„Der erste Angriff war gar nichts“: Iran droht Israel mit einer noch nie verwendeten Waffe – was heißt das?

Ein britischer Militäranalyst glaubt, Iran wolle andeuten, Israel womöglich mit atomaren, biologischen oder chemischen Waffen angreifen zu können. Andere Experten sind skeptisch.

„der erste angriff war gar nichts“: iran droht israel mit einer noch nie verwendeten waffe – was heißt das?

Könnte der Iran Israel erneut angreifen?

Die iranische Führung droht Israel mit einer unkontrollierbaren Eskalation. Es ist vermutlich eine Warnung, um den jüdischen Staat von einer starken militärischen Antwort auf den iranischen Raketenangriff vom Wochenende abzubringen.

Eine Antwort auf einen israelischen Militärschlag kenne „keine Grenzen“, sagte Präsident Ebrahim Raisi nach einer Meldung der staatlichen Nachrichtenagentur Irna. Drohkulissen gehören im iranisch-israelischen Konflikt zum Geschäft. Allerdings sind nicht alle Drohungen realistisch.

Im iranischen Regime zeichnet sich seit dem Wochenende eine Arbeitsteilung ab. Einige Politiker wie Außenminister Hossein Amirabdollahian betonen, der Iran wolle keinen Krieg mit Israel, sondern sehe die Auseinandersetzung mit Israel nach dem Raketenbeschuss auf Israel erst einmal als erledigt an und wolle jetzt eine Entspannung einleiten.

Andere Regimevertreter heizen dagegen die Spekulationen über angebliche iranische Wunderwaffen an. Amirabdollahians Stellvertreter Ali Bagheri Kani sagte, wenn Israel nach dem Angriff vom Sonntag zurückschlagen sollte, werde der Iran „innerhalb von Sekunden“ antworten. Der Sprecher des Ausschusses für Nationale Sicherheit im Teheraner Parlament, Abolfazl Amouei, sprach von einer – nicht näher genannten – „Waffe, die wir noch nie eingesetzt haben“, die gegen Israel gerichtet werden solle.

Der Iran will stark auftreten

Diese Äußerungen sollen einerseits Israel verunsichern und von einem harten Militärschlag abhalten und andererseits Regimeanhänger im Iran und im Nahen Osten beeindrucken. Das Problem für die iranischen Politiker aber ist: Es gibt kaum einen Staat, der so gut über das iranische Waffenarsenal Bescheid weiß wie Israel. Die Militärplaner in Tel Aviv dürften die Stärken und Schwächen des Gegners besser kennen als viele Politiker in Teheran selbst.

Dass die „Waffe, die wir noch nie eingesetzt haben“, eine Atomwaffe sein könnte, ist deshalb sehr unwahrscheinlich. Israel beobachtet das iranische Atomprogramm aufmerksam. Der Iran hat die Urananreicherung in seinen Atomanlagen in jüngster Zeit zwar vorangetrieben. Ein ehemaliger Chef des iranischen Atomprogramms schreckte den Westen im Februar mit der Bemerkung auf, das Regime habe alle Teile für eine Atombombe beisammen und müsse sie nur noch zusammensetzen.

Ob das stimmt und ob der Iran die Bombe wirklich will, ist umstritten. Das Uran mag vorhanden sein – aber ob die iranischen Streitkräfte auch über die Technik verfügen, einen Atomsprengstoff auf eine Trägerrakete zu montieren, ist nicht bekannt. Dazu kommt: Wenn der Iran eine Atomwaffe einsetzen würde, wäre eine militärische Antwort der USA unvermeidbar – und das könnte das Ende der Islamischen Republik bedeuten.

Die Islamische Republik ist kein selbstmörderisches Regime.

Ali Fatholah-Nejad, Gründungsdirektor der Berliner Denkfabrik CMEG

„Die Islamische Republik ist kein selbstmörderisches Regime“, sagt Ali Fatholah-Nejad, Gründungsdirektor der Berliner Denkfabrik CMEG, dem Tagesspiegel. Das Regime achte zu allererst „auf das eigene Überleben“.

Der ehemalige britische Armee-Oberst Hamish de-Bretton Gordon sagte dem Boulevardblatt „The Sun“, der Iran wolle andeuten, Israel womöglich mit atomaren, biologischen oder chemischen Waffen angreifen zu können. Das sei aber „Angeberei“.

Zu den realistischeren Optionen einer iranischen Antwort auf Israel zählt ein Beschuss mit Raketen, der wesentlich stärker ausfallen könnte als der vom Sonntag. Die iranischen Streitkräfte haben tausende Raketen in ihren Arsenalen. Außerdem könnte der Iran die Hisbollah-Miliz im Libanon für einen Angriff auf Israel einsetzen und so versuchen, die israelische Flugabwehr zu überwinden.

Doch auch in diesem Fall bliebe für Raisi und Revolutionsführer Ali Chamenei die große Frage, was danach kommen könnte. Denn dass der Iran die Militärmacht Israel mit einem groß angelegten Raketenangriff nicht entwaffnen kann, weiß auch die Führung in Teheran.

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