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Mosaik der Stile: Das Haus von Ryan Murphy ist eine Hommage an das beste Design aus 500 Jahren
Ryan Murphy prägt mit seinen Projekten die Popkultur wie kaum jemand – für AD kehrt er zurück zu seinen Anfängen als Journalist und schreibt über den Umbau seines Hauses in Los Angeles.
Möchte man in einem Haus wohnen, das den Midcentury-Stil in Reinkultur verkörpert? Ich jedenfalls nicht – das wurde mir klar, nachdem ich eines der berühmtesten Häuser dieser Ära in Los Angeles gekauft hatte.
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The Brown-Sidney House by Richard Neutra, Owned by Ryan Murphy
Das Brown House, das Richard Neutra 1955 gebaut hat, ist eine Tour de Force aus Glas, Holz und Beton; sein Herzstück ist das riesige Wohnzimmer mit raumhohen Glasschiebetüren. Die Aussicht bis zum saphirblauen Pazifik ist atemberaubend, sie wird gelegentlich durchschnitten von silbrig schimmernden Jets, die am Los Angeles International Airport landen.
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Inbegriff von Midcentury: Das Neutra-Haus gehörte einst Tom Ford
Der Modedesigner Tom Ford, ein Freund von mir, hatte dieses verfallene Meisterwerk 1997 gekauft und es gemeinsam mit dem Architekten Ron Radziner von Marmol Radziner und dem Designer Brad Dunning in einen Klassiker eigener Art verwandelt. Überall dunkles Holz, die Möbel mit braunem Mohair und Ponyskin bezogen. Ford war von diesem auferstandenen Haus so angetan, dass es ihm mit seinen schlanken Linien und seiner modernen Strenge angeblich als Vorbild für die Gucci-Läden jener Ära diente. 2019 verkaufte er das Haus an ein nettes Paar, das sich mit seiner wachsenden Familie aber schon bald etwas Größeres suchte.
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The Brown-Sidney House by Richard Neutra, Owned by Ryan Murphy
Als ich diese Architektur-Ikone an einem schwülen Augusttag 2022 besichtigte, wurde mir schnell klar, dass sie einen kräftigen Schubs bräuchte, ähnlich wie ihn Ford ihr damals verpasst hatte. Ich hatte vor, dieses Juwel von einem Haus unter anderem als Büro und Ort für Partys und Einladungen zu nutzen, aber dafür war eine Frischekur nötig. Ich wandte mich also an den jungen Designer Trevor Cheney, den Besitzer der angesagten Seventh House Gallery in L. A. Trevor ist ein Genie in Sachen Stilmix. Er hält sich an keine Regel, sein einziger Maßstab ist: „Do you love it?“
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Als Trevor und ich uns das Anwesen dann erstmals gemeinsam ansahen, kam uns eine Idee, die zum Leitgedanken wurde: Anstatt sich mit dem typischen Midcentury-Modern-Stil zu umgeben, der längst out (und außerdem unbequem) ist, warum nicht lieber Objekte und Möbel aus anderen mid-centuries kombinieren? Aus der Mitte des 17. und 18. Jahrhunderts zum Beispiel. So würden wir das Haus zu einer Hommage an das beste Design der vergangenen 500 Jahre machen – diese Herausforderung elektrisierte mich.
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Frischekur für eine Architektur-Ikone
Was die Kunst angeht, wichen wir allerdings davon ab und beschlossen, sie weitgehend zeitgenössisch zu halten. Auch für die Einrichtung wünschten wir uns ein paar Showstopper von jemandem, der im Hier und Heute die Grenzen des Designs sprengt. Rick Owens, wer kam da sonst infrage? Er und seine Partnerin Michèle Lamy waren die Ersten, die ich über meine Freundin Ashlee Harrison von der Carpenters Workshop Gallery ansprach, sobald der Kaufvertrag unterschrieben war. Schon bald begannen sie mit der Fertigung des künftigen Interior-Centerpiece – eines monolithischen Esstischs aus grauem Marmor.
