Hunderte Festnahmen bei pro-palästinensischen Protesten an US-Elite-Universitäten

Die pro-palästinensischen Proteste an US-Universitäten verschärfen sich weiter. Nach antisemitischen Ausfällen hat die Columbia-Universität nun auf reine Online-Lehre umgestellt. Auch in Harvard wurden Tore geschlossen. Präsident Biden verurteilt antisemitische Proteste.

An mehreren Elite-Universitäten der USA sind nach pro-palästinensischen Protesten insgesamt hunderte Menschen festgenommen worden. Nach Polizeiangaben wurden alleine an der New York University (NYU) in der Nacht auf Dienstag 133 Menschen zeitweise in Polizeigewahrsam genommen. Die ebenfalls in New York gelegene Columbia University stellte zu Entschärfung der Lage den Lehrbetrieb auf Online-Veranstaltungen um. US-Präsident Joe Biden verurteilte derweil erneut „die antisemitischen Proteste“.

An der Columbia University wurden am Dienstag mehr als 100 Protestierende festgenommen, 47 weitere hatte die Polizei am Montag an der im Bundesstaat Connecticut gelegenen Universität Yale in Gewahrsam genommen. Diese waren Aufforderungen, sich zu entfernen, nicht nachgekommen. „Die Universität hat die Entscheidung getroffen, die Personen, die den Platz nicht verlassen wollten, mit Rücksicht auf die Sicherheit der gesamten Yale-Gemeinschaft festzunehmen“, erklärte die Universität. Proteste fanden auch am renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT) und an der University of Michigan statt.

Die Entscheidung, auf Online-Betrieb umzustellen, begründete Columbia-Präsidentin Nemat Shafik in einem offenen Brief mit zu vielen Fällen von „einschüchterndem und belästigendem Verhalten“ auf dem Campus. Alle Kurse würden daher nun „virtuell stattfinden“.

„Antisemitische Äußerungen, wie auch andere Äußerungen, mit denen Menschen verletzt und verängstigt werden sollen, sind inakzeptabel und es werden entsprechende Maßnahmen ergriffen“, fuhr sie fort. Die Umstellung auf den Online-Lehrbetrieb diene der Deeskalation und solle „uns allen die Möglichkeit zu geben, über die nächsten Schritte nachzudenken“.

In der vergangenen Woche hatten massive pro-palästinensische Proteste begonnen, bei denen die Universität aufgefordert wurde, sich von Unternehmen zu trennen, die Verbindungen nach Israel haben. Mehr als hundert Protestteilnehmer wurden festgenommen, nachdem die Universität am Donnerstag die Polizei auf den Campus gerufen hatte. Daraufhin schienen sich die Spannungen weiter zu verschärfen – am Wochenende war die Beteiligung noch größer. Ein Rabbi warnte jüdische Studenten daraufhin davor, den Campus zu betreten.

Präsident Biden verurteilt antisemitische Proteste

Biden war am Montag am Rande einer Rede anlässlich des Earth Day („Tag der Erde“) im Bundesstaat Virginia danach gefragt worden, ob er antisemitische Demonstranten verurteile. Der Demokrat antwortete: „Ich verurteile die antisemitischen Proteste. Deshalb habe ich ein Programm entwickelt, das sich damit befasst. Ich verurteile auch diejenigen, die nicht verstehen, was mit den Palästinensern los ist.“

hunderte festnahmen bei pro-palästinensischen protesten an us-elite-universitäten

AFP/CHARLY TRIBALLEAU

Spender zieht sich zurück

Robert Kraft, Eigentümer des Football-Teams der New England Patriots und Geldgeber des „Kraft Center for Jewish Student Life“ gegenüber dem Columbia-Campus, sagte, er werde seine Spenden an die Universität aussetzen.

hunderte festnahmen bei pro-palästinensischen protesten an us-elite-universitäten

AFP/JOSEPH PREZIOSO

„Ich bin nicht mehr zuversichtlich, dass die Columbia ihre Studenten und Mitarbeiter schützen kann, und ich fühle mich nicht wohl dabei, die Universität zu unterstützen, bis Korrekturmaßnahmen ergriffen werden“, hieß es in einer Erklärung.

Seit dem beispiellosen Hamas-Angriff auf Israel vom 7. Oktober und dem davon ausgelösten Krieg im Gaza-Streifen zeigt sich an US-Eliteuniversitäten eine tiefe Spaltung mit Blick auf den Krieg im Nahen Osten. Studenten, Professoren und die Verwaltung liefern sich erbitterte Auseinandersetzungen, die sich auch auf Onlinenetzwerke ausgeweitet haben. Dabei geht es um Vorwürfe des Antisemitismus, der Islamophobie und der Bedrohung der Meinungsfreiheit.

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