Energie: Deutsche Gas- und Ölförderung sinkt weiter

energie: deutsche gas- und ölförderung sinkt weiter

26.08.2022, Niedersachsen, Vechta: Peter Thie von ExxonMobil steht am Eruptionskreuz vom Erdgasföder data-portal-copyright=

Unternehmen fördern in Deutschland nach wie vor Gas und Öl. Allerdings sinken die Fördermengen seit Jahren. Stattdessen setzten die Firmen auf Wasserstoff und Erdwärme.

Die heimische Öl- und Gasförderung in Deutschland ist 2023 weiter gesunken. Dennoch leisteten die vor allem in Niedersachsen gewonnenen Energieträger nach Angaben des Bundesverbandes Erdgas, Erdöl und Geoenergie (BVEG) weiter einen wichtigen Beitrag zur Energieversorgung in Deutschland. „Es ist daher klug, die einheimische Produktion aufrechtzuerhalten, solange dies möglich ist“, sagte BVEG-Hauptgeschäftsführer Ludwig Möhring am Dienstag bei der Vorlage des Jahresberichts in Hannover.

Im vergangenen Jahr wurden im Inland noch 4,3 Milliarden Kubikmeter Erdgas aus dem Boden geholt, rund zehn Prozent weniger als im Vorjahr. Die heimische Ölförderung sank von 1,7 auf 1,6 Millionen Tonnen. Das entsprach nach Angaben des Verbandes beim Gas rund 5,7 Prozent der heimischen Nachfrage und damit sogar etwas mehr als 2022, beim Erdöl unverändert rund zwei Prozent.

Früher waren es in der Bundesrepublik bis zu 20 Milliarden Kubikmeter Gas oder mehr pro Jahr, die Reserven in konventionellen Lagerstätten erschöpfen sich jedoch zunehmend. Nach Angaben des BVEG liegen die noch förderbaren Erdgasreserven in Deutschland bei 34,3 Milliarden Kubikmetern, beim Erdöl seien es noch 22,8 Millionen Tonnen.

Wasserstoff und Erdwärme als neue Geschäftsfelder

Angesichts der seit Jahren rückläufigen Produktion setzt die Erdgas- und Erdölindustrie verstärkt auf die Erschließung neuer Geschäftsfelder im Rahmen der Energiewende. Gaskavernen und Pipelines ließen sich etwa für „grünen“ Wasserstoff umrüsten oder als Gaslagerstätten für die Einlagerung von abgeschiedenem CO2 etwa aus der Zementindustrie nutzen, sagte Möhring.

Bohrtechnik lasse sich für die Erschließung von Tiefengeothermie nutzen. Neue Partner brauche man hier jedoch für die Vermarktung der Erdwärme, die sich deutlich vom Öl- und Gasgeschäft unterscheide.

Nach Ansicht Möhrings lässt sich auch die Gasproduktion steigern. Große Sprünge seien angesichts schwindender Vorkommen zwar nicht möglich. Wenn es aber politisch gewollt sei, „würden wir uns in der konventionellen Gasförderung zutrauen, nachhaltig zehn bis zwanzig Prozent mehr zu produzieren als heute“. Und das ohne den Einsatz der umstrittenen Fracking-Technik. Bisher schreckten Unternehmen vor Investitionen aber zurück, weil es vor Ort oft Widerstand gegen Bohrungen gebe und aus der Politik wenig Unterstützung komme.

Bessere CO2-Bilanz als LNG

Nach den Erfahrungen der Energiekrise durch den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine appellierte Möhring an die Politik, sich klar zur Fortsetzung der Öl- und Gasförderung in Deutschland zu bekennen. „Dabei geht es nicht um eine Verlängerung des fossilen Zeitalters, sondern darum, die Transformation erfolgreich zu gestalten.“ Gas werde auf absehbare Zeit als Energieträger gebraucht. Und Erdgas aus Deutschland schneide in der CO2-Bilanz bis zu 30 Prozent besser ab als das aus den USA importierte Flüssiggas (LNG).

Noch stärker ließe sich die Förderung steigern, wenn man auch in Deutschland die Fracking-Technik einsetzen könnte, bei der Gestein mit chemischen Zusätzen aufgebrochen wird, um gebundenes Gas aus dem Boden zu holen. Große Hoffnungen, dass die umstrittene Technologie hierzulande zugelassen werde, habe er aber nicht mehr, sagte Möhring. Vor allem Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat sich dagegen ausgesprochen. „Es gibt da ein klares Vorverständnis, dass das nicht gewollt ist“, stellte Möhring fest.

News Related

OTHER NEWS

Ukraine-Update am Morgen - Verhandlungen mit Moskau wären „Kapitulationsmonolog" für Kiew

US-Präsident Joe Biden empfängt Wolodymyr Selenskyj im Weißen Haus. Evan Vucci/AP/dpa Die US-Regierung hält Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland zum jetzigen Zeitpunkt für „sinnlos”. Bei einem Unwetter in Odessa ... Read more »

Deutschland im Wettbewerb: Subventionen schaden dem Standort

Bundeskanzler Olaf Scholz am 15. November 2023 im Bundestag Als Amerikas Präsident Donald Trump im Jahr 2017 mit Handelsschranken und Subventionen den Wirtschaftskrieg gegen China begann, schrien die Europäer auf ... Read more »

«Godfather of British Blues»: John Mayall wird 90

John Mayall hat Musikgeschichte geschrieben. Man nennt ihn den «Godfather of British Blues». Seit den 1960er Jahren hat John Mayall den Blues geprägt wie nur wenige andere britische Musiker. In ... Read more »

Bund und Bahn: Einigung auf günstigeres Deutschlandticket für Studenten

Mit dem vergünstigten Deutschlandticket will Bundesverkehrsminister Wissing eine junge Kundengruppe dauerhaft an den ÖPNV binden. Bei der Fahrkarte für den Nah- und Regionalverkehr vereinbaren Bund und Länder eine Lösung für ... Read more »

Die Ukraine soll der Nato beitreten - nach dem Krieg

Die Ukraine soll nach dem Krieg Nato-Mitglied werden. Die Ukraine wird – Reformen vorausgesetzt – nach dem Krieg Mitglied der Nato werden. Das hat der Generalsekretär des Militärbündnisses, Jens Stoltenberg, ... Read more »

Präsidentin droht Anklage wegen Tod von Demonstranten

Lima. In Peru wurde eine staatsrechtlichen Beschwerde gegen Präsidentin Dina Boluarte eingeleitet. Sie wird für den Tod von mehreren regierungskritischen Demonstranten verantwortlich gemacht. Was der Politikerin jetzt droht. Perus Präsidentin ... Read more »

Novartis will nach Sandoz-Abspaltung stärker wachsen

ARCHIV: Das Logo des Schweizer Arzneimittelherstellers Novartis im Werk des Unternehmens in der Nordschweizer Stadt Stein, Schweiz, 23. Oktober 2017. REUTERS/Arnd Wiegmann Zürich (Reuters) – Der Schweizer Pharmakonzern Novartis will ... Read more »
Top List in the World