Gartenplanerin im Interview: „Licht erweckt den Garten zum Leben“

Leuchten im Schnee: Wege und Türen sollten immer illuminiert sein, ein zartes Licht im Baum schafft dazu Atmosphäre.

Frau Bohr, die weihnachtlichen Lichterketten haben ihren Dienst im Garten geleistet und werden bald eingemottet. Regiert dann wieder die Finsternis hinter der Terrassentür?

Beleuchtung im Garten ist immer wichtig! Bestenfalls ist sie weit mehr als nur Dekoration – und funktionale und ­ästhetische Leuchten harmonieren miteinander.

Welche Lichter sollten unbedingt bleiben?

Erst mal müssen Sie klären, wo Licht benötigt wird. Welche Teile des Gartens werden oft besucht? Will ich Skulpturen, Pflanzen oder Wege beleuchten – punktförmig, breitflächig, von oben, von unten, auf mittlerer Höhe? Wobei Wege ohnehin immer beleuchtet sein sollten.

Um Stolperfallen zu vermeiden?

Gartengestalterin Dagmar Bohr

Ja, und damit ich mich nach Einbruch der Dunkelheit in meinem Garten auch orientieren kann. Ob das in der Einfahrt, auf Treppenstufen oder im Eingangsbereich zur Haustür ist. Wenn ich diese Lichtquellen geschickt platziere, sorgen sie für Komfort und Sicherheit. Für mich selbst, aber auch für Gäste, die nicht jeden Tag in meinem Garten sind. Es hat auch noch einen anderen Vorteil: Mit Bewegungsmeldern kombiniert, schreckt es Unbefugte ab.

Wie gehen Sie eine Lichtplanung an und entscheiden, was sich gut im Spotlight macht?

Zuerst schaue ich mir den hinteren Bereich des Gartens an. Welche Punkte kann ich dort anleuchten, um Tiefe zu erzeugen? Ist das geklärt, geht es in die vorderen Bereiche. In Szene setzen lässt sich zum Beispiel ein Teich. Es gibt nichts Schöneres, als wenn sich Wasser mit Licht kombiniert. Es können aber auch Skulpturen sichtbar gemacht werden, oder Gräser, die sich vielleicht noch im Wind bewegen und Schatten werfen. Vor allem große Bäume, deren Kronen man zart mit einem kleinen Spot beleuchten kann, sind immer schön. Pflanzen, die im Winter einen tollen Fruchtstand haben, eignen sich auch. Zum Beispiel der Liebesperlenbaum. Der hat lilafarbene Früchte, die sogar noch etwas Farbe in die Beleuchtung bringen.

Ist denn Licht gleich Licht?

Es hilft, die Lichtquellen, genau wie im Haus, in verschiedene Arten zu unterteilen. Das Grundlicht dient der Sicherheit und der Orientierung. Die Ambiente- und Akzentbeleuchtung, zum Beispiel das Anstrahlen von Bäumen oder Büschen oder einer stilvollen Loungeecke, schafft Atmosphäre im Garten. Den Schätzen gibt man so die Aufmerksamkeit, die sie verdienen – auch nach Einbruch der Dunkelheit. Hier ist es wichtig, dass man mit schönen Kontrasten arbeitet und die Lichtverteilung ausgewogen ist. Man muss ein harmonisches Gesamtbild erschaffen, wie ein Maler.

Grundsätzlich gilt: Weniger ist mehr. Doch mit Mondleuchten kann man dezent sogar ein wenig Farbe in den Garten bringen.

Wie meinen Sie das?

Stellen Sie sich das so vor: Man hat eine dunkle Fläche, die ich mit Lichtakzenten zum Leben erwecke. Mit den Pflanzen, die ich sichtbar mache, oder der illuminierten Sitzecke gebe ich dem Garten ein Gesicht in der Dunkelheit.

Was ist, wenn der Nachbar das Gesicht weniger schön findet? Etwa, weil der Strahler auch sein Schlafzimmerfenster erhellt. Müssen Sie als Planerin manchmal Wogen glätten?

