er Jahren hat John Mayall den Blues geprägt wie nur wenige andere britische Musiker. In ... Read more »

Bund und Bahn: Einigung auf günstigeres Deutschlandticket für Studenten

Mit dem vergünstigten Deutschlandticket will Bundesverkehrsminister Wissing eine junge Kundengruppe dauerhaft an den ÖPNV binden. Bei der Fahrkarte für den Nah- und Regionalverkehr vereinbaren Bund und Länder eine Lösung für ... Read more »

Die Ukraine soll der Nato beitreten - nach dem Krieg

Die Ukraine soll nach dem Krieg Nato-Mitglied werden. Die Ukraine wird – Reformen vorausgesetzt – nach dem Krieg Mitglied der Nato werden. Das hat der Generalsekretär des Militärbündnisses, Jens Stoltenberg, ... Read more »

Präsidentin droht Anklage wegen Tod von Demonstranten

Lima. In Peru wurde eine staatsrechtlichen Beschwerde gegen Präsidentin Dina Boluarte eingeleitet. Sie wird für den Tod von mehreren regierungskritischen Demonstranten verantwortlich gemacht. Was der Politikerin jetzt droht. Perus Präsidentin ... Read more »

Novartis will nach Sandoz-Abspaltung stärker wachsen

ARCHIV: Das Logo des Schweizer Arzneimittelherstellers Novartis im Werk des Unternehmens in der Nordschweizer Stadt Stein, Schweiz, 23. Oktober 2017. REUTERS/Arnd Wiegmann Zürich (Reuters) – Der Schweizer Pharmakonzern Novartis will ... Read more »
Top List in the World