Bahn-Surfen wieder im Trend? 14-Jähriger in Berlin lebensgefährlich verletzt

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S-Bahn-Surfen endet in Berlin oft tödlich. (Archivbild)

Adrenalin, Bewunderung ihrer Fans oder ein Video im Internet – was auch immer Jugendliche auf die Dächer von Bahnen treibt, für einen 14-Jährigen endete der Versuch am Samstagabend in Kreuzerg fast tödlich. Zwischen zwei U-Bahn-Wagen stürzte er auf die Kupplung und verletzte sich lebensgefährlich. Für andere sogenannte Bahn-Surfer enden solche höchst gefährlichen Fahrten oft tödlich: Im Mai 2023 wurde der leblose Körper eines 19-Jährigen auf einer Berliner S-Bahn am Mexikoplatz in Zehlendorf gefunden. In den vergangenen vier Jahren starben allein in Berlin drei Personen beim „Surfen“ auf Bahnen.

Sogenannte Trainrider sterben häufiger durch einen Sturz oder ein Hindernis, an dem sie sich den Kopf stoßen, doch auch schon das Betreten des Gleisbetts sei gefährlich. Nach Angaben der Polizei gab es in diesem Jahr bei der S-Bahn Berlin bislang zwei Vorfälle und damit ebenso viele wie im Vorjahr. Ein Trend sei „definitiv nicht“ zu beobachten. In diesem Jahr gab es bei der S-Bahn den tödlichen Unfall im Mai sowie einen Fall, bei dem drei Jugendliche unverletzt blieben.

„Es wird wie in jedem Bereich eine Dunkelziffer geben“, sagt Alina Müller, Sprecherin der Bundespolizeidirektion Berlin. Doch eine Fahrt auf dem S-Bahn-Dach bliebe meist nicht unbemerkt. Die Polizei ermittle auch bei Hinweisen gegen unbekannt. So gehen auch diese Fälle in die Statistik ein, so Müller.

Fälle bei der U-Bahn würden nicht gesondert erfasst, teilt ein Sprecher der Berliner Polizei mit. Es handle sich zudem um einen „Antragsdelikt“, bei dem die Polizei nur ermittle, wenn die BVG als Geschädigte Anzeige erstattet.

Das Stehen auf dem Dach des fahrenden Zuges, das sogenannte Roofride, gilt als besonders gefährlich und endet oft tödlich. Andere stehen am hinteren Ende des Zuges oder auf der Kupplung zwischen zwei Wagen. In den 90er-Jahren war das Surfen auf und an Bahnen ein größerer Trend und sorgte für eine extrem hohe Todesquote. Allein in Berlin kam es zwischen 1989 und 1995 zu 41 Unfällen, von denen 18 tödlich endeten. Im vergangenen Jahrzehnt gab es auf Social Media zahlreiche Videos von maskierten Trainridern auf Berliner Bahnen. Mit moderner Technik fällt es ihnen viel leichter, Videos zu drehen. Besonders häufig handelt es sich um junge Männer aus der Graffiti-Szene.

Doch es gibt auch ganz klare Warnungen: Ein YouTuber und U-Bahn-Surfer riet nach seinem Sprung von der U1 in die Spree möglichen Nachahmern ab. Bei dem Sprung verfehlte er den Sockel des Turms an der Oberbaumbrücke nur knapp. Der Berliner Zeitung sagte er, dass seine Zeit als Trainrider vorbei sei, er habe sich dem Tod noch nie so nah gefühlt.

Trainriding kann als Straftat oder Ordnungswidrigkeit mit bis zu zehn Jahren Gefängnis und mit einer Geldstrafe bis zu 50.000 Euro geahndet werden. Um das Surfen möglichst zu verhindern, gibt es an Zügen extra technische Vorkehrungen: Fenster können nur noch gekippt werden und auf Trittstufen am Zug verzichtet die Bahn weitgehend.

Die Bundespolizei und die Deutsche Bahn warnen vor Unfällen mit Zügen. Videos weisen auf die Gefahren hin: etwa von Starkstrom in den Oberleitungen, wenn Leute auf abgestellte Waggons klettern. In einem Video der Bundespolizei erzählt eine junge Frau, wie sie den Stromschlag knapp überlebte. Ein Video der Deutschen Bahn zum Thema würden die adressierten Jugendlichen vermutlich mit dem Wort „cringe“ bezeichnen, also Fremdschämen. Doch trotz der schlechten Schauspieler wird auch im Video der DB deutlich, dass die Nähe zu den Leitungen höchst gefährlich ist: Es kann zu einem sogenannten Spannungsüberschlag kommen, bei einer Spannung von 1500 Volt. Ein Abstand von 1,5 Metern muss eingehalten werden, mindestens. Auch dieser Abstand sei nicht garantiert sicher, lässt die Deutsche Bahn auf ihrer Website verlauten.

Die S-Bahnen werden im Gegensatz zum Regional- und Fernverkehr mit Gleichstrom über eine seitliche Stromschiene versorgt. Die Spannung beträgt 750 Volt. Die Stromschiene ist abgedeckt, darauf könne man sich aber nicht verlassen, sagt ein Sprecher der Deutschen Bahn. „Unbefugtes Betreten von Bahnanlagen ist immer lebensgefährlich und verboten.“

Ein Sprecher der BVG teilte mit: „Dem am Wochenende schwerverletzten Jugendlichen wünschen wir eine schnelle und vollständige Genesung. Gleichzeitig warnen wir dringend vor solch lebensgefährlichen und völlig unnötigen Aktionen.“

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