Elektronische Kampfführung in der Ukraine: Britische Firma entwickelt nicht-störbare Drohne

Mit Störsendern versucht das russische Militär, die Drohnen der Ukraine vom Himmel zu holen. Verbündete arbeiten nun an Techniken, das sogenannte Jamming ins Leere laufen zu lassen.

elektronische kampfführung in der ukraine: britische firma entwickelt nicht-störbare drohne

Elektronische Kampfführung in der Ukraine: Britische Firma entwickelt nicht-störbare Drohne

In einem Lagerhaus in Südengland arbeiten Ingenieure von Evolve Dynamics an einer Technologie, die dazu beitragen könnte, dass Aufklärungsdrohnen der Ukraine auch dann am Himmel bleiben, wenn Russland versucht, sie elektronisch zu stören. Es ist ein kleiner, aber wichtiger Teil der internationalen Bemühungen der ukrainischen Verbündeten zur Unterstützung des Drohnenprogramms.

Unternehmen in Dutzenden von Ländern haben Drohnen und Drohnenteile an die Ukraine geliefert. Einige, darunter Evolve Dynamics, konzentrieren sich dabei auch auf technologische Fortschritte, mit denen sie Russlands Fähigkeiten in der elektronischen Kampfführung (EW) begegnen wollen. Durch die Entwicklung alternativer Funkverbindungsalgorithmen soll es den russischen Streitkräften erschwert werden, die Signale seiner Überwachungsdrohnen zu stören und sie damit unbrauchbar zu machen.

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Beide Seiten haben den Einsatz von EW-Systemen verstärkt. Sie stören jene Frequenzen, auf denen Befehle des Piloten an die Drohne geschickt werden, sodass diese vom Himmel fällt oder ihr Ziel verfehlt. »Es ist ein ständiges Pingpong«, sagte Mike Dewhirst, Geschäftsführer von Evolve Dynamics. Er schätzt, dass sein Unternehmen in den vergangenen zweieinhalb Jahren 85 Upgrades an den Drohnen vom Typ Sky Mantis vorgenommen hat. Bei Evolve Dynamics, dessen Aufklärungsdrohnen in der Ukraine feindliche Bewegungen ausspähen, erhalten die Militäreinheiten Teile und Softwareupdates direkt vom Unternehmen, sodass sie Änderungen, wenn möglich, selbst vornehmen können.

Einige Militärexperten sind der Ansicht, dass die unmittelbare Kommunikation zwischen Rüstungsunternehmen und Soldaten angesichts der raschen technologischen Innovation zu einem häufigeren Merkmal der Kriegsführung werden könnte. Dieser Trend könnte sich auf alle Bereiche von der Beschaffung bis zur Ausbildung auswirken. »Die Technologie entwickelt sich sehr schnell. Ich würde sagen, dass der Lernzyklus auf dem Schlachtfeld vielleicht sechs Wochen beträgt«, sagte Nick Reynolds, Research Fellow in Land Warfare am Royal United Services Institute (RUSI), einem britischen Thinktank für Verteidigung. »Unsere Beschaffungssysteme sind dafür nicht optimiert«.

Vergangenen Monat hatte eine Militäreinheit in der Ukraine Evolve Dynamics gebeten, Änderungen an ihrer Technologie vorzunehmen, um sie für den Piloten sicherer zu machen. Am britischen Standort, der mit ukrainischen Flaggen und Dankesbotschaften von Soldaten geschmückt ist, fanden die Mitarbeiter heraus, wie man die Funkbox einer Drohne von ihrer Steuerung trennen kann. Nach der Übermittlung entsprechender Anweisungen konnte die Militäreinheit die Änderung innerhalb von 24 Stunden nach der Anfrage vornehmen.

Dewhirst, der jeden Monat in die Ukraine reist, beschloss, die Modifikation zu finanzieren, nachdem er gehört hatte, dass die Soldaten sonst selbst dafür aufkommen müssten. Die Drohneneinheiten in der Ukraine finanzieren ihre Ausrüstung oft aus privaten Mitteln oder durch Crowdfunding.

Großbritannien, das seit dem Beginn der russischen Invasion im Februar 2022 ein treuer Verbündeter Kiews ist, ist nach eigenen Angaben der größte Lieferant von Drohnen an die Ukraine und arbeitet zusammen mit Lettland an der Leitung einer europäischen Koalition zur Steigerung der Produktion. Auch andere Verbündete wie Schweden, die Niederlande und Norwegen haben die Ukraine mit Drohnen versorgt.

Die Ukraine wiederum hat ihre eigenen privaten militärischen Start-ups gefördert, um Innovationen zu entwickeln und ihre heimische Industrie aufzubauen, während der Krieg in sein drittes Jahr geht. Insgesamt gibt es jetzt etwa 200 Drohnenhersteller in der Ukraine, und das Ministerium für strategische Industrien hat erklärt, dass das Land in diesem Jahr bis zu zwei Millionen Drohnen herstellen könnte.

10.000 britische Drohnen für die Ukraine

Dewhirst gründete Evolve Dynamics 2014, als er mit Softwareingenieuren in Kiew für ein digitales Marketing-Start-up arbeitete. Das Unternehmen hat inzwischen etwa 100 Sky-Mantis-Überwachungsdrohnen in der Ukraine im Einsatz und ist damit nach Angaben des Unternehmens einer von fünf bis zehn bedeutenden britischen Drohnenlieferanten in der Ukraine.

Großbritannien hat zugesagt, in diesem Jahr 325 Millionen Pfund (416 Millionen Dollar) für die Entsendung von 10.000 Drohnen in die Ukraine auszugeben, und Evolve Dynamics hofft, mehr davon zu bekommen. Das in Privatbesitz befindliche Unternehmen hat bereits die britische Royal Navy und einige Polizeikräfte sowie weltweit tätige Öl- und Gas- und Windturbinenunternehmen beliefert.

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