Hinrichtung mit Stickstoff - Neue Debattenwelle um Todesstrafe

hinrichtung mit stickstoff - neue debattenwelle um todesstrafe

Archiv: Aktivisten protestieren am 1. Juli 2008 vor dem US-Supreme Court in Washington, DC, gegen die Todesstrafe. (Foto: Alex Wong/Getty Images) Getty Images

Alabama löst mit umstrittener Hinrichtung erneute Debatte über die Todesstrafe aus. Die Anwendung einer noch unerprobten Methode stößt auf heftige Kritik.

Alabama, eine der letzten Hochburgen der Todesstrafe in den USA, befindet sich im Zentrum einer hitzigen Debatte um angemessene und humane Hinrichtungsmethoden. Wie die amerikanische Nachrichtenseite „Vox“ berichtet, vollzog der Südstaat gestern eine Hinrichtung mittels einer neuen und umstrittenen Methode – der sogenannten Stickstoff-Hypoxie.

Hinrichtung durch unerprobte Methode

Im Zentrum dieses Vorfalls stand Kenneth Eugene Smith, ein Mann, der vor über 30 Jahren für das Töten einer Frau in Alabama bezahlt wurde. Smith wurde in einer noch nie zuvor in den USA angewandten Art der Hinrichtung durch reines Stickstoffgas getötet.

Dies brachte die USA erneut in den Mittelpunkt der Debatte über die Todesstrafe. Bei dem 58-jährigen Smith wurden zu Beginn der Prozedur Zittern und Krämpfe beobachtet, bevor er um 20:25 Uhr für tot erklärt wurde. Bislang war die letale Injektion, die 1982 eingeführt wurde, die häufigste Methode für Hinrichtungen. Aber bei Smith konnte man diese im Jahr 2022 nicht anwenden, weil seine Venen nicht zugänglich waren. Daher griff man zu einer neuen Methode.

Prozedur dauerte mehrere Minuten

Smith musste dabei eine Gesichtsmaske tragen, durch die er Stickstoffgas einatmete, was zu Sauerstoffmangel führte. Während der Prozedur war Smith mehrere Minuten lang bei Bewusstsein, zuckte krampfartig auf der Bahre und zog manchmal an seinen Fesseln. Nach mehreren Minuten schweren Atmens wurde er schließlich nach 22 Minuten für tot erklärt.

Bedenken gegen die neue Hinrichtungsmethode

Einige Pharmakonzerne, darunter Baxter International, Pfizer und Akorn haben sich geweigert, tödliche Medikamente und Ausrüstung für Hinrichtungen bereitzustellen. Smiths Anwälte warnten ebenfalls vor den potenziellen Nebenwirkungen der Stickstoff-Hypoxie. Sie äußerten die Befürchtung, dass unvorhersehbare Komplikationen auftreten könnten, wie das Erbrechen des Häftlings, was zu einem unsachgemäßen Ersticken führen könnte.

Experten der Vereinten Nationen haben sogar davor gewarnt, dass diese Hinrichtungsmethode als Form von „Folter oder andere grausame, unmenschliche oder erniedrigende Behandlungen“ angesehen werden könnte.

Rückgang der Todesstrafe

Obwohl die Todesstrafe in den USA insgesamt an Zustimmung verliert, hält eine Reihe von Bundesstaaten, darunter Texas, Florida und Alabama, weiterhin an ihr fest und sieht in ihr eine angemessene Vergeltung und Abschreckung für gewalttätige Verbrechen. Die Todesstrafe ist derzeit noch in 27 Bundesstaaten erlaubt, berichtet „Vox“. Von diesen haben 14 in den letzten zehn Jahren keine Hinrichtungen durchgeführt. 1999 wurde ein Höchststand von fast 100 Hinrichtungen verzeichnet, 2023 waren es nur 24.

Frank Baumgartner, ein Professor aus North Carolina, meint, dass die Todesstrafe heute weniger Akzeptanz findet. Verschiedene Probleme wie unschuldig Verurteilte, missglückte Hinrichtungen, hohe Kosten und die fragliche Abschreckungswirkung haben die öffentliche Meinung beeinflusst. Besonders die Demokraten wollen die Todesstrafe einschränken oder ganz abschaffen. Doch nicht alle sind dieser Meinung. In einer Umfrage waren 81% der Republikaner dafür, die Todesstrafe bei Mord anzuwenden. Nur 32% der Demokraten stimmten dem zu.

Kontroversen stärken den Widerstand

Jura-Professorin Deborah Denno glaubt, dass kontroverse Entscheidungen zur Todesstrafe den Widerstand weiter stärken. Aber sie betont auch, dass die Todesstrafe in den USA tief verwurzelt ist und Teil der nationalen Identität bleibt.

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