„Bedrohung für Weltbild“ religiöser Eltern - Schwuler Lehrer verliert nach Protesten konservativer Eltern den Job

„bedrohung für weltbild“ religiöser eltern - schwuler lehrer verliert nach protesten konservativer eltern den job

Ein Lehrer vor einer Klasse (Symbolbild). Getty Images

Ein schwulerer Lehrer aus Zürich hat seine Stelle verloren, nachdem konservative Eltern gegen seine Art des Sexualkundeunterrichts protestierten. Der Mann wurde auch persönlich zur Zielscheibe.

In der Schweizer Gemeinde Pfäffikon im Kanton Zürich wurde ein homosexueller Lehrer offenbar aufgrund des Protests konservativer Eltern entlassen. Laut „Tages-Anzeiger“ hieß es zunächst, dass die Inhalte des von ihm geleiteten Sexualkundeunterrichts auf Widerstand bei einigen Eltern mit starkem freikirchlich-konservativem und muslimischem Hintergrund stießen.

Schwuler Lehrer wird zur Zielscheibe

Der Lehrer, der unter dem Pseudonym Daniel Brunner bekannt ist, soll dem Bericht zufolge im Sommer 2023 den Sexualkundeunterricht seiner 5. Klasse begonnen haben. Er habe darauf Wert gelegt, dass seine Schüler in einer sicheren Umgebung frei über Themen wie Freundschaft, Liebe und Sexualität sprechen können. Doch bereits vor den Herbstferien 2023 sollen sich erstmals besorgte Eltern gemeldet haben. Nach einem Elterngespräch mit Brunner hatten diese den Eindruck, ihre Anliegen seien nicht verstanden worden.

Wütende Mütter forderten im weiteren Verlauf die Entlassung ihrer Kinder aus dem Unterricht und Brunners Homosexualität wurde in den Mittelpunkt der Diskussion gerückt. Die aufgebrachten Eltern, darunter drei muslimische Paare, verfassten einen 13-seitigen Brief an die Schulpflege und den Leiter Bildung. Sie behaupteten, er hätte die Schüler aufgefordert, zuhause zu masturbieren, was sich aber als frei erfunden herausstellte.

„Üble Nachrede“ durch Aussagen der Eltern

Die Schulleitung unterstützte zunächst den Lehrer und wies in einem Elternschreiben die Vorwürfe entschieden zurück, er habe den Unterricht altersgerecht umgesetzt und die pädagogische Aufgabe „voll und ganz“ erfüllt. Einige Elternaussagen würden sogar an „üble Nachrede“ grenzen. Neue Vorwürfe sorgten dafür, dass der Lehrer psychisch zusammenbrach und seiner Arbeit nicht mehr nachgehen konnte. Die Eltern gaben an, dass sie ihn aufgrund seiner Sexualität als „Bedrohung für ihr Weltbild“ empfanden.

Ende Januar beschloss Brunner dann, eine Auszeit zu nehmen und suchte rechtlichen Beistand beim Zürcher Lehrerinnen- und Lehrerverband (ZLV). Das Lehrerkollegium und einige Eltern stellten sich auf seine Seite und beklagten, dass ihre Kinder auf einen beliebten Lehrer verzichten müssten. „Brunner werde wegen seiner Homosexualität diskriminiert“, zitiert der „Tages-Anzeiger“ aus einem Brief, den die Mehrheit der Lehrer an die Schulleitung schickte.

Kritik an der Schulleitung

Trotz der Unterstützung und der angestrebten Vertragsauflösungsverhandlungen mit seinem Anwalt, der mehrere Rechtsverletzungen geltend machte, erhielt Brunner im Februar eine E-Mail von der Schulleitung. Darin wurde ihm mitgeteilt, dass „die Basis für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit“ nicht mehr gegeben sei und man sich gezwungen sehe, das Arbeitsverhältnis aufzulösen. Die Schulleitung bedauerte die „widersprüchliche Kommunikation“, blieb aber bei ihrer Entscheidung.

Der Präsident des Lehrerverbands Christian Hügi sagte gegenüber „Züriost“: „Wie jeder Arbeitgeber steht die Schule in der Pflicht, ihre Arbeitnehmer vor ungerechtfertigten Angriffen zu schützen.“ Dies sei hier nicht passiert, man wollte den Fall nun aufarbeiten.

News Related

OTHER NEWS

Ukraine-Update am Morgen - Verhandlungen mit Moskau wären „Kapitulationsmonolog" für Kiew

US-Präsident Joe Biden empfängt Wolodymyr Selenskyj im Weißen Haus. Evan Vucci/AP/dpa Die US-Regierung hält Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland zum jetzigen Zeitpunkt für „sinnlos”. Bei einem Unwetter in Odessa ... Read more »

Deutschland im Wettbewerb: Subventionen schaden dem Standort

Bundeskanzler Olaf Scholz am 15. November 2023 im Bundestag Als Amerikas Präsident Donald Trump im Jahr 2017 mit Handelsschranken und Subventionen den Wirtschaftskrieg gegen China begann, schrien die Europäer auf ... Read more »

«Godfather of British Blues»: John Mayall wird 90

John Mayall hat Musikgeschichte geschrieben. Man nennt ihn den «Godfather of British Blues». Seit den 1960er Jahren hat John Mayall den Blues geprägt wie nur wenige andere britische Musiker. In ... Read more »

Bund und Bahn: Einigung auf günstigeres Deutschlandticket für Studenten

Mit dem vergünstigten Deutschlandticket will Bundesverkehrsminister Wissing eine junge Kundengruppe dauerhaft an den ÖPNV binden. Bei der Fahrkarte für den Nah- und Regionalverkehr vereinbaren Bund und Länder eine Lösung für ... Read more »

Die Ukraine soll der Nato beitreten - nach dem Krieg

Die Ukraine soll nach dem Krieg Nato-Mitglied werden. Die Ukraine wird – Reformen vorausgesetzt – nach dem Krieg Mitglied der Nato werden. Das hat der Generalsekretär des Militärbündnisses, Jens Stoltenberg, ... Read more »

Präsidentin droht Anklage wegen Tod von Demonstranten

Lima. In Peru wurde eine staatsrechtlichen Beschwerde gegen Präsidentin Dina Boluarte eingeleitet. Sie wird für den Tod von mehreren regierungskritischen Demonstranten verantwortlich gemacht. Was der Politikerin jetzt droht. Perus Präsidentin ... Read more »

Novartis will nach Sandoz-Abspaltung stärker wachsen

ARCHIV: Das Logo des Schweizer Arzneimittelherstellers Novartis im Werk des Unternehmens in der Nordschweizer Stadt Stein, Schweiz, 23. Oktober 2017. REUTERS/Arnd Wiegmann Zürich (Reuters) – Der Schweizer Pharmakonzern Novartis will ... Read more »
Top List in the World