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The Brown-Sidney House by Richard Neutra, Owned by Ryan Murphy
Je länger ich mich mit dem Thema Renovierung beschäftigte, desto klarer wurde mir, dass mich Räume nur dann wirklich interessieren, wenn es gewisse Konflikte zwischen den Dingen darin gibt. So ist es ja auch beim Geschichtenerzählen. Ein echtes Designgespräch beginnt sich erst zu entfalten, wenn Objekte, die vermeintlich nicht zusammenpassen, plötzlich unerwartete Affinitäten und überraschende Ähnlichkeiten zeigen. Ein asymmetrischer Rick-Owens-Tisch aus poliertem Aluminium zum Beispiel wirkt neben einem tulpenförmigen Biedermeier-Tisch von 1863 vielleicht zunächst ein wenig seltsam – nicht nur, weil der eine kalt ist und der andere warm. Sie sind komplett unterschiedlich, aber sie verkörpern beide avantgardistisches, Grenzen sprengendes Design. Diese gemeinsame DNA macht den Dialog so frisch und überzeugend.
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The Brown-Sidney House by Richard Neutra, Owned by Ryan Murphy
Mit diesem Ansatz im Hinterkopf tat Trevor das, was er am besten kann: Er stellte Dinge zusammen, die die meisten Menschen niemals kombinieren würden. Im Vorraum des Schlafzimmers etwa haben wir einen braunen Einbauschrank herausgerissen (nicht von Neutra, damit das klar ist). Wir strichen die Wand weiß und stellten eine Sixties-Sitzgruppe von Afra und Tobia Scarpa mit rostrotem Samtbezug, einen Schrank von Axel Einar Hjorth aus den 1930er-Jahren, eine Tiffany-Lampe und einen modernen Cocktailtisch aus Bronze davor. Der Kunstberater Joe Sheftel erinnerte mich daran, dass ich ein Porträt meiner Freundin Gwyneth Paltrow besitze, das sie als Trauernde in einer Szene des Films „Der talentierte Mr. Ripley“ zeigt. Robin F. Williams hat es 2020 gemalt, und ich hatte nie den richtigen Platz dafür gefunden. Als wir es an die Wand hängten, mussten wir alle lachen. War Gwyneth etwa entsetzt über die Kombination so heftig kontrastierender Stile? Das passt doch, fanden wir.
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The Brown-Sidney House by Richard Neutra, Owned by Ryan Murphy
The Brown-Sidney House by Richard Neutra, Owned by Ryan Murphy
Auch andere Gemälde, die mein Mann David Miller und ich über die Jahre erworben hatten, fanden ihren Platz: ein Jeff Koons mit Bacchus und Konsorten; ein kontroverses silbernes type painting von Glenn Ligon, das auf einem Monolog von Richard Pryor basiert; eine blassblaue „Homage to the Square“ von Josef Albers, die vor Neutras grauem Backsteinkamin plötzlich zu leuchten begann. Daneben stellten wir eine wunderbare Venusbüste aus Acrylglas, die der Vater des Fotografen Herb Ritts angefertigt hat – ich besitze sie seit den frühen 1990er-Jahren, und sie bedeutet mir sehr viel. Zu meinem Liebling unter all den schrägen Paaren wurden jedoch ein zeitgenössisches Gemälde von Jamian Juliano-Villani und ein deutscher Globustisch aus den 1820er-Jahren, dessen Weltkugel aus Mahagoni ein sehr schicker, sehr fitter Atlas auf den Schultern trägt. Die Kombination wirkte erfrischend, schräg und seltsam zeitgemäß. Das Haus begann, einen Sinn für Humor zu entwickeln.
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Entgegen aller Styling-Regeln: So entstand der großartige Stilmix
Alles in allem fühlte sich der Styling-Teil der Renovierung ein bisschen an wie ein Einkaufsbummel zu Hause. Ich hatte im Lauf der Zeit viele Dinge aus den unterschiedlichsten Gegenden und Epochen gesammelt, aber irgendwie passten sie nie richtig zusammen. Das dachte ich zumindest, schließlich wurde mir jahrzehntelang von Einrichtungszeitschriften eingetrichtert: Stelle niemals etwas Viktorianisches mit etwas Cleanem, Modernem zusammen! Doch genau das haben wir hier getan, mit Kerzenleuchtern, mit Stühlen, einfach mit allem. Üblicherweise ist in großartigen Midcentury-Häusern die geradlinige Architektur der Star. Aber was brauchen Stars, um wirklich zu glänzen? Skurrile Nebendarsteller.
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The Brown-Sidney House by Richard Neutra, Owned by Ryan Murphy
Styling: Michael Reynolds
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