Demokraten machen im US-Senat kurzen Prozess: Das Amtsenthebungsverfahren gegen Minister Alejandro Mayorkas wird fallengelassen

demokraten machen im us-senat kurzen prozess: das amtsenthebungsverfahren gegen minister alejandro mayorkas wird fallengelassen

Alejandro Mayorkas am Dienstag in New York. Jose Luis Magana / AP

Bereits nach drei Stunden war der Spuk am Mittwoch wieder vorbei. Mit den Stimmen der Demokraten entschied der Senat mit 51 zu 49 Stimmen, nach einer Reihe parlamentarischer Tändeleien das Amtsenthebungsverfahren gegen Alejandro Mayorkas fallenzulassen. Damit kann der Minister für Inlandsicherheit, der in der Regierung von Präsident Joe Biden unter anderem für den Schutz der Landesgrenzen zuständig ist, weiter amtieren.

Das Impeachment, lanciert vom republikanisch dominierten Repräsentantenhaus, scheiterte am geschlossenen Widerstand der Präsidentenpartei. In separaten Abstimmungen beschlossen sämtliche 51 Mitglieder der demokratischen Fraktion, dass die beiden Anklagepunkte gegen die Verfassung verstiessen. Das Angebot der Demokraten, eine Debatte über das Impeachment zu führen, lehnten die Republikaner ab.

Ein Kabinettsmitglied könne nicht aus seinem Amt enthoben werden, wenn es die Politik des Präsidenten umsetze, dem es diene, sagte Senator Chuck Schumer, der Fraktionsvorsitzende der Demokraten. Deshalb sei die kleine Kammer des Kongresses auch nicht verpflichtet, dem Minister im Senat den Prozess zu machen. Schumer nannte das ganze Verfahren «frivol» und «politisch motiviert». Ein Impeachment sollte nie dazu genutzt werden, um einen Streit über politische Ideen zu lösen, sagte der Senator aus New York.

Harsche Kritik der Republikaner

Beim politischen Gegner stiess dieses Manöver auf scharfe Kritik. Die republikanische Senatorin Susan Collins sprach von «einer Peinlichkeit», sei doch die Rolle, die der Senat in einem Amtsenthebungsverfahren spielen müsse, in der Verfassung klar definiert. Mitch McConnell, der scheidende Fraktionsvorsitzende der Republikaner, bezeichnete das Vorgehen Schumers als «unglücklich». Die Demokraten schafften damit einen Präzedenzfall. «Es bedeutet, dass der Senat ein vom Repräsentantenhaus initiiertes Amtsenthebungsverfahren praktisch ignorieren kann», sagte McConnell.

Falls das zutrifft, trüge dafür aber auch der langjährige Fraktionsvorsitzende der Republikaner ein Stück Verantwortung. Im Januar 2021, als der Senat über das zweite Impeachment gegen den ehemaligen Präsidenten Donald Trump beriet, sprach sich nämlich auch McConnell dafür aus, die Anklagepunkte zu verwerfen. Sie verstiessen gegen die Verfassung, argumentierte er damals.

Einwanderungspolitik als Mühlstein der Demokraten

Die grosse Kammer des Kongresses hatte das Impeachment Mitte Februar mit 214 zu 213 Stimmen genehmigt. Die republikanische Mehrheit warf Mayorkas vor, er habe seinen Amtseid verletzt, weil er verantwortlich für die desolate Lage an der amerikanischen Grenze zu Mexiko sei. Damit habe der im Februar 2021 eingesetzte Minister ein besonders schweres Verbrechen («high crimes and misdemeanors») begangen.

Das Weisse Haus hatte diese Vorwürfe entschieden zurückgewiesen. Das Amtsenthebungsverfahren sei grundlos erfolgt, sagte ein Sprecher von Präsident Biden, Mayorkas habe sich nichts zuschulden kommen lassen.

Rechtlich mag das stimmen. Politisch allerdings ist das Thema Einwanderungspolitik für die Demokraten im Wahljahr 2024 ein Mühlstein – auch weil mittlerweile wohldokumentiert ist, dass die amerikanische Grenze zu Mexiko porös ist und Millionen von Migrantinnen und Migranten sie seit Bidens Amtsantritt überquert haben.

Interessant ist deshalb, dass auch ein Senator wie Jon Tester, der im November im konservativen Gliedstaat Montana wiedergewählt werden möchte, mit seiner demokratischen Fraktion stimmte. In einer Stellungnahme sagte Tester, dass die Situation an der Grenze «komplett inakzeptabel» sei und Bidens Regierung mehr tun müsse, um das Land zu sichern. Dazu trage das von den Republikanern lancierte Amtsenthebungsverfahren für Mayorkas aber nicht bei.

Sein wahrscheinlicher republikanischer Gegner, der Unternehmer Tim Sheehy, nutzte die Gelegenheit und attackierte Tester umgehend. Auf dem Kurznachrichtendienst X schrieb er: Der Senator sei doppelzüngig und habe kein Interesse an einer sicheren Grenze.

News Related

OTHER NEWS

Ukraine-Update am Morgen - Verhandlungen mit Moskau wären „Kapitulationsmonolog" für Kiew

US-Präsident Joe Biden empfängt Wolodymyr Selenskyj im Weißen Haus. Evan Vucci/AP/dpa Die US-Regierung hält Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland zum jetzigen Zeitpunkt für „sinnlos”. Bei einem Unwetter in Odessa ... Read more »

Deutschland im Wettbewerb: Subventionen schaden dem Standort

Bundeskanzler Olaf Scholz am 15. November 2023 im Bundestag Als Amerikas Präsident Donald Trump im Jahr 2017 mit Handelsschranken und Subventionen den Wirtschaftskrieg gegen China begann, schrien die Europäer auf ... Read more »

«Godfather of British Blues»: John Mayall wird 90

John Mayall hat Musikgeschichte geschrieben. Man nennt ihn den «Godfather of British Blues». Seit den 1960er Jahren hat John Mayall den Blues geprägt wie nur wenige andere britische Musiker. In ... Read more »

Bund und Bahn: Einigung auf günstigeres Deutschlandticket für Studenten

Mit dem vergünstigten Deutschlandticket will Bundesverkehrsminister Wissing eine junge Kundengruppe dauerhaft an den ÖPNV binden. Bei der Fahrkarte für den Nah- und Regionalverkehr vereinbaren Bund und Länder eine Lösung für ... Read more »

Die Ukraine soll der Nato beitreten - nach dem Krieg

Die Ukraine soll nach dem Krieg Nato-Mitglied werden. Die Ukraine wird – Reformen vorausgesetzt – nach dem Krieg Mitglied der Nato werden. Das hat der Generalsekretär des Militärbündnisses, Jens Stoltenberg, ... Read more »

Präsidentin droht Anklage wegen Tod von Demonstranten

Lima. In Peru wurde eine staatsrechtlichen Beschwerde gegen Präsidentin Dina Boluarte eingeleitet. Sie wird für den Tod von mehreren regierungskritischen Demonstranten verantwortlich gemacht. Was der Politikerin jetzt droht. Perus Präsidentin ... Read more »

Novartis will nach Sandoz-Abspaltung stärker wachsen

ARCHIV: Das Logo des Schweizer Arzneimittelherstellers Novartis im Werk des Unternehmens in der Nordschweizer Stadt Stein, Schweiz, 23. Oktober 2017. REUTERS/Arnd Wiegmann Zürich (Reuters) – Der Schweizer Pharmakonzern Novartis will ... Read more »
Top List in the World