Bisher hatten wir so ein Problem nicht! Es ist ja nicht so, dass man einen 2000-Watt-Strahler ins Beet setzt, der alles taghell macht. Dann gäbe es mit Sicherheit Beschwerden. Aber mit einem Akzent und einer kleinen Beleuchtung, die wirklich nur die Konturen des Baums sichtbar macht, hat mit Sicherheit auch der Nachbar Freude.

„Viel hilft viel“ gilt nicht, wenn es um Gartenbeleuchtung geht?

Nein, auf keinen Fall. Man muss die schönsten Stellen im Garten in Szene setzen, um eine spezielle Atmosphäre zu schaffen. Da gehört viel Fingerspitzengefühl dazu.

Welche Fehler sollten Gartenliebhaber sonst noch vermeiden?

Ich beobachte oft, dass Laien, die ihre Planung selbst machen, ganz viel Beleuchtung im Baumarkt oder im Internet kaufen, einfach anfangen, aber vergessen die Tiefe im Garten aufzugreifen. Die fangen vorne an der Terrasse an und stechen da ihre Lämpchen rein. Nur wer dann rausguckt, sieht vielleicht seine Stühle, den Tisch und den Rahmen um die Terrasse. Aber dahinter blickt man nur auf eine dunkle Wand.

Die Leute konzentrieren sich nur auf den Bereich, in dem sie sich auch mal nach Sonnenuntergang aufhalten?

Genau, aber damit schafft man keine Tiefe. Mit einer perfekten Beleuchtung kreiere ich dagegen einen Rahmen, der den gesamten Garten aufgreift. Außerdem sollten die Strahler auch nicht so aufgebaut werden, dass sie einem förmlich ins Auge stechen, wenn man auf der Terrasse sitzt.

Wie kann man denn verhindern, geblendet zu werden?

Strahler sollten so versteckt sein, dass sie nur die Pflanze oder Skulptur in Szene setzen, man selbst aber drüber hinwegschauen kann, ohne das Gefühl zu haben, sich das Auge zu verblitzen. Außerdem sollte man die Lumenzahl reduzieren. Gerade im Randbereich von Wegen gibt es mittlerweile Leuchten, die oben einen Deckel aufliegen haben. Die strahlen wirklich nur nach unten auf den Weg und werfen dort einen halbrunden Kreis. Man sieht also den Wegrand, muss aber nicht direkt ins Licht schauen, wenn man nach unten blickt.

Wie Lampen im Garten wirken, können die Kunden oft nur schwer testen. Wie vermeidet man den beschriebenen Fehlkauf im Baumarkt?

Auch wenn sich das komisch anhört, weil ich selbst Planerin bin, aber ich rate immer, mit einem Fachmann zu arbeiten und eine Gartenbeleuchtung nun mal planen zu lassen. Das ist so wichtig. Ich kann dabei so viele Fehler machen und „Geld versenken“. Weil ich die verkehrten Sachen anstrahle oder einfach nicht weiß, welches Licht an welchem Ort zu welchem Zweck optimal eingesetzt werden kann. Das heißt, ich muss probieren. Und dann kaufe ich mir wieder etwas, probiere hier und da, sage Nein, leg es wieder in die Garage und kaufe noch mal Neues. Ein Fachmann kann genau sagen, welche Leuchte wohin passt. Dann gebe ich nicht unnötiges Geld aus und bin am Ende zufrieden.

Woran erkenne ich, ob eine Leuchte Winterwetter gewachsen ist?

Es gibt die IP-Schutzklassen. Eine Lampe für den Außenbereich sollte mindestens der Schutzart IP 44 entsprechen. Je höher die Zahl, desto sicherer ist sie. Die erste Kennziffer sagt etwas über den Schutz gegen Fremdkörper und Berührung aus, bei der zweiten geht es um Schutz gegen Wasser. Wenn ich Schutzklassen IP 65 und IP 67 habe, kann mir eigentlich nichts mehr passieren.

Wie aufwendig ist so ein Beleuchtungskonzept im Bestand?

