Flixbus-Unfall auf A9: Bus raste 100 Meter über Grünstreifen

flixbus-unfall auf a9: bus raste 100 meter über grünstreifen

Ein Reisebus der Firma Flixbus liegt zur Seite gekippt an der Unfallstelle auf der A9.

  • Immer wieder kommt es zu gefährlichen Unfällen mit Reisebussen
  • Am Mittwoch kam es auf der A9 bei Leipzig zu einem Horror-Unfall mit mehreren Toten
  • Bilder zeigen einen auf der Seite liegenden Flixbus, der zuvor über den Grünstreifen raste

Bei einem Unfall mit einem Reisebus der Firma Flixbus auf der A9 bei Leipzig sind vier Menschen ums Leben gekommen. Zwischenzeitlich hatte die Polizei von fünf Toten gesprochen, die Zahl aber am späten Mittwochabend auf vier korrigiert. Eine für tot gehaltene Person befinde sich demnach noch in einem lebensbedrohlichen Zustand. Mindestens 20 weitere Fahrgäste wurden nach Polizeiangaben verletzt.

Lesen Sie hier:Nach Flixbus-Unfall – Wie sicher sind Reisebusse?

Wie der MDR berichtet, war der Flixbus am Morgen in Berlin gestartet und auf dem Weg nach Zürich. 53 Fahrgäste und zwei Busfahrer sollen an Bord gewesen sein. Zwischen der Anschlussstelle Wiedemar und dem Schkeuditzer Kreuz auf der A9 kam es dann zu dem Unfall:

Nach ersten Erkenntnissen ist der Doppelstockbus auf gerader Strecke zwischen der Anschlussstelle Wiedemar und dem Schkeuditzer Kreuz aus noch unbekannter Ursache von der Fahrbahn abgekommen. Dann raste das Fahrzeug noch knapp 100 Meter über den Grünstreifen, walzte Gebüsche sowie kleinere Bäume nieder und stürzte schließlich auf die Seite. An dem Unfall war wohl kein anderes Fahrzeug beteiligt, betonte ein Polizeisprecher. Die wichtige Nord-Süd-Trasse zwischen Berlin und München wurde in beide Richtungen für mehrere Stunden gesperrt.

Lesen Sie auch: Schwerer Flixbus-Unfall: So sicher sind Reisebusse wirklich

Flixbus-Unfall auf A9: Tote erst nach Stunden geborgen

Erst nach drei Stunden konnte der verunglückte Bus mit Hilfe von Gurten aufgerichtet und mehrere Toten aus dem Innenraum geholt werden. Dabei schirmten mobile Sichtschutzwände die Aktion ab. Der Fahrer des Reisebusses ist nach Angabe der Polizei nicht unter den Toten. Details zum Gesundheitszustandes des Mannes wurden nicht genannt. Wann der Bus geborgen wird, war noch unklar. Am frühen Nachmittag konnte zumindest die A9 in Richtung Berlin wieder freigegeben werden.

Krankenhäuser in der Umgebung hatten sich für einen Großeinsatz gewappneten. Die Notaufnahme sei alarmiert und es würden Operationssäle sowie Diagnostikräume vorbereitet und vorgehalten, sagte ein Sprecher des Diakonissen-Krankenhauses in Leipzig auf Anfrage. Zudem habe man bei der Leitstelle angegeben, welche Kapazitäten es bei der Aufnahme von Patienten gibt. Am Uniklinikum Leipzig wurden acht Verletzte versorgt, darunter ein Schwerverletzter, wie ein Sprecher auf Anfrage sagte.

Lesen Sie auch: Das waren die schwersten Busunfälle der jüngeren Geschichte

Flixbus-Unfall auf A9: Autobahn zwischen Berlin und Leipzig gesperrt

Sachsens Verkehrsminister Martin Dulig zeigte sich bestürzt. „Meine Gedanken sind bei den Angehörigen der Opfer und Verletzten. Ich danke den vielen Einsatzkräften vor Ort, die schnelle Hilfe leisten“, sagte der SPD-Politiker am Mittwoch. Flixbus zeigte sich schwer betroffen. „Unsere Gedanken sind bei allen von diesem Unfall Betroffenen und ihren Angehörigen“, sagte ein Sprecher des Unternehmens am Mittwoch auf Anfrage.

