Britische Royal Mail will Briefzustellung einschränken

Der Verlust machende Postdienstleister Royal Mail plant Einschnitte in die tägliche Zustellung von Briefen und Sendungen, gegen die sich aber heftiger Widerstand aus Politik und Wirtschaft erhebt. Die Aufsichtsbehörde Ofcom hat Reformvorschläge für die Regulierung der privatisierten Royal Mail vorgelegt. Ofcom beschreibt darin verschiedene Szenarien. Die Royal Mail könnte etwa 200 Millionen Pfund (gut 230 Millionen Euro) sparen, wenn sie die Zustellung am Samstag streiche, hieß es. Sogar 650 Millionen Pfund Einsparung wären möglich, wenn sie nur noch an drei Tagen in der Woche Briefe und Sendungen austragen würde.

Der Postdienstleister operiert bislang unter der gesetzlichen Vorgabe, im ganzen Land an sechs Tagen in der Woche Sendungen zuzustellen. Das Briefvolumen in Großbritannien ist aber innerhalb der vergangenen zwölf Jahre, seit die aktuellen staatlichen Vorgaben bestehen, um die Hälfte gesunken, sagte Ofcom-Chefin Melanie Dawes. Daher verdient die Royal Mail deutlich weniger. Dawes sagte, der Postdienst mit dem „universellen Service“ sei veraltet und „nicht mehr tragfähig, wenn wir nichts unternehmen“.

Belastung durch Streiks und steigende Löhne

Die Royal Mail hat für das erste Halbjahr ihres laufenden Geschäftsjahres fast 170 Millionen Pfund Verlust gemeldet. Zusätzlich zum sinkenden Briefaufkommen und dem Aufkommen von Wettbewerbern haben 2022 große Streiks und 2023 höhere Lohnabschlüsse das Unternehmen belastet.

Die Überlegungen über eine gekürzte Postzustellung der 2013 privatisierten Royal Mail stoßen auf politischen Gegenwind. Premierminister Rishi Sunak hat angekündigt, dass er die Samstagszustellung unbedingt erhalten wolle. Der für Postdienste zuständige Wirtschaftsstaatssekretär Kevin Hollinrake sagte der BBC, die Samstagszustellung sei „sakrosankt“. Ein Sechs-Tage-Dienst sei „sehr wichtig für unsere Bürger sowie für Unternehmen, die sich auf die Samstagszustellung verlassen“. Dazu zählen zum Beispiel auch Zeitschriftenverlage, deren Hefte am Samstag kommen. Der Verband der Kleinunternehmer FSB forderte, die Sechs-Tage-Zustellung zu erhalten.

Aktienkurse steigen wieder

Die Royal Mail steht aber unter großem Druck, Kosten zu sparen. Martin Seidenberg, der deutsche Vorstandschef des Mutterkonzerns International Distributions Services (IDS), rief die Regierung auf, sich in der Regulierungsfrage zu bewegen. Während die Briefsparte hohe Verluste macht, erwirtschaftet IDS mit der globalen Paketsparte GLS dreistellige Millionengewinne. Der IDS-Aktienkurs stieg am Mittwoch in Reaktion auf die Ofcom-Äußerungen um 4,5 Prozent und am Donnerstag nochmals um 3,5 Prozent. Innerhalb der vergangenen zwölf Monate ist der IDS-Börsenwert um fast 25 Prozent auf 2,7 Milliarden Pfund geklettert. Gegenüber dem Spitzenwert im Corona-Jahr 2021 sowie vor 2019 hat IDS aber fast die Hälfte an Wert eingebüßt.

Großaktionär des Post- und Paket-Konzerns ist der tschechische Milliardär Daniel Křetínský (24 Prozent Anteil), der in ganz Europa Unternehmensbeteiligungen aufgebaut hat. In Deutschland hält Křetínský eine Beteiligung am Großhandelskonzern Metro.

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