Instacart-Aktie im Fokus: So verliefen die ersten Börsenmonate des Neulings - und so könnte es weitergehen

Der US-Lebensmittellieferant Instacart war einer der Höhepunkte im insgesamt dünnen IPO-Jahr 2023. Am 19. September feierte Instacart sein Börsendebüt – und legte seitdem eine durchwachsene Performance hin. Zuletzt sorgten Übernahmegerüchte aber für neuen Schwung.

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Hannelore Foerster/Getty Images

• Instacart: 2012 gegründeter Lebensmittellieferant mit beeindruckender Wachstumsstory

• Corona-Krise spielte Instacart in die Hände – enormer Nachfrageschub

• IPO im September 2023 war nur kurzzeitig ein Erfolg

Instacart ist einer der größten Lebensmittellieferanten der Welt. Das in San Francisco ansässige Unternehmen bietet seinen Service in über 5.500 Städten in den USA und in Kanada an und hat Partnerschaften mit mehr als hundert Einzelhändlern geschlossen, unter anderem mit Branchengrößen wie Walmart, Costco, Kroger oder Target Corporation. Die Einzelhändler legen die Preise für ihre Produkte auf dem Instacart-Marktplatz fest, darüber hinaus müssen Kunden noch eine Servicegebühr an Instacart entrichten – entweder pro Einkauf oder aber mittels einer monatlichen beziehungsweise jährlichen Mitgliedschaft.

Die beeindruckende Expansion des Startups

Das Unternehmen Instacart existierte bereits elf Jahre, bevor es im September 2023 den Börsengang wagte. 2012 wurde es von Apoorva Mehta gegründet. Der Startup-Gründer und ehemalige Amazon-Mitarbeiter Mehta erhielt erste Wagniskapitalgelder, nachdem er an der Summer Series des kalifornischen Gründerzentrums Y Combinator teilgenommen hatte. Anschließend folgte ein rapides Wachstum: Schon 2015 wurde der Wert von Instacart auf zwei Milliarden US-Dollar geschätzt. 2017 folgte die Expansion nach Kanada.

Besonders die COVID-Pandemie ab 2020 bescherte Instacart einen enormen Nachfrageschub, es wurden laut “Business Insider” zeitweise 300.000 neue Mitarbeiter eingestellt. Aufgrund der Sorge vor einer Ansteckung bestellten viele Kunden ihre Lebensmittel per App, die Downloadzahlen von Instacart schossen in die Höhe. Im Gleichklang mit den deutlich gestiegenen Erlösen erhöhte sich auch die geschätzte Bewertung des Lebensmittellieferanten “Bloomberg”-Informationen zufolge auf einen Wert von zeitweise 13,7 Milliarden US-Dollar.

Der IPO von Instacart

Um weiteres Wachstum auch nach der COVID-Pandemie zu ermöglichen, entschied sich Instacart 2023 dazu, mittels eines Börsengangs frisches Kapital einzunehmen. Die anvisierte Preisspanne des Ausgabepreises wurde auf 28 bis 30 US-Dollar festgelegt. Aufgrund hoher Nachfrage legte Instacart den Ausgabepreis für seinem IPO letztlich auf 30 US-Dollar fest, wodurch Instacart eine Summe von 660 Millionen US-Dollar einnahm. Die Bewertung (Marktkapitalisierung) des Unternehmens belief sich damit auf 10 Milliarden US-Dollar. Am 19. September 2023 konnten Instacarts (nach dem Namen der Holding auch Maplebear Inc. genannten) Aktien erstmals frei an der NASDAQ-Technologiebörse gehandelt werden. Der Gründer und langjährige Chef Mehta kappte nach dem Instacart-Börsengang übrigens alle seine Verbindungen zu dem Unternehmen, seine Nachfolgerin als CEO ist Fidji Simo.

Instacart erlebte dabei einen Auftakt nach Maß: Der US-Lebensmittellieferdienst markierte seinen ersten Kurs bei 42 US-Dollar, was satte 40 Prozent über dem Ausgabepreis lag. Nach einem Anstieg bis auf 42,95 Dollar fielen die Papiere zum Handelsende aber bis auf 33,70 US-Dollar ab. Dennoch lag der Schlusskurs des ersten Handelstages ganze 12,33 Prozent über dem Ausgabepreis.

Übernahmegerüchte stoppen Talfahrt der Instacart-Aktie

Nach den hervorragenden ersten Handelsstunden der Instacart-Aktien nahm das Interesse der Börsianer aber rapide ab. Innerhalb der ersten gut zwei Handelswochen verloren die Papiere des Lebensmittellieferanten deutlich an Wert und rutschten sogar recht deutlich unter die 25-US-Dollar-Marke.

Am 17. Januar 2024 gab es dann aber einen Paukenschlag: Der Analyst Deepak Mathivanan von Wolfe Research veröffentlichte eine Studie, in der er Instacart als potenzielles Übernahmeziel vom US-Fahrdienstleistungsunternehmen Uber darstellte.

Der Analyst nennt drei Gründe für eine mögliche Fusion. Erstens würde dies Ubers Vorstoß in den lukrativen Lebensmittelsektor beschleunigen. Instacart stelle mit seiner breiten Positionierung im nordamerikanischen Lebensmittellieferanten-Sektor eine sinnvolle Ergänzung zu dem Segment Uber Eats dar. Zweitens werde es bei einer Fusion zu beträchtlichen Umsatz- und Kostensynergien kommen. Drittens gebe es kaum ein regulatorisches Risiko, da der Marktanteil von Uber im Markt für Lebensmittellieferungen bei weniger als einem Prozent liege. Die US-Behörden dürften eine Übernahme von Instacart deshalb recht schnell durchwinken, meint der Analyst.

Infolge der Übernahmespekulationen hob Mathivanan das Instacart-Kursziel auf 35 US-Dollar an. Zudem stufte er sein Rating von “Peer Perform” auf “Outperform” hoch. Zwar seien die Wachstumschancen von Instacart tatsächlich begrenzt, jedoch befinde sich die Aktie auf einem äußerst niedrigen Bewertungsniveau. Dieses biete einerseits viel Kurschancen für Aktionäre. Andererseits mache die günstige Bewertung Instacarts das Unternehmen als Übernahmeziel interessant – wie offenbar für Uber. Allerdings kommentierten weder Uber noch Instacart die Übernahmegerüchte, die weiteren Entwicklungen müssen also noch zeigen, ob sich die Spekulationen als richtig erweisen werden.

Die Aktionäre feierten die Meldung aber bereits und deckten sich mit Instacart-Papieren ein. Ein starker Kursanstieg war die Folge. Zuletzt lag eine Instacart-Aktie mit einem Preis von 25,63 US-Dollar (Stand: Schlusskurs vom 18. Januar 2024) immerhin wieder über der 25-Dollar-Marke, auch wenn der Erstkurs von 40 US-Dollar noch in weiter Ferne liegt.

So positionieren sich die Analysten

Derweil zeigen sich die Analysten laut “TipRanks” optimistisch. Acht Aktienexperten empfehlen sie zum Kauf, fünf zum Halten – und kein einziger Analyst rät zum Verkauf der Papiere. Auch das durchschnittliche Kursziel von 33,36 US-Dollar impliziert viel Luft nach oben: Ausgehend vom derzeitigen Preisniveau würde dies einen massiven Anstieg von 30,16 Prozent bedeuten.

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