Nach den Berichten über Explosionen in Iran gaben die Aktienmärkte in Europa und Asien teilweise deutlich nach. Ennio Leanza / Keystone
Zum Ende einer ohnehin nicht einfachen Börsenwoche haben die jüngsten Entwicklungen in Nahost die Investoren noch einmal in Aufregung versetzt. So hat Israel nach übereinstimmenden amerikanischen Medienberichten Iran als Reaktion auf einen Grossangriff vom vergangenen Wochenende angegriffen. Berichte über Schäden gab es zunächst nicht.
«Damit treiben zwei Ängste die Anleger an diesem Freitagmorgen um: die Angst vor einem Flächenbrand in Nahost und die Angst vor einer Zinserhöhung statt -senkung in den USA im weiteren Jahresverlauf», so fasste ein Händler die Gemengelage zusammen. «Eine Kombination, die so toxisch ist für einen Aktienmarkt, in dem sich bereits seit dem Osterwochenende Anfang April Sand im Getriebe befindet.»
Im Verlauf des Nachmittags entspannte sich die Situation an den Börsen in Europa jedoch wieder. Unter anderem, weil sowohl Iran als auch Israel um Deeskalation bemüht scheinen. Dennoch dürften das Thema Inflation und entsprechend die weitere Zinspolitik für die Märkte in Europa und Übersee ein heisses Thema bleiben.
Nestlé steigen dank L’Oréal
Der Schweizer Leitindex SMI holte die Verluste vom Vormittag im Verlauf des Tages auf und lag um 16 Uhr 30 bei einem Plus von 0,22 Prozent auf 11 255 Punkte. Der breite SPI stieg um 0,12 Prozent auf 14 928 Zähler. Der deutsche DAX, der britischen FTSE 100 oder der französische CAC 40 machten im Verlauf des Tages wieder etwas Boden gut, nachdem es an den Börsenplätzen am Vormittag um bis zu 1,0 Prozent abwärts gegangen war.
Dass sich der SMI etwas besser hielt als seine Pendants, lag vor allem an den Kursgewinnen von Nestlé (+1,6 Prozent). Das Plus verdanken die Titel vor allem den starken Zahlen des Kosmetikherstellers L’Oréal, dessen Aktien in Frankreich um 4,7 Prozent stiegen. Nestlé hält eine Beteiligung an L’Oréal.
Die beiden Technologievertreter VAT (–2,6 Prozent) und Logitech (–1,5 Prozent) waren unter den grössten Verlierern zu finden. Temenos, Inficon, AMS-Osram und U-Blox gaben zwischen 2,3 und 0,6 Prozent nach. Die in dieser Woche bislang präsentierten Quartalsergebnisse der weltweit führenden Chiphersteller und deren Zulieferer konnten bisher nicht überzeugen. Vielmehr hätten sie den Ton für eine – vielleicht – schwierige Ertragssaison für die Technologieunternehmen angegeben, heisst es im Handel.
Deutliche Verluste an Japans Börse
Die Angst vor einer Ausweitung des Nahostkonflikts hat am Freitag zuvor zu einem tiefen Einbruch an Japans Börse geführt. Der Nikkei-225-Aktienpreisindex sackte um 2,66 Prozent auf 37 068 Punkte ab. Vorübergehend fiel Japans Leitindex erstmals seit dem 9. Februar unter die Marke von 37 000 Punkten. Der breiter gewichtete Topix-Index sank um 1,9 Prozent.
Wie in Europa litten auch in Japan besonders Aktien von japanischen Zulieferern der globalen Halbleiterindustrie. Der Anlagenbauer Tokyo Electron verlor über 8 Prozent an Wert. Lasertec, ein Hersteller von Messinstrumenten, verlor ebenfalls mehr als 8 Prozent. Reedereien wie Yusen oder Mitsui gehörten hingegen zu den Gewinnern. Ihre Aktien steigen, da die Anleger mit wachsender Kriegsgefahr auf höhere Frachtraten und damit Gewinne der Logistikkonzerne wetten.
Auch der koreanische Aktienindex Kospi gab über 1,6 Prozent ab. Andere Börsen in Asien wie in Singapur und Hongkong verzeichneten allerdings nur leichte Verluste. Die eher von innerchinesischen Entwicklungen bestimmte Börse in Schanghai gab um 0,6 Prozent nach.
Damit ist die Rekordjagd in Japan vorerst vorbei. Aber Analysten glauben bis jetzt, dass die Schwäche nur vorübergehend ist. Die Strategen der japanischen Investmentbank Nomura urteilten vor dem Einbruch, dass die Märkte vielleicht ab Mai wieder «vorteilhaft auf wirtschaftliche Stärke und robuste Unternehmensgewinne» reagieren würden.
Mit Agenturmaterial
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