Automatisierung: Kuka erzielt Rekordumsatz – doch die Autobauer erhöhen den Druck

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Kuka-Roboter im Einsatz bei Porsche data-portal-copyright=

Der Auftragseingang des Roboter-Herstellers sinkt. Das liegt auch an Schwierigkeiten auf dem wichtigsten Markt für die Branche. In der Anlagenbau-Sparte gibt es Stellenstreichungen.

Die erfolgsverwöhnte Robotikbranche bekommt die geopolitischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten in der Welt zu spüren. Nach einem Rekordumsatz im vergangenen Jahr verzeichnete der deutsche Kuka-Konzern zum Start ins neue Jahr einen rückläufigen Auftragseingang.

Vorstandschef Peter Mohnen ist zwar zuversichtlich, dass der langfristige Aufwärtstrend der Branche intakt ist. „Automatisierung und Robotik haben sich vom Megatrend zum Grundpfeiler der industriellen Produktion entwickelt, unverzichtbar gerade in Hochlohnländern“, so Mohnen. In der Folge sei der Automatisierungsmarkt allerdings „äußerst wettbewerbsintensiv geworden“.

Fachkräftemangel, hohe Energiekosten und der Trend, Produktion wieder etwas näher an die Heimat zurückzuholen, sind die wichtigsten Themen, die die Automatisierungsbranche beschäftigen. Ihre Delle aus der Coronapandemie hat die Brache indes rasch überwunden. 2022 wurden weltweit erstmals mehr als 553.000 Roboter neu installiert.

Jeder zweite neue Roboter in China aufgestellt

Zahlen für 2023 liegen noch nicht vor. Doch rechne man eher mit einer Seitwärtsbewegung, sagte Susanne Bieller, Generalsekretärin des Weltbranchenverbands IFR, dem Handelsblatt. Der chinesische Markt, der mit Abstand größte Abnehmer von Industrierobotern, sei immer noch schwierig.

In den vergangenen Jahren wurde mehr als jeder zweite neue Roboter im Reich der Mitte verkauft. Zum Vergleich: 2012 waren es nur 14 Prozent.

Und doch gibt es dort weiterhin Nachholbedarf. Das zeigt ein Blick auf die Roboterdichte: In China kommen inzwischen auf 10.000 Arbeitnehmer rund 400 installierte Roboter. Damit liegt man grob auf dem deutschen Niveau. In Südkorea jedoch sind es mehr als 1000 Maschinen pro 10.000 Mitarbeiter.

Um vom Aufschluss Chinas zu profitieren, hat der Schweizer Hersteller ABB sein modernstes Roboterwerk vor anderthalb Jahren nahe Shanghai eröffnet.

Das erwartet Kuka für das Gesamtjahr

Kuka war 2016 vom chinesischen Midea-Konzern übernommen worden, der hauptsächlich Klimaanlagen und elektronische Haushaltsgeräte herstellt. Die China-Geschäfte wuchsen danach nicht so rasch wie vom damaligen Unternehmenschef Till Reuter erhofft. Wichtigster Markt für die Augsburger sind noch immer die USA mit knapp einer Milliarde Euro Umsatz.

Das Konsumklima in China sei immer noch nicht gut, sagte Kuka-Finanzvorstand Alexander Tan. In der für Kuka wichtigen Autoindustrie gebe es einen starken Wettbewerb zwischen etablierten und neuen Anbietern im Elektro-Segment, der zu Preiskämpfen geführt habe. „Das löst großen Druck auf die Zulieferer aus.“

Die Folge: Im vergangenen Jahr stagnierten die China-Umsätze von Kuka. Das ist eine Enttäuschung, wie auch Tan einräumte. In diesem Jahr wolle man dort aber wieder prozentual zweistellig wachsen.

Weltweit stiegen die Kuka-Umsätze im vergangenen Jahr von 3,9 Milliarden auf 4,1 Milliarden Euro. Währungsbereinigt habe das Wachstum acht Prozent betragen, sagte Tan.

Das operative Ergebnis (Ebit) verbesserte sich von gut 118 Millionen auf rund 158 Millionen Euro. „Wir blicken trotz des verhaltenen Starts vorsichtig optimistisch auf dieses Jahr und rechnen mit einem leichten Wachstum“, sagte Mohnen. Mittelfristig wolle Kuka „umfassend wachsen“.

Entscheidend sei es im aktuellen Umfeld, Trends frühzeitig zu erkennen und mitzugestalten. „Das reicht von der KI-basierten Roboter-Programmierung über flexibel einsetzbare Roboter, die unbekannte Bauteile dank KI besser greifen, bis hin zu mobilen autonomen Assistenten.“

Hohe Verluste im Anlagenbau

Unter Druck steht weiterhin die Anlagenbausparte Systems von Kuka. In Europa macht der Bereich seit Jahren Verluste. „Das Umfeld ist wirklich schwierig“, räumte Mohnen ein. Auch hier spüre Kuka den Druck der Autobauer. Als Konsequenz werde man die Zahl der Mitarbeiter in Augsburg um 200 reduzieren.

Das Systemgeschäft gilt in der Branche grundsätzlich als unattraktiv. Die Margen sind niedrig, die Projektrisiken hoch. In Europa sei der Anlagenbau besonders schwierig, sagte Mohnen. „Vor einem Jahr dachte zum Beispiel noch jeder, das Batteriegeschäft würde mehr Aufträge bringen.“ Doch seien viele Projekte verschoben worden.

Im Verdrängungswettbewerb würden viele Anbieter des Systemgeschäfts auf der Strecke bleiben. Kuka gibt sich aber noch nicht geschlagen: „Wir werden es weiter betreiben.“

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