USA senden Top-General auf riskante Mission in die Ukraine

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A lone soldier walking along a frosty road outside Bakhmut, Ukraine, Monday, Jan. 29, 2024. At the hot spots of the eastern front line, Ukrainian troops are outmanned, outgunned, and digging in. (Tyler Hicks/The New York Times/Redux/laif)

Die Mission von Antonio Aguto ist klar: die Ukraine und ihre Armee im dritten Jahr des Krieges gegen Russland besser aufzustellen. „Fehler auf dem Schlachtfeld werden in Blut bezahlt“, hat der Drei-Sterne-General der US-Armee einmal gesagt. In enger Beratung mit den Verantwortlichen in Kiew soll der 57-Jährige helfen, dass die Ukraine möglichst wenig Fehler in ihrem Kampf gegen die russischen Truppen macht.

Aguto spielt schon seit Ende 2022 eine entscheidende Rolle bei der Unterstützung der Ukraine. Seitdem koordiniert er aus dem Hauptquartier der US-Armee für Europa in Wiesbaden als Chef der Security Assistance Group Ukraine (Sagu) die Militärhilfe für die Ukraine. Die 300-köpfige Sicherheitsunterstützungsgruppe ist damit beauftragt, die internationalen Waffenlieferungen für die Ukraine und das Training ukrainischer Soldaten außerhalb des Landes abzustimmen.

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Vor einigen Wochen rückte Aguto in den Fokus: Mitte Dezember meldete die „New York Times“, nach der gescheiterten Gegenoffensive der Ukraine im vergangenen Jahr suchten die USA mit der Ukraine nach einer neuen Taktik. Auf beiden Seiten hatte das Ausbleiben der für 2023 erhofften Erfolge auf dem Schlachtfeld für Ernüchterung gesorgt. Der Zeitung zufolge werde künftig ein Drei-Sterne-General regelmäßig in der Ukraine sein, um die dortige Militärführung vor Ort zu beraten. Sein Name: Antonio Aguto.

Krieg in der Ukraine: Drei-Sterne-General Aguto soll Land beraten

Aguto kommt aus einer Familie mit Militärtradition. Sein Großvater war bei den „Philippinischen Spähern“ (Philippine Scouts), einer Einheit aus Einheimischen, die im Zweiten Weltkrieg an der Seite der USA kämpften. „Er war ein philippinischer Bauer, der sich im Zweiten Weltkrieg den Amerikanern im Kampf gegen die Japaner anschloss“, berichtete der im US-Bundesstaat Illinois geborene Aguto und nannte die Erfahrungen seines Großvaters als einen Grund, selbst zum US-Militär zu gehen. „Tony hat die Armee im Blut“, sagte ein Vorgesetzter einmal über ihn.

Aguto absolvierte die US-Militärakademie in Westpoint, New York. „Ich wurde 1988 an der US-Militärakademie als Panzeroffizier ausgebildet und habe jeden Tag geliebt“, blickte Aguto Jahre später zurück. Im Laufe seiner Karriere war Aguto im Ersten und Zweiten Irak-Krieg sowie in Afghanistan und Bosnien im Auslandseinsatz. Ab Mitte 2016 war Aguto zwei Jahre beim Ausbildungskommando der US-Armee in Grafenwöhr in Bayern stationiert. Als er 2021 zum kommandierenden General der 1. US-Armee befördert wurde, hieß es in der Laudatio, Aguto habe als kampferprobte Führungspersönlichkeit Vertrauen mit Partnern auf der ganzen Welt aufgebaut.

Ende 2023 baten ukrainische Militärs, darunter Verteidigungsminister Rustem Umerow, nach einem Bericht des US-Senders CNN um mehr persönliche Gespräche mit hochrangigen US-Militärs. Sie hätten erkannt, dass sich an der Art und Weise, wie die Ukraine den Krieg gegen Russland führe, etwas ändern müsse, berichtete der Sender unter Berufung auf US-Offizielle.

Ukraine-Krieg: Auch ranghohe Bundeswehrvertreter in Kiew

Es ist nicht unüblich, dass die westlichen Partner die Ukraine auch vor Ort militärisch beraten. Der Generalinspekteur der Bundeswehr, Carsten Breuer, war kürzlich ebenfalls mit einer hochrangigen Delegation in der Ukraine. Begleitet wurde Breuer unter anderem vom Leiter des Sonderstabs Ukraine im Verteidigungsministerium, Generalmajor Christian Freuding. Die US-Regierung hatte es bisher aber vermieden, ständig mit Militärberatung in der Ukraine präsent zu sein. Von dem Prinzip rücken die USA nun ein gutes Stück ab.

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Agutos Mission für eine dauerhaftere Beratung vor Ort wurde offiziell nicht vom Pentagon bestätigt. US-Militärbeamte berieten regelmäßig mit der US-Botschaft in Kiew und hochrangigen ukrainischen Militärs über eine Reihe von Themen, sagte ein Sprecher des Hauptquartiers der US-Armee für Europa lediglich. In dem „New York Times“-Bericht und Meldungen anderen US-Medien hieß es jedoch, Aguto werde fortan direkter mit der militärischen Führung der Ukraine zusammenarbeiten. Zwar solle der Drei-Sterne-General nicht ständig vor Ort sein, geplant seien aber häufige Aufenthalte in und außerhalb Kiews.

Aguto als „Schattenkommandant“ der ukrainischen Armee?

Wenige Tage nach dem Erscheinen des Berichts besuchte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj auf dem Rückweg von einer Auslandsreise erstmals das Europahauptquartier der US-Armee in Wiesbaden, um sich mit Militärvertretern zu beraten. Darunter war neben dem Oberbefehlshaber der Nato-Truppen in Europa, US-General Christopher Cavoli, auch Aguto.

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Im Netz wurde daraufhin gemunkelt, Aguto werde als „Schattenkommandant“ der ukrainischen Armee fungieren und den ukrainischen Oberbefehlshaber Walerij Saluschnyj im Grunde ersetzen. Dem US-Vertreter einen solchen Einfluss zuzuschreiben, ist weit übertrieben. Fakt ist jedoch, dass Präsident Selenskyj den Armeechef vor einigen Tagen absetzte. Und: Äußerungen aus dem Dezember geben einen Hinweis darauf, wo Aguto Nachholbedarf sieht.

Die Kommunikation zwischen der Ukraine und ihren Verbündeten müsse verbessert werden in allen Bereichen, von der Logistik bis zu Daten auf dem Schlachtfeld, so Aguto. Sorge machten ihm zudem die russischen Erfolge in der elektronischen Kriegsführung: Russland gelinge es innerhalb weniger Wochen oder Monate, von den USA gelieferte Präzisionswaffen so zu stören, dass sie ihre Ziele nicht treffen. Passend dazu kündigte der neue ukrainische Oberbefehlshaber Oleksandr Syrskyj an, den Einsatz unbemannter Waffensysteme und der elektronischen Kriegführung auszubauen.

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