Gewalt an Schulen: Viele Lehrer denken über Berufswechsel nach

gewalt an schulen: viele lehrer denken über berufswechsel nach

Eine Lehrerin unterrichtet Mathematik in einer Grundschulklasse (Symbolbild)

Fast jeder zweite Lehrer sieht an der eigenen Schule ein Problem mit psychischer oder physischer Gewalt unter Schülern. In strukturschwachen Regionen und Brennpunktschulen sind es sogar zwei Drittel der Lehrer. Das geht aus dem aktuellen Schulbarometer der Robert Bosch Stiftung hervor, das am Mittwoch in Berlin veröffentlicht wurde. Für die aktuelle Ausgabe des Schulbarometers ließ die Stiftung zwischen dem 13. November und dem 3. Dezember 2023 insgesamt 1608 Lehrer an allgemeinen und berufsbildenden Schulen vom Meinungsforschungsinstitut forsa befragen.

Zu den erschütternden Befunden der Befragung gehört, dass mehr als ein Viertel der Lehrer (27 Prozent) und fast jede fünfte Schulleitung (19 Prozent) den Beruf wechseln würden, wenn sie die Möglichkeiten dazu hätten. Vor allem jüngere Lehrer und Frauen denken darüber nach. Zu den größten Schwierigkeiten ihres Berufsalltags zählen alle befragten Lehrer das Verhalten der Schüler und deren Heterogenität. Für Lehrer an der Grundschule, in der alle Schüler gemeinsam beschult werden, wird die unterschiedliche Zusammensetzung der Schülerschaft von 45 Prozent als Hauptproblem genannt.

Auf die Frage nach dem dringendsten Bedarf an der eigenen Schule verwiesen die meisten Lehrer auf Personalmangel, unter den Grundschullehrern waren es sogar 51 Prozent, gefolgt vom Bedarf an Sanierung und Renovierung der eigenen Schule.

77 Prozent sehen Inklusion kritisch

Aufschlussreich ist, dass die inklusive Beschulung von der Mehrheit der Lehrer äußerst kritisch gesehen wird. Im Blick auf die Unterrichtspraxis glaubt eine Mehrheit der Lehrer (77 Prozent), dass Schüler mit unterschiedlichen Lernvoraussetzungen in einer inklusiven Beschulung nicht die spezielle Unterstützung bekommen, die sie brauchen. Am besten wird noch die Förderung leistungsschwacher Schüler beurteilt, aber auch die Förderung von Schülern mit Lernstörungen und Schülern mit wenigen oder keinen Deutschkenntnissen kommen relativ gut weg.

Für unzureichend halten 69 Prozent der Lehrer dagegen den Umfang der Förderangebote für hochbegabte Schüler. Ähnliches gilt für Förderangebote zur ethnischen und kulturellen Identität. Die Gymnasiallehrer halten die Qualität der Angebote zur sprachlichen Förderung für Schüler mit wenigen Deutschkenntnissen sowie für hochbegabte Schüler am besten ein, während die Lehrer an Haupt-, Real- und Gesamtschulen sie sehr negativ einschätzen.

Zwei Drittel der Lehrer (68 Prozent) sind der Auffassung, dass die Qualität des Unterrichts bei der inklusiven Beschulung leidet. 77 Prozent meinen, dass Schüler mit unterschiedlichen Lernvoraussetzungen bei der inklusiven Beschulung nicht die Unterstützung bekommen, die sie eigentlich bräuchten. Vergleichsweise positiv sehen die Inklusion nur die Grundschullehrer, die Gymnasiallehrer stehen ihr am kritischsten gegenüber.

Fortgebildet haben sich Lehrer zumeist durch das Lesen von Fachliteratur, durch Seminare in Präsenz oder digital, nur selten (zehn Prozent) bei Hospitationen an anderen Schulen oder in formalen Weiterbildungsstudiengängen oder Qualifizierungsprogrammen. Auch an Netzwerken beteiligen sie sich kaum. Die wichtigsten Fähigkeiten, die Schulen vermitteln müssen, sind für 68 Prozent der Lehrer soziale Kompetenzen und Selbstkompetenz, für 47 Prozent sind es Wissen und schulische Kompetenzen, für 31 Prozent kognitive Fähigkeiten und für 31 Prozent gesellschaftliche Werte. Bei den gesellschaftlichen Werten nennen sechs Prozent der Lehrer die Fähigkeit und das Verständnis für unsere Demokratie.

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