Gender-Verbot stößt im Landkreis auf Kritik – „Schließt ganz viele Menschen aus“

Neue Regelung im Freistaat

Gender-Verbot stößt im Landkreis auf Kritik – „Schließt ganz viele Menschen aus“

gender-verbot stößt im landkreis auf kritik – „schließt ganz viele menschen aus“

Sonderzeichen zu verwenden, ist an bayerischen Schulen nicht mehr erlaubt.

Gender-gerechte Sprache hat den Anspruch, alle Menschen einzubeziehen. In Bayern ist sie in staatlichen Einrichtungen wie Schulen inzwischen verboten. Eine Regelung, die für Kritik sorgt.

Landkreis – Beim Blick auf all die Krisen unserer Zeit sollte man meinen, der Freistaat hätte dringendere Probleme anzugehen, als sich mit Sternchen, Unterstrichen oder anderen Sonderzeichen in Wörtern herumzuärgern. Markus Söder sieht das offenbar anders. Der bayerische Ministerpräsident befürchtet in Gender-gerechter Sprache eine Spaltung der Gesellschaft, wie er etwa im Dezember bei einem Schulbesuch in München sagte. Er hat die Sonderzeichen zum Politikum gemacht – und ihnen den Kampf angesagt. Seit April gilt ein Gender-Verbot an bayerischen Behörden, Schulen und Hochschulen.

Ein Schreiben des Kultusministeriums hat die staatlichen Einrichtungen offiziell über die neuen Regeln zur Rechtschreibung informiert. Auch Bernhard O’Connor, Schulleiter des Welfen-Gymnasiums in Schongau, hat so einen Brief auf den Schreibtisch bekommen. „Wir werden darin darauf hingewiesen, dass es das Genderverbot gibt und uns daran halten sollen“, sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung.

Gender-Verbot in Bayern stößt auf Kritik – „Schließt ganz viele Menschen aus“

Wie der Schulleiter erklärt, gehe es bei dem Verbot vor allem darum, dass in Texten, die die Schule nach außen gibt, keine Gender-gerechte Sprache verwendet wird. Als Beispiele nennt O’Connor Jahresberichte und Elternbriefe, aber auch schuleigene Artikel auf der Homepage. „Da muss überall das Genderverbot beachtet werden.“

Als Schulleiter sei er selbst die Kontrollinstanz, die überprüfen müsse, dass die Texte entsprechend formuliert sind. „Wenn Lehrer beispielsweise Briefe verfassen, schaue ich nochmal drüber“, erklärt O’Connor die praktische Herangehensweise. Selbes gelte für die Inhalte auf der Internetseite.

Doch nicht nur das Lehrerkollegium und die Schulleitung, auch die Schüler sind von dem Genderverbot direkt betroffen. In Aufsätzen und Seminararbeiten dürfen sie keine Sonderzeichen mehr verwenden, die auch nicht-binäre Personen einbeziehen. Die reine männliche und weibliche Form – etwa „Schülerinnen und Schüler“ – ist weiterhin erlaubt.

Schülerin befürchtet: Gender-Verbot schließt nicht-binäre Personen aus

Eine Regelung, mit der die Schülerin Maria Meyer aus Weilheim nicht einverstanden ist. Die 15-Jährige, die die 9. Klasse des Gymnasiums in Weilheim besucht, hat sich intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt und gendert selbst seit vier Jahren konsequent mit Sternchen. Nur die männliche und weibliche Form zu verwenden, ist für sie persönlich keine Option. „Die schließt leider ganz viele Menschen aus.“

Insgesamt ist die Schülerin der Meinung, dass das Gender-Verbot das selbst gesteckte Ziel komplett verfehlt. „Die bayerische Regierung argumentiert, dass die Regelung für mehr Verständnis und Fairness sorgen soll“, sagt die Neuntklässlerin. „Jedoch ist das Gender-Verbot eine große Einschränkung für unsere Lehrkräfte, die bisher gegendert haben.“ Und auch „für uns Schüler*innen führt die neue Regelung zu mehr Verwirrungen und unfairer Behandlung“, meint Meyer. „Nicht-binäre Personen werden gar nicht angesprochen und fühlen sich so nicht willkommen oder gesehen.“

Kritik vom Eltern-Beirat – „Verbote in diese Richtung nicht gut“

Immerhin: Wer in Schularbeiten weiterhin gendert, muss nicht befürchten, schlechter benotet zu werden. „Wenn sich Schüler in eigenen Aufsätzen nicht an das Genderverbot halten oder es vergessen, streichen es die Lehrer an“, sagt Schulleiter O’Connor. In die Bewertung fließe das aber nicht ein.

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Kritische Stimmen zum Gender-Verbot kommen auch aus Reihen der Eltern. So kann etwa Sibylle Rollinger, die den Gemeinsamen Elternbeirat des Landkreises Weilheim-Schongau vertritt, der neuen Regelung nichts abgewinnen. Sie betont, dass unter den Eltern zwar alle Meinungen zu dem Thema vertreten seien – sie persönlich finde aber, dass „Verbote in diese Richtung nicht gut sind“. „Sprache ist etwas sehr, sehr wichtiges“, sagt die Erziehungsmediatorin. Es sei wichtig, Sprache zu nutzen, um alle Menschen anzusprechen, aufeinander zuzugehen und sich zuzuhören. „In den letzten Jahren sind wir mit unserer Sprache schon zu grob umgegangen.“

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