Dozent lässt Antifa-Ruf während Vorlesung skandieren – Uni-Leitung reagiert

Kritik von RCDS und Unileitung

Dozent lässt Antifa-Ruf während Vorlesung skandieren – Uni-Leitung reagiert

dozent lässt antifa-ruf während vorlesung skandieren – uni-leitung reagiert

Aufkleber der Antifa

Während einer Politik-Vorlesung an der Kasseler Universität ließ ein Dozent eine Antifa-Parole skandieren. Der RCDS kritisiert nicht nur das und sieht die akademische Freiheit gefährdet.

Kassel – Maximilian Aue war „baff und sprachlos“, als er vorigen Mittwoch im Hörsaal der Kasseler Universität saß. Der junge Mann war einer von mehr als 200 Studierenden in der Politik-Vorlesung von Gastprofessor Dr. Oliver Peye zur „Einführung in die Internationalen Beziehungen“. Plötzlich habe der Dozent die Anwesenden aufgerufen, die Parole „Alerta, alerta, antifascista!“ („Achtung, Achtung, Antifaschismus!“) zu rufen.

Ein Video zeigt, wie der Slogan dreimal wiederholt wurde. Mit jedem Mal wurde es lauter. Anschließend habe Pye gesagt, dass Nazis und alle, die rechts seien, den Raum verlassen sollten. Dafür habe es lauten Applaus gegeben.

RCDS sieht die „gewaltbereite Antifa verherrlicht“

Aue heißt eigentlich anders und will seinen Namen nicht in der Zeitung lesen. Er fürchtet, dass seine Äußerungen negative Folgen haben könnten. Die Atmosphäre an der Universität sei politisch aufgeladen, linke Studierende würden den Ton angeben. Bei dem Aufruf, dass Nazis den Raum verlassen sollten, hätte er gern mitgeklatscht, aber die Kritik an rechten Studenten habe bei ihm ein ungutes Gefühl erzeugt. Aue hat bislang FDP und CDU gewählt, wie er sagt. Er würde niemals für die AfD stimmen, er sei „Mitte rechts“.

Für den Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) ist das, was sich vor einer Woche an der Universität ereignet haben soll, „beunruhigend“, wie es in einer Pressemitteilung heißt. Pye habe „potenziell gegen die Grundsätze der akademischen Neutralität und Freiheit“ verstoßen. Eine konservative Meinung werde von ihm als rechts eingeordnet. Zudem sei die „gewaltbereite Antifa verherrlicht worden“. Der RCDS kontaktierte deswegen die Rechtsaufsicht der Uni.

Gastprofessor Pye reagiert auf Kritik an Vorfall in der Politik-Vorlesung

Die im Hörsaal skandierte Parole stammt aus dem Italien der 1920er-Jahre, als Antifaschisten gegen Diktator Mussolini protestierten. Heute ist sie immer wieder auf Antifa-Demos zu hören. Nicht erst seit dem Prozess gegen die Kasselerin Lina E. wird im Land über die Gewaltbereitschaft der extremen Linken diskutiert. Der Kasseler Politik-Professor Wolfgang Schroeder hat die Antifa einmal als „eine Art alternativer Verfassungsschutz außerhalb der Verfassung“ bezeichnet.

Gastprofessor Pye begründet gegenüber der HNA das Skandieren der Parole mit der Geschichte der völkisch und antisemitisch geprägten internationalen Beziehungen des Dritten Reiches, die er in der Veranstaltung aufgezeigt habe: „In der Vorlesung habe ich auf das Wiedererstarken des Faschismus in Europa hingewiesen und die Position vertreten, dass wir eine Wiederholung solcher internationalen Beziehungen verhindern sollten.“

Uni-Präsidentin sieht Verhalten von Pye kritisch

Die Antifa selbst sei in seiner Vorlesung nicht vorgekommen. Es stimme auch nicht, dass er rechte Studierende zum Verlassen des Saals aufgerufen hätte: „Ich habe mich in der Vorlesung explizit gegen den Rechtsextremismus positioniert. Ich freue mich, wenn konservative Studierende dies ebenfalls tun.“

Bei der Hochschulleitung um Präsidentin Prof. Ute Clement stieß das Verhalten von Pye auf Kritik. Das Nachsprechen von Parolen halte man für problematisch, wie ein Sprecher auf Anfrage mitteilt: „Die Präsidentin hat dies in einem persönlichen Gespräch deutlich gemacht.“

Pye beeindruckt über reflektierte Studierende

Es sei jedoch niemand der Vorlesung verwiesen worden. Für die Unileitung sei es völlig klar, „dass Studierende nicht wegen ihrer politischen Einstellung von Lehrveranstaltungen ausgeschlossen werden“. Ausnahmen könnte es nur in Extremfällen geben – etwa bei verfassungsfeindlichen Äußerungen.

Während der RCDS die Gefahr sieht, dass sich Studierende in Kassel unter Druck gesetzt fühlen könnten, ihre „grundgesetzlich geschützte politische Meinung“ zu verbergen, ist Pye generell beeindruckt, wie reflektiert und kritisch die Studierenden hier seien: „Wir sollten weiterhin respektvoll miteinander umgehen und über verschiedene wissenschaftliche Ansätze und Positionen debattieren.“ (Matthias Lohr)

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