Solche Unfälle seien schockierend, sagte Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) dem Nachrichtensender „Welt“. „Und jetzt geht es darum, dass die Sicherheitskräfte vor Ort die Sache aufklären müssen, dass den Menschen geholfen werden muss, die jetzt dringend Hilfe brauchen.“

Lesen Sie hier: Flixbus-Unfälle – Was Politik und Verbände dazu sagen

Karte zeigt Ort des Flixbus-Unfalls auf der A9

Das Schkeuditzer Kreuz liegt am Flughafen Leipzig/Halle. Die A9 ist eine wichtige Nord-Süd-Autobahn, die Berlin und München verbindet.

Ähnlicher Unfall mit Flixbus 2019 ganz in der Nähe

Schon 2019 war es nur etwa 15 Kilometer südlich zu einem ähnlichen Unfall mit einem Flixbus gekommen – damals mit einem Toten, 72 Verletzten und neun schwer Verletzten. Der Bus war ebenfalls in die Böschung gefahren und umgekippt. Ursache soll damals „Sekundenschlaf“ des Fahrers gewesen sein. Daraufhin war Kritik laut geworden an den Arbeitsbedingungen bei dem Fernbusunternehmen, das hauptsächlich auf Subunternehmer setzt.

In Deutschland müssen Reisebusse seit dem 1. Oktober 1999 verpflichtend mit Gurten ausgerüstet sein. Allerdings wurde eine Nachrüstpflicht für ältere Busse wegen technischer und wirtschaftlicher Hindernisse nie beschlossen. Über das Baujahr des Unfallbusses ist bislang nichts bekannt. Die meisten Reisebusses, die unter der Marke Flixbus fahren, gehören Subunternehmen.

Das Unternehmen selbst schreibt auf seiner Website, dass im Fernbus Anschnallpflicht herrsche. Fahrgäste werden dazu angehalten, „jederzeit während der Fernbus-Fahrt sicher angeschnallt“ zu sein.

dpa/AFP/lro/jug

News Related

OTHER NEWS

Ukraine-Update am Morgen - Verhandlungen mit Moskau wären „Kapitulationsmonolog" für Kiew

US-Präsident Joe Biden empfängt Wolodymyr Selenskyj im Weißen Haus. Evan Vucci/AP/dpa Die US-Regierung hält Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland zum jetzigen Zeitpunkt für „sinnlos”. Bei einem Unwetter in Odessa ... Read more »

Deutschland im Wettbewerb: Subventionen schaden dem Standort

Bundeskanzler Olaf Scholz am 15. November 2023 im Bundestag Als Amerikas Präsident Donald Trump im Jahr 2017 mit Handelsschranken und Subventionen den Wirtschaftskrieg gegen China begann, schrien die Europäer auf ... Read more »

«Godfather of British Blues»: John Mayall wird 90

John Mayall hat Musikgeschichte geschrieben. Man nennt ihn den «Godfather of British Blues». Seit den 1960er Jahren hat John Mayall den Blues geprägt wie nur wenige andere britische Musiker. In ... Read more »

Bund und Bahn: Einigung auf günstigeres Deutschlandticket für Studenten

Mit dem vergünstigten Deutschlandticket will Bundesverkehrsminister Wissing eine junge Kundengruppe dauerhaft an den ÖPNV binden. Bei der Fahrkarte für den Nah- und Regionalverkehr vereinbaren Bund und Länder eine Lösung für ... Read more »

Die Ukraine soll der Nato beitreten - nach dem Krieg

Die Ukraine soll nach dem Krieg Nato-Mitglied werden. Die Ukraine wird – Reformen vorausgesetzt – nach dem Krieg Mitglied der Nato werden. Das hat der Generalsekretär des Militärbündnisses, Jens Stoltenberg, ... Read more »

Präsidentin droht Anklage wegen Tod von Demonstranten

Lima. In Peru wurde eine staatsrechtlichen Beschwerde gegen Präsidentin Dina Boluarte eingeleitet. Sie wird für den Tod von mehreren regierungskritischen Demonstranten verantwortlich gemacht. Was der Politikerin jetzt droht. Perus Präsidentin ... Read more »

Novartis will nach Sandoz-Abspaltung stärker wachsen

ARCHIV: Das Logo des Schweizer Arzneimittelherstellers Novartis im Werk des Unternehmens in der Nordschweizer Stadt Stein, Schweiz, 23. Oktober 2017. REUTERS/Arnd Wiegmann Zürich (Reuters) – Der Schweizer Pharmakonzern Novartis will ... Read more »
Top List in the World