Herzi Halevi (li.) bei einer Lagebesprechung mit Mitgliedern des Generalstabsforums auf dem Militärstützpunkt Kirya, wo sich das Verteidigungsministerium in Tel Aviv befindet.
Israel wird nach den Worten des israelischen Armeechefs Herzi Halevi auf den beispiellosen Großangriff des Iran in der Nacht zum Sonntag reagieren. „Der Abschuss so vieler (iranischer) Raketen, Marschflugkörper und Drohnen auf das Territorium des Staates Israel wird eine Antwort zur Folge haben“, sagte Halevi bei einem Besuch auf der Militärbasis Nevatim im Süden Israels am Montag vor Soldaten, wie es in einer Erklärung der Armee hieß. Die internationale Gemeinschaft hatte Israel kurz zuvor zur „Deeskalation“ aufgerufen, darunter die USA, Deutschland, Großbritannien und Frankreich.
Armeesprecher Daniel Hagari erklärte: „Wir werden tun, was immer nötig ist, um den Staat Israel zu schützen, und wir werden es bei der Gelegenheit und zu dem Zeitpunkt tun, die wir selbst bestimmen.“ Bereits im Vorfeld hatte es Spekulationen über einen israelischen Vergeltungsschlag gegeben.
Der Iran hatte in der Nacht zum Sonntag erstmals von seinem Staatsgebiet aus direkt Israel angegriffen. Nach israelischen Angaben wurden fast alle der über 300 vom Iran gestartetem Drohnen und Raketen abgewehrt. Dabei wurde Israel unter anderen von den USA, Großbritannien und Jordanien unterstützt. Teheran sprach von einer Reaktion auf einen Israel zugeschriebenen Angriff auf ein iranisches Konsulargebäude in Syrien, bei dem mehrere hochrangige Mitglieder der Revolutionsgarden getötet worden waren.
Nach Ansicht des Weißen Hauses war der massive iranische Luftangriff auf Israel ein „spektakulärer und peinlicher Fehlschlag“, der so nicht geplant war. „Ich habe Berichte gesehen, wonach die Iraner absichtlich scheitern wollten, wonach dieser spektakuläre und peinliche Fehlschlag beabsichtigt war“, sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby, am Montag. „Ich habe auch gehört, dass der Iran eine Frühwarnung herausgegeben habe, um Israel zu helfen, seine Verteidigung vorzubereiten und Schaden zu begrenzen“, fügte er hinzu.
All dies sei kategorisch falsch, sagte Kirby. „Der Angriff scheiterte, weil Israel, die USA und eine Koalition anderer Partner, die sich der Sicherheit Israels verpflichtet fühlen, ihn vereitelt haben“. Das Ausmaß des Angriffs zeige, dass der Iran „eindeutig die Absicht hatte, erhebliche Zerstörungen und Opfer zu verursachen“, fügte Kirby hinzu.
US-Beamte hatten zuvor erklärt, der Iran habe Washington über die Schweiz eine Nachricht zukommen lassen, in der er mitteilte, dass er auf den mutmaßlichen israelischen Angriff auf ein iranisches Konsulatsgebäude in Syrien reagieren wolle.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte am Montag an Israel appelliert, „selbst zur Deeskalation“ der Lage im Nahen Osten beizutragen. Großbritannien und Frankreich riefen Israel auf, eine „Eskalation“ zu vermeiden. US-Präsident Joe Biden sagte bei einem Treffen mit dem irakischen Regierungschef Mohamed Schia al-Sudani im Weißen Haus, er wolle sich „für eine Waffenruhe einsetzen, die die Geiseln nach Hause bringt und verhindert, dass sich der Nahost-Konflikt noch stärker ausbreitet als es schon der Fall ist“. Zuvor hatten die USA bereits deutlich gemacht, dass sie Israel bei einem möglichen Gegenschlag gegen den Iran nicht unterstützen würden.
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) sagte auf die Frage zu einem möglichen israelischen Gegenangriff: „Das Recht auf Selbstverteidigung bedeutet die Abwehr eines Angriffs, Vergeltung ist keine Kategorie des Völkerrechts.“ Das Wichtigste sei es nun, „einen Flächenbrand in der Region zu verhindern“.
Auch der britische Außenminister David Cameron rief Israel auf, eine „Eskalation zu vermeiden“. Israel solle sich vielmehr auf eine Feuerpause mit der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen und die Befreiung der verschleppten israelischen Geiseln konzentrieren, sagte Cameron. UN-Generalsekretär António Guterres forderte von allen Seiten „maximale Zurückhaltung“. „Weder die Region noch die Welt können sich einen weiteren Krieg leisten“, sagte Guterres bei einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates.
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