Arizona: Gebetsgruppe irritiert mit bizarrem Ritual im Parlament – Senator mittendrin

Nach einem Urteil des Obersten Gerichts in Arizona sollen Schwangerschaftsabbrüche weitgehend verboten sein. Vor dem Entscheid kaperten Extremisten mit einem Parlamentarier den Senat – und redeten in Zungen.

Nicht mal nach einer Vergewaltigung soll eine Abtreibung legal sein: Das Oberste Gericht des US-Bundesstaates Arizona hat am Dienstag ein Gesetz aus dem Jahr 1864 gegen Schwangerschaftsabbrüche für gültig erklärt. Dieses untersagt alle Abtreibungen außer solche zum Schutz des Lebens der Mutter.

Das allein ist bemerkenswert genug, doch im Anschluss an das Urteil ist nun ein Video eines Vorfalls öffentlich geworden, der sich amerikanischen Medienberichten zufolge am Montag, also einen Tag zuvor, im Senat des Bundesstaats zutrug. Die Aufnahmen zeigen eine Gruppe von Menschen beim Beten innerhalb des ansonsten menschenleeren Raums.

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Die Menschen knien offenbar über dem Siegel des Staates, gestikulieren wild und plappern unverständliche Worte. Offenkundig handelt es sich um das in evangelikalen Gruppen beliebte religiöse Ritual des Zungenredens, bei dem sich die Teilnehmer nicht selten erfüllt vom Heiligen Geist fühlen. Unterstützt werden sie von einem Mann, offenbar dem republikanischen Senator Anthony Kern, der unter anderem ruft: »Lass es so sein, Vater Gott.«

Veröffentlicht wurden die Aufnahmen unter anderem von der Aktivistin Jeanne Casteen, die sich für die Trennung von Kirche und Staat einsetzt. Wer das Video erstellt hat, ist unklar, aber Kern bestätigte das Ritual und seine Teilnahme inzwischen. »Es sieht so aus, als ob unser Gebetsteam einige Gotteshasser aufgewiegelt hat«, schrieb er auf der Plattform X. Der »Huffington Post« bestätigte er zudem, er habe gemeinsam mit der Gruppe dafür gebetet, dass das Abtreibungsverbot von 1864 wieder Gesetz werde.

Die Aktion wirkt bizarr, doch sie kann auch als Machtdemonstration verstanden werden. Wie auch beim Sturm auf das Kapitol am 6. Januar 2021 ist es einer Gruppe von Menschen, die nicht dazu legitimiert sind, in das Herz einer Demokratie einzudringen – in diesem Fall auf regionaler Ebene. Dass das Video öffentlich wird, wäre in diesem Kontext als Zeichen zu werten, zu solchen Übergriffen auf staatliche Institutionen fähig zu sein.

Gegen Anthony Kern wird derzeit ermittelt, weil er im Verdacht steht, ein sogenannter falscher Wahlmann zu sein. Bei den Vorwürfen, die gegen Republikaner in mehreren Bundesstaaten erhoben werden, geht es darum, dass sich Trump-Anhänger möglicherweise mittels Urkundenfälschung zu legitimierten Wahlleuten zu erklären versuchten.

So wäre es möglich gewesen, im Anschluss an die Wahl Verwirrung zu stiften, und so die Ergebnisse in mehreren Swing States infrage zu stellen. Am Ende, so die Vermutung, hätte der Druck auf denn damaligen Vizepräsident Mike Pence so groß werden können, dass dieser das Wahlergebnis am 6. Januar 2021 vielleicht doch nicht zertifiziert.