Hat ein professioneller Gartengestalter den Außenbereich geplant, dann achtet der in der Regel schon darauf, genug Leerrohre zu legen. Da ist es nicht so schlimm, noch mal ein Kabel durchzuziehen. Aber auch unabhängig davon arbeiten Gartengestalter mittlerweile viel mit 12-Volt-Niederspannungsbeleuchtungen.

Was heißt das?

Das Kabel kann direkt unter einer dünnen Erdschicht verlegt werden, und wenn der Kunde sagt, ich will im Moment nur so und so viel dafür ausgeben, ist das kein Problem. Man kann einfach später an gleicher Stelle weitermachen. Es gibt da ganz viele Möglichkeiten. Ich muss auch in einem Bestandsgarten keine Gräben mehr ausheben, was Pflanzen ja auch immer an den Wurzeln schädigen kann. Das war oft ein Problem.

Ein bisschen Erde oder Mulch drüber, und das reicht?

Genau. Das spart viele Erdarbeiten und ist absolut sicher. Auch für die Haustiere oder spielende Kinder, die sich im Garten aufhalten.

Was ist denn von Solarlampen zu halten? Die kommen ja komplett ohne externe Stromquelle aus.

In Kombination mit einer normalen Gartenbeleuchtung ist das interessant. Aber gerade in der sonnenarmen Jahreszeit ist es schwierig, den Garten wirklich so auszuleuchten wie gewünscht. Ich sehe das oft, wenn ich in andere Häuser komme – da sind im Winter immer früh die Läden runter! Wenn ich frage, wieso, dann lautet die Antwort: Ja, ich habe im Garten ja nur eine dunkle Wand. Bei mir ist das anders. Ich habe abends die Läden hoch, denn ich nehme meinen Garten mit ins Wohnzimmer. Mir gibt das ein Gefühl großer Weite. Die Solarleuchten, die ich auch nutze, haben im Moment nur eine kurze Zeit, in der sie leuchten. Bei mir sind sie aber so platziert, dass das kein Nachteil ist. Versetzt gehen nach und nach immer mehr Leuchten aus. Es ist, als ob der Garten langsam schlafen ginge. Dann lasse auch ich die Läden runter.

Braucht der Garten komplette Dunkelphasen?

Licht im Garten ist schön, und ich finde, notwendig. Man investiert ja auch viel Geld in seinen Garten, der aber in dieser Jahreszeit sonst um 17 Uhr weg ist. Trotzdem sollte man es nicht übertreiben. Keine Strahler mit hoher Intensität. Und wenn die Beleuchtung nicht benötigt wird, schalten Sie sie aus. Abgesehen von den Leuchten des Bewegungsmelders, müssen die nicht die ganze Nacht durchlaufen, nur weil ich sie habe. Das stresst meinen Stromzähler und die Tiere. Für die gilt außerdem: Je mehr Rotanteil in einem Licht enthalten ist, desto weniger gefährlich ist es für Insekten. Ein helles, weißes Licht fliegen Insekten an und verbrennen sich dort oder sind orientierungslos. Und warm-weißes Licht bringt ohnehin mehr Gemütlichkeit und Entspannung.

Lichtfarben sind ein gutes Stichwort. Im Haus spielen sie eine zentrale Rolle. Wie ist das im Garten?

Grundsätzlich kann man verschiedene Lichtfarben mischen und kombinieren, je nach Gusto. Ich persönlich stehe nicht auf ganz hell-weißes Licht und mag lieber dieses warm-weiße, fast gelblich wirkende Licht. Meiden würde ich auch bunte Lichterketten! Da kommt schnell Kirmesfeeling auf. Was man aber gut machen kann: Wenn ansonsten alles warm-weiß ausgeleuchtet ist, kann mitten im Garten eine dicke, fette Moonlight mit einem Farbwechsler sitzen. Sie verändert sich von Gelb ins Rosé bis Blau, Weiß, wieder Gelb. Das bringt dann keine Unruhe im Garten, sondern ist ein Hingucker.

Ansonsten empfehlen sie Zurückhaltung bei Farben?

Ja, sonst verliert der Garten auch irgendwie seine Eleganz, und die wollte ich ihm mit Licht doch überhaupt erst verleihen.