Bayern-Klatsche: Leverkusen könnte es wie dem BVB ergehen

Sie stehen Pate für die wohl deutlichste Bayern-Antwort auf einen verlorenen Meister-Titel: Robert Lewandowski (l.) und Mario Götze

Wie schwer es den Bayern fiel, den unumstritten verdienten Erfolg eines Konkurrenten kommentarlos und uneingeschränkt zu würdigen, war am Sonntag zu beobachten. Auf X gab sich der Rekordmeister bemüht sportlich, machte dabei aber auch auf die eigenen Errungenschaften aufmerksam: „Nach elf Titeln in Serie: Der FC Bayern gratuliert Bayer 04 Leverkusen zur Deutschen Meisterschaft 2023/24.“

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In der dort verlinkten Pressemitteilung ließen sich Präsident Herbert Hainer, Vorstandsboss Jan-Christian Dreesen und Sportvorstand Max Eberl zitieren und garnierten ihre Glückwünsche mit Kampfansagen. Von Hainer hieß es etwa: „Das Ziel des FC Bayern lautet nun: Die Schale muss zurück nach München! Wir sehen uns in der neuen Saison.“ Eine Warnung an Leverkusen nach dem Meisterschafts-Debüt?

Bayer Leverkusen: Florian Wirtz vom FC Bayern umworben

Unterm Bayer-Kreuz dürfte man diese Aktivitäten (noch) relativ entspannt beobachten, denn das eigene Team dürfte von zu erwartenden Transferaktivitäten des Dauer-Favoriten verschont bleiben. Trainer Xabi Alonso bleibt in Leverkusen, hat seinen Vertrag erst kürzlich verlängert. Florian Wirtz, von den Bayern heftig umworben, ist noch bis 2025 an die Werkself gebunden. Sind das Zeichen dafür, dass der neue Meister keine Eintagsfliege sein wird – wie es die wurden, die es gewagt hatten, die Dauerherrschaft des FC Bayern zu unterbrechen?

Bayers Meistertitel: Warnung an den BVB – und Sebastian Kehl

Klar ist: Nach dieser dominanten Saison wird die Alonso-Elf als Top-Favorit in die Spielzeit 2024/25 gehen. Welches Gesicht der FC Bayern dann zeigen wird, ist unklar. An der Säbener Straße wird dem Vernehmen nach bereits über einen Umbruch gesprochen. Kommen im Sommer neue Stars in die Landeshauptstadt? Damit würde der FCB eine Tradition weiterführen. Ein Rückblick auf die vergangenen 20 Jahre.

2004 holte der SV Werder Bremen das Double, feiert die vierte Meisterschaft der Vereinsgeschichte. Das allein stört die Bayern mindestens ebenso sehr wie der Umstand, dass die Norddeutschen den Titel zwei Tage vor Ultimo im Münchner Olympiastadion perfekt machen. Als Reaktion verpflichtet der FCB den früheren Bremer Torsten Frings vom finanziell angeschlagenen BVB, außerdem kommt Trainer Felix Magath – zwei Ausrufezeichen aus München. Unter Magath rückt der Rekordmeister die Kräfteverhältnisse wieder gerade und holt 2005 und 2006 jeweils das Double. Bremen konnte nie wieder an den Erfolg anknüpfen. Am Sonntag in Leverkusen war die Mannschaft von Ole Werner ein dankbarer Sparrings-Partner.

FC Bayern: Transfer-Offensive nach Platz 4

Drei Jahre nach den Hanseaten wagte es der VfB Stuttgart, die Schale zu holen. Die Schwaben nutzten den bis heute in Gelsenkirchen (und Dortmund) unvergessenen Patzer des FC Schalke 04 im Revierderby, um sich am vorletzten Spieltag auf Platz 1 vorzuschieben. Der FC Bayern musste das Treiben von Rang 4 aus beobachten, qualifizierte sich nicht einmal für die Champions League. Die Reaktion darauf: Eine Transfer-Offensive. Franck Ribéry, Luca Toni, Miroslav Klose und Hamit Altintop konnten den Münchner Lockrufen nicht widerstehen. Und in Stuttgart griff ein Mechanismus, von dem die Bayern zwei Jahre später profitieren sollten.

2009, Felix Magath war inzwischen Trainer in Wolfsburg, holte der Fußball-Ableger von VW die Schale. Unvergessen dabei der ebenso elegante wie arrogante Auftritt des Brasilianers Grafite, der Bayerns Abwehr beim 5:1-Sieg der Wölfe schwindelig spielte und per Hacke den Endstand erzielte. Vier Wochen später entließ der FC Bayern den mit hohen Erwartungen verpflichteten Trainer Jürgen Klinsmann. Derweil holte den VfB Stuttgart der Triumpf von 2007 ein. Der Kader der Schwaben war zu teuer geworden, Entlastung musste her. Die verschaffte der 30-Millionen-EuroTransfer von Top-Stürmer Mario Gomez zum Rekordmeister. Auch mit dessen Hilfe wurden die Bayern im Jahr darauf Meister.

BVB wurde nach Double vom FC Bayern geschwächt

Deutlich nachhaltiger war der Angriff auf Borussia Dortmund nach Gewinn der Meisterschaft 2011 und dem Double 2012. Vor allem 5:2-Sieg im Pokalfinale fühlte sich der Rekordmeister gedemütigt. In dieser dramatischen Nacht von Berlin müssen die Verantwortlichen beschlossen haben, den BVB entscheidend zu schwächen. Der Rest ist bekannt: Ein Jahr später wechselte Mario Götze dank Ausstiegsklausel nach München, ein weiteres Robert Lewandowski ablösefrei. Erst zwölf Jahre nach dem Dortmunder Triumpf wurde ein anderer Klub als der FC Bayern Deutscher Meister.