Gazastreifen: Berichte über Massengräber – Uno fordert internationale Untersuchung

Palästinenser berichten nach dem Abzug israelischer Truppen aus Chan Junis von Massengräbern, die Uno ist alarmiert. Israel weist die Vorwürfe von sich – unter den Toten sei nach Überresten von Geiseln gesucht worden.

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Gazastreifen: Berichte über Massengräber – Uno fordert internationale Untersuchung

Wegen der Entdeckung von rund 200 Leichen in angeblichen Massengräbern nahe dem Nasser-Krankenhaus im Süden des Gazastreifens fordert die Uno eine internationale Untersuchung. Uno-Menschenrechtskommissar Volker Türk verlangte am Dienstag in einer Erklärung »unabhängige, effektive und transparente Untersuchungen«. Angesichts des »vorherrschenden Klimas der Straflosigkeit« forderte er die Beteiligung internationaler Ermittler.

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Krankenhäuser hätten nach dem humanitären Völkerrecht Anspruch auf einen ganz besonderen Schutz, sagte er mit Blick auf die auf dem Krankenhausgelände in Chan Junis ausgegrabenen Leichen. Zivilisten, Gefangene und weitere »außerhalb der Kämpfe« stehende Menschen gezielt zu töten, sei ein Kriegsverbrechen, erklärte Türk weiter.

»Die Opfer sollen tief im Boden vergraben und mit Abfall bedeckt worden sein«, sagte Ravina Shamdasani, Sprecherin des Hochkommissariats. Unter den Toten seien demnach ältere Menschen und Frauen.

Am Montag hatte die Zivilschutzbehörde des von der islamistischen Hamas kontrollierten Palästinensergebiets bekannt gegeben, in den vergangenen drei Tagen rund 200 Leichen in Massengräbern in der Gegend des Krankenhauses entdeckt zu haben. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen. Zivilschutz-Sprecher Mahmud Bassal warf den israelischen Streitkräften »Folter und Misshandlung« vor.

Israelische Armee weist Vorwürfe von sich

Die israelische Armee weist die Vorwürfe zurück. Die Behauptung, israelische Truppen hätten palästinensische Leichen begraben, entbehre jeder Grundlage, zitiert die »Times of Israel« einen Sprecher. Israelische Truppen hätten in den vergangenen Monaten in der Nähe des Krankenhauses ausgewählte Leichen exhumiert. Das sei geschehen, um mögliche israelische Geiseln unter den Toten zu identifizieren. Die Würde der Verstorbenen habe man gewahrt, die Leichen »in geordneter und angemessener Weise an ihren Platz zurückgebracht«.

Ein CNN-Bericht, der sich unter anderem auf lokale Mitarbeiter in Gaza stützt und in dem von mehr als 300 Leichen die Rede ist, macht ähnliche Angaben: Demnach hätten Palästinenser in der Gegend zunächst ihre getöteten Familienangehörigen begraben. Die israelische Armee habe einige Leichen dann nach Israel und anschließend wieder nach Gaza gebracht und erneut begraben. Offenbar habe Israel so feststellen wollen, ob sich unter den Toten israelische Geiseln befänden, heißt es in dem Bericht.

Militäreinsätze in Krankenhäusern

Israelische Soldaten waren im Februar in das Krankenhaus im Süden des Gazastreifens eingedrungen. Soldaten töteten dabei laut Armee auch Menschen im Umkreis der Klinik, die sie als Terrorverdächtige einstuften. Israel wirft der Hamas vor, Militärstützpunkte unter Krankenhäusern zu unterhalten und Zivilisten als menschliche Schutzschilde zu benutzen und führte daher mehrfach Militäreinsätze an Krankenhäusern aus, um nach Geiseln zu suchen. Vor einigen Wochen zog sich Israels Armee dann vollständig aus dem Krankenhaus – und auch ganz Süd-Gaza – zurück.

Auslöser des Gazakriegs war das beispiellose Massaker mit 1140 Toten, das Terroristen der Hamas und anderer Gruppen am 7. Oktober vergangenen Jahres in Israel verübt hatten. 250 Menschen wurden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Israel reagierte mit massiven Luftangriffen und einer Bodenoffensive. Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde sind seit Beginn des Gazakriegs vor sechseinhalb Monaten mindestens 34.151 Menschen im Gazastreifen getötet 77.084 weitere verletzt worden. Internationale Organisationen betrachten die Zahlen als glaubwürdig.

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