Deutschland: CDU ändert umstrittene Formulierung zu Islam

deutschland: cdu ändert umstrittene formulierung zu islam

CDU-Chef Friedrich Merz will ebenfalls eine andere Formulierung. Nun gibt es einen neuen Entwurf für die Passage.

“Muslime, die unsere Werte teilen, gehören zu Deutschland”, lautete ein Satz im neuen Grundsatzprogramm, das die Partei bald verabschieden will. Warum es dabei nicht bleiben wird.

CDU ändert umstrittene Formulierung zu Islam

Wenn die CDU in zweieinhalb Wochen in Berlin für ihren 36. Parteitag zusammenkommt, werden zwei Dinge im Zentrum stehen: das Wahlergebnis von Parteichef Friedrich Merz – und die Verabschiedung des neuen Grundsatzprogramms. In einem zeitintensiven Prozess hat die Partei in den vergangenen Monaten an ihrer inhaltlichen Erneuerung gearbeitet. Die Frage, für welche Werte und Positionen die CDU eigentlich steht, soll künftig wieder jedes Parteimitglied mit Leichtigkeit beantworten können – so in etwa lautete der Arbeitsauftrag für das neue Grundsatzprogramm.

Als die Parteispitze Anfang des Jahres auf ihrer Vorstandsklausur in Heidelberg dem ersten Entwurf der Programm- und Grundsatzkommission zustimmte, war ein Zwischenschritt geschafft. Allerdings war schon damals klar, das dies mitnichten das letzte Wort sein würde. Der Entwurf sollte schließlich noch der Parteibasis vorgestellt werden, und die konnte Änderungsanträge einreichen. Davon wurde reichlich Gebrauch gemacht: Deutlich mehr als 2000 Änderungsanträge gingen bei der Antragskommission ein.

Der Satz war unter dem Eindruck antisemitischer Demonstrationen entstanden

Am vergangenen Wochenende haben die Kommissionsmitglieder nun in einer Marathonsitzung all diese Anträge gesichtet und darüber abgestimmt, ob sie angenommen oder verworfen werden. Dabei wurde auch eine im Vorfeld besonders umstrittene Passage geändert: jene, die sich mit dem Verhältnis zum Islam befasst.

Im Ursprungsentwurf hieß es: “Muslime, die unsere Werte teilen, gehören zu Deutschland” – eine Formulierung, die nicht nur von Islamverbänden kritisiert wurde, sondern innerhalb der Union ebenfalls auf Gegenwehr stieß. Auch Parteichef Friedrich Merz hatte in Heidelberg deutlich gemacht, dass es bei diesem Satz nicht bleiben werde.

Der zentrale Kritikpunkt war, dass auf diese Weise Muslime unter Generalverdacht gestellt würden. Zustande gekommen war die Formulierung, so ist es aus der Partei zu hören, unter dem Eindruck antiisraelischer und antisemitischer Demonstrationen nach den Terrorattacken der Hamas gegen Israel. Damals waren auch Islamisten durch deutsche Städte gezogen, die ein “Kalifat” in Deutschland forderten.

Bundespräsident Wulff sagte einst: “Der Islam gehört inzwischen auch zu Deutschland.”

Im Entwurf der Antragskommission liest sich die Passage inzwischen so: “Muslime sind Teil der religiösen Vielfalt Deutschlands und unserer Gesellschaft. Viele von ihnen haben in Deutschland schon seit Jahrzehnten eine neue Heimat gefunden. Ein Islam, der unsere Werte nicht teilt und unsere freiheitliche Gesellschaft ablehnt, gehört nicht zu Deutschland.”

Ob diese Formulierung Bestand haben wird, wird sich erst auf dem Parteitag zeigen, wo die Delegierten abermals Änderungsanträge stellen können. Klar ist aber, dass die CDU damit abrücken würde von dem, was ihr damaliger Bundespräsident Christian Wulff zum 20. Jahrestag der Deutschen Einheit gesagt hatte: “Das Christentum gehört zweifelsfrei zu Deutschland. Das Judentum gehört zweifelsfrei zu Deutschland. Das ist unsere christlich-jüdische Geschichte. Aber der Islam gehört inzwischen auch zu Deutschland.”

Neben der Passage zum Islam könnte auf dem Parteitag noch eine andere Änderung für Diskussionen sorgen: Am Wochenende schaffte es, wie aus mehreren Quellen zu hören war, ein Änderungsantrag des Bezirksverbands Niederrhein in den Entwurf der Antragskommission, der mehr Härte an den deutschen Grenzen verlangt. Darin wird gefordert, dass Grenzkontrollen an den EU-Binnengrenzen “prinzipiell” mit der “Zurückweisung von Personen” verbunden werden müssten, “die in einem anderen Mitgliedsstaat der EU oder des Schengen-Raums bereits Aufnahme gefunden haben oder die einen Asylantrag auch in einem Staat, aus dem sie einreisen wollen, stellen können”.

News Related

OTHER NEWS

Ukraine-Update am Morgen - Verhandlungen mit Moskau wären „Kapitulationsmonolog" für Kiew

US-Präsident Joe Biden empfängt Wolodymyr Selenskyj im Weißen Haus. Evan Vucci/AP/dpa Die US-Regierung hält Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland zum jetzigen Zeitpunkt für „sinnlos”. Bei einem Unwetter in Odessa ... Read more »

Deutschland im Wettbewerb: Subventionen schaden dem Standort

Bundeskanzler Olaf Scholz am 15. November 2023 im Bundestag Als Amerikas Präsident Donald Trump im Jahr 2017 mit Handelsschranken und Subventionen den Wirtschaftskrieg gegen China begann, schrien die Europäer auf ... Read more »

«Godfather of British Blues»: John Mayall wird 90

John Mayall hat Musikgeschichte geschrieben. Man nennt ihn den «Godfather of British Blues». Seit den 1960er Jahren hat John Mayall den Blues geprägt wie nur wenige andere britische Musiker. In ... Read more »

Bund und Bahn: Einigung auf günstigeres Deutschlandticket für Studenten

Mit dem vergünstigten Deutschlandticket will Bundesverkehrsminister Wissing eine junge Kundengruppe dauerhaft an den ÖPNV binden. Bei der Fahrkarte für den Nah- und Regionalverkehr vereinbaren Bund und Länder eine Lösung für ... Read more »

Die Ukraine soll der Nato beitreten - nach dem Krieg

Die Ukraine soll nach dem Krieg Nato-Mitglied werden. Die Ukraine wird – Reformen vorausgesetzt – nach dem Krieg Mitglied der Nato werden. Das hat der Generalsekretär des Militärbündnisses, Jens Stoltenberg, ... Read more »

Präsidentin droht Anklage wegen Tod von Demonstranten

Lima. In Peru wurde eine staatsrechtlichen Beschwerde gegen Präsidentin Dina Boluarte eingeleitet. Sie wird für den Tod von mehreren regierungskritischen Demonstranten verantwortlich gemacht. Was der Politikerin jetzt droht. Perus Präsidentin ... Read more »

Novartis will nach Sandoz-Abspaltung stärker wachsen

ARCHIV: Das Logo des Schweizer Arzneimittelherstellers Novartis im Werk des Unternehmens in der Nordschweizer Stadt Stein, Schweiz, 23. Oktober 2017. REUTERS/Arnd Wiegmann Zürich (Reuters) – Der Schweizer Pharmakonzern Novartis will ... Read more »
Top List in the World