„Kalifat ist die Lösung“ – Mehr als 1000 Islamisten gehen in Hamburg auf die Straße

Die Gruppe „Muslim Interaktiv“ hat mehr als 1000 Menschen zu einer islamistischen Kundgebung in Hamburg mobilisiert. Die Teilnehmer forderten ein Ende der „Wertediktatur“ und der Unterstützung Israels. Hinter den Organisatoren steht eine Art islamistischer Influencer.

„kalifat ist die lösung“ – mehr als 1000 islamisten gehen in hamburg auf die straße

Teilnehmer der islamistischen Demonstration in Hamburg dpa/Axel Heimken

Verstörende Bilder aus Hamburg: Mehr als 1000 Menschen sind am Samstag dem Aufruf von Islamisten zu einer Demonstration am Steindamm im Stadtteil St. Georg gefolgt. Dort machten die Teilnehmer dann ihre Ablehnung gegenüber Deutschland deutlich.

Einige Teilnehmer brachten Schilder mit Aufschriften wie „Kalifat ist die Lösung“ mit zu der Kundgebung. „Nein zur Wertediktatur“ stand auf anderen Transparenten. Die Ablehnung freiheitlich-demokratischer Werte gipfelte auch in dem Schlachtruf „Stoppt die Wertediktatur“.

Immer wieder riefen die Demonstranten auch „Allahu Akbar“ („Gott ist groß“) im Chor als Antwort auf Redner auf einer Bühne. Einige Teilnehmer schwenkten Fahnen, die das islamische Glaubensbekenntnis, die Schahada, zeigten. Zudem reckten sie den Zeigefinger in die Höhe, der sogenannte Tauhid-Finger. Dieser gilt im Islam als Symbol der Einheit und Einzigartigkeit Gottes, wird aber auch von Islamisten als Zeichen benutzt.

Zu der Kundgebung hatte die Gruppe „Muslim Interaktiv“ aufgerufen. Sie gilt nach Einschätzung des Hamburger Verfassungsschutzes als gesichert extremistische Bestrebung und steht ideologisch der islamistischen Hizb ut-Tahrir nah, die ein Kalifat auf Basis der Scharia errichten will und mit einem Betätigungsverbot belegt ist.

Raheem alias Joe Adade Boateng – ein islamistischer Influencer

Anführer der Gruppe ist Joe Adade Boateng, der sich selbst Raheem Boateng nennt. Nach einem Bericht des „Hamburger Abendblatt“ studiert der 25-Jährige an der Hamburger Universität Lehramt, doch auf Instagram und TikTok ist er eine Art islamistischer Influencer.

Boateng und „Muslim Interaktiv“ richten sich gezielt an junge Muslime in Deutschland und thematisieren Alltagsprobleme wie Diskriminierung. Mit der Entscheidung zwischen Deutscher oder Muslim, Koran oder Grundgesetz präsentieren sie dann die vermeintlich simple Lösung.

„kalifat ist die lösung“ – mehr als 1000 islamisten gehen in hamburg auf die straße

„Kalifat ist die Lösung“ hatten einige Teilnehmer auf ihre Plakate geschrieben dpa/Axel Heimken

Auch vor dem Hintergrund des Gaza-Krieges mobilisieren Boateng und „Muslim Interaktiv“ ihre Anhänger – und vereinzelt auch Anhängerinnen. „Staatsräson tötet“ schrieben einige Teilnehmer der Demonstration auf ihre Plakate und warfen der deutschen Politik damit vor, durch die Unterstützung Israels für den Tod von Zivilisten in Gaza verantwortlich zu sein.

Videos der Kundgebung teilte „Muslim Interaktiv“ auch in Sozialen Netzwerken, darunter auch auf X, früher Twitter.

Auch an der Berichterstattung über den Nahost-Konflikt arbeiteten sich die Teilnehmer ab. „Bild“, WELT, „Spiegel“, „Focus“ und der „Tagesschau“ wurde auf Plakaten vorgeworfen, taub, stumm und blind zu sein. Ein Vertreter von „Muslim Interaktiv“ rief auf dem Instagram-Kanal zuvor zu einer „Demonstration gegen die mediale Islamhetze“ auf.

Die Kundgebung wurde von einem Großaufgebot der Polizei gesichert. Zu Zwischenfällen kam es nach Polizeiangaben nicht. Die Polizei gab die Zahl der Teilnehmer mit 1100 an.

„Muslim Interaktiv“ hatte bereits Ende Oktober vergangenen Jahres trotz Verbots eine Demonstration in St. Georg organisiert. Im Februar 2023 mobilisierte die Gruppierung 3500 Menschen zu einer Kundgebung gegen eine Koranverbrennung in Schweden.

Im November zogen Islamisten bei einer Großdemonstration durch Essen. Das löste eine bundespolitische Debatte aus, ob Gegnern des Staates und der Demokratie zu viel Raum gegeben wird.

News Related

OTHER NEWS

Ukraine-Update am Morgen - Verhandlungen mit Moskau wären „Kapitulationsmonolog" für Kiew

US-Präsident Joe Biden empfängt Wolodymyr Selenskyj im Weißen Haus. Evan Vucci/AP/dpa Die US-Regierung hält Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland zum jetzigen Zeitpunkt für „sinnlos”. Bei einem Unwetter in Odessa ... Read more »

Deutschland im Wettbewerb: Subventionen schaden dem Standort

Bundeskanzler Olaf Scholz am 15. November 2023 im Bundestag Als Amerikas Präsident Donald Trump im Jahr 2017 mit Handelsschranken und Subventionen den Wirtschaftskrieg gegen China begann, schrien die Europäer auf ... Read more »

«Godfather of British Blues»: John Mayall wird 90

John Mayall hat Musikgeschichte geschrieben. Man nennt ihn den «Godfather of British Blues». Seit den 1960er Jahren hat John Mayall den Blues geprägt wie nur wenige andere britische Musiker. In ... Read more »

Bund und Bahn: Einigung auf günstigeres Deutschlandticket für Studenten

Mit dem vergünstigten Deutschlandticket will Bundesverkehrsminister Wissing eine junge Kundengruppe dauerhaft an den ÖPNV binden. Bei der Fahrkarte für den Nah- und Regionalverkehr vereinbaren Bund und Länder eine Lösung für ... Read more »

Die Ukraine soll der Nato beitreten - nach dem Krieg

Die Ukraine soll nach dem Krieg Nato-Mitglied werden. Die Ukraine wird – Reformen vorausgesetzt – nach dem Krieg Mitglied der Nato werden. Das hat der Generalsekretär des Militärbündnisses, Jens Stoltenberg, ... Read more »

Präsidentin droht Anklage wegen Tod von Demonstranten

Lima. In Peru wurde eine staatsrechtlichen Beschwerde gegen Präsidentin Dina Boluarte eingeleitet. Sie wird für den Tod von mehreren regierungskritischen Demonstranten verantwortlich gemacht. Was der Politikerin jetzt droht. Perus Präsidentin ... Read more »

Novartis will nach Sandoz-Abspaltung stärker wachsen

ARCHIV: Das Logo des Schweizer Arzneimittelherstellers Novartis im Werk des Unternehmens in der Nordschweizer Stadt Stein, Schweiz, 23. Oktober 2017. REUTERS/Arnd Wiegmann Zürich (Reuters) – Der Schweizer Pharmakonzern Novartis will ... Read more »
Top List in the World