Fahrradriese Shimano: Weltgrößter Komponentenhersteller rechnet weiter mit fallenden Umsätze

Das Auftaktquartal war schwach – und Shimano erwartet weiter fallende Umsätze. Besorgniserregend ist die Prognose für den europäischen Markt. Nur in einer Region glaubt der weltgrößte Hersteller für Fahrradkomponenten noch punkten zu können.

fahrradriese shimano: weltgrößter komponentenhersteller rechnet weiter mit fallenden umsätze

Das Jahr 2023 war für die weltweite Fahrradindustrie alles andere als einfach. Volle Lager, Preisverfall, Nachfrageeinbruch und auch Pleiten erschütterten den Markt. Einzelne Hersteller, etwa der niederländische Fahrradriese Pon Bike mit zahlreichen namhaften Marken, kamen noch vergleichsweise glimpflich davon. Härter erwischte es Zulieferer, die unter der schwachen Nachfrage und hohen Lagerbeständen der Hersteller litten. Besorgt um Komponentenhersteller in Deutschland äußerte sich zuletzt auch der Zweirad-Industrie-Verband (ZIV), nannte allerdings keine Namen.

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Shimano, weltgrößter Komponentenhersteller für die Fahrradindustrie, musste im vergangenen Jahr ein Minus der Nettoumsätze von 29,5 Prozent auf umgerechnet 2,2 Milliarden Euro hinnehmen. Das Betriebsergebnis brach um 55 Prozent auf rund 394 Millionen Euro ein. Der Ausblick des Konzerns für Fahrrad- und Angelzubehör auf das Jahr 2024 war Mitte Februar bereits von Vorsicht und von der Erwartung weiter fallender Umsätze geprägt.

Quartalsergebnis halbiert, Umsätze fallen

Die Ergebnisse zum ersten Quartal, die das mittlerweile 103 Jahre alte Unternehmen gerade vorgelegt hat, scheinen die Skepsis zu bestätigen. Zwischen Januar und März fiel der Umsatz im Segment Bicycle Components auf 76.090 Millionen Yen (460 Millionen Euro), ein Minus von 22,6 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Das Betriebsergebnis brach um 52,7 Prozent auf 10.471 Millionen Yen (63 Millionen Euro) ein, wie jetzt veröffentlichte Unterlagen zeigen.

In einer Kommentierung der Ergebnisse zum ersten Quartal spricht Shimano zwar davon, dass das Interesse an Fahrrädern im langfristigen Trend hoch sei. Zugleich aber verweist der Konzern auf eine schleppende Erholung der Weltwirtschaft, die nach wie vor hohen Zinsen und die unsichere Lage durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine sowie die instabile Lage im Nahen Osten.

In Europa, gemessen am Umsatz dem wichtigsten Markt für Shimano, hätten die Energiekosten nachgegeben, doch bliebe das Geschäft wegen fallender Nachfrage insgesamt schwach auf dem alten Kontinent.

Bemerkenswert ist, dass Shimano mit Blick auf den deutschen Markt und in den Beneluxländern von einem „starken Interesse an Fahrrädern“ spricht, während in anderen Ländern die Lagerbestände infolge eines schwachen Verbrauchervertrauens wegen der Inflation hoch blieben.

Auf Länder heruntergebrochene Zahlen für das erste Quartal nennt Shimano nicht. Doch könnte die Äußerung des Konzerns zum ersten Quartal einen kleinen Lichtblick auf die deutsche Fahrradindustrie werfen, die im vergangenen Jahr hierzulande insgesamt 11,5 Prozent weniger Fahrräder (E-Bike und nichtelektrische Bikes) produzierte und insgesamt 14 Prozent weniger Fahrräder verkaufte. Sollte sich das „starke Interesse“, von dem der Komponentenhersteller spricht, auch in höheren Orders der Hersteller hierzulande niederschlagen, könnte der Markt die Krise vielleicht schneller überwinden als erwartet. Fahrradindustrie und Handel rechnen mit einer Erholung des Marktes in Deutschland insgesamt erst im kommenden Jahr.

Ohne genauere Angaben berichtet Shimano von „schwachen Einzelhandelsumsätzen“ auf den Märkten Asiens, Ozeaniens sowie Mittel- und Südamerikas. Auch auf dem nordamerikanischen Markt seien die Einzelhandelserlöse im ersten Quartal rückläufig gewesen.

Besser beurteilt der Komponentenhersteller die Entwicklung auf dem chinesischen Markt, wo „sich das Rennrad dank des Booms im Bereich der Outdoor-Freizeitgestaltung weiterhin großer Beliebtheit“ erfreue. Ein Trend, von dem auch der deutsche Premiumhersteller Storck Bicycle kürzlich berichtete. China sei nicht nur „einer der am schnellsten wachsenden Märkte im Rennradbereich“, sondern zugleich auch „einer der spannendsten Zukunftsmärkte der Welt“, wie Gründer Markus Storck im Interview erklärte. Storck lässt in China produzieren und hat im vergangenen Jahr seinen Vertrieb dort mit eigenen Stores als auch ein Joint Venture stark ausgebaut.

Umsatz in Europa soll um fast ein Fünftel einbrechen

Für das gesamte Geschäftsjahr 2024 erwartet Shimano den Angaben zufolge Umsätze mit Fahrradkomponenten in Höhe von 325.000 Millionen Yen (1,961 Milliarden Euro) – ein Rückgang von rund 11,9 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

Das Gros der Erlöse (923 Millionen Euro) werde Shimano laut Prognose immer noch auf dem europäischen Markt erwirtschaften, doch entspräche dies einem Minus von voraussichtlich 18 Prozent. Auf keinem Absatzmarkt der Welt erwartet Shimano größere Rückgänge. China ist mit plus 6,8 Prozent der einzige Markt, von dem sich Shimano steigende Erlöse auf umgerechnet rund 410 Millionen Euro ausrechnet.

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