Zeitverzug für Regionaltangente West ist keine Katastrophe

zeitverzug für regionaltangente west ist keine katastrophe

Verstecktes Zukunftsprojekt: Für die Regionaltangente West wird unter dem Bahnhof Höchst, Frankfurts zweitgrößtem Bahnhof, ein Tunnel gebaut, damit die Züge von dort zum Industriepark Höchst und weiter zum Flughafen fahren können.

Es klingt spektakulär: Baustopp am Bahnhof Höchst für die Arbeiten an der Regionaltangente West, dem regionalen Vorzeigeprojekt im öffentlichen Nahverkehr. So kann man die Nachricht titeln. Richtig ist, die Planungsgesellschaft der Regionaltangente West (RTW) kann derzeit nicht die Arbeiten auf dem Gelände der Deutschen Bahn am Höchster Bahnhof so vornehmen, wie sie gern möchte. Richtig ist auch, dass es dadurch einen Zeitverzug gibt. Verkehrsfachleute haben schon länger Zweifel angemeldet, dass die Züge der RTW tatsächlich Ende 2028 fahren werden, so wie die Planung es vorsieht. Dass es auch nicht bei den bisher geschätzten Gesamtkosten von 1,12 Milliarden Euro bleiben wird, hat sich auch schon jeder gedacht – wie auch, wenn Material- und Baukosten derzeit in die Höhe schießen.

Die Nachricht bestärkt jeden darin zu sagen: Nichts läuft derzeit rund in diesem Land. Schon gar nicht im Schienensektor, der doch Rückgrat der Verkehrswende sein sollte. Richtig ist aber auch, dass Zeitverzögerungen normal sind, schließlich handelt es sich um komplexe Planungs- und Bauvorhaben. Vielleicht ist es keine Ra­ketenwissenschaft, die gefordert ist, aber immerhin muss der zweitgrößte Bahnhof in Frankfurt untertunnelt werden mit seinen zwölf Bahnsteiggleisen, von denen zehn künftig un­terfahren werden.

Zudem konkurriert das Bauvor­haben mit anderen Projekten wie der Generalsanierung der Riedbahn mit der fünfmonatigen Vollsperrung in der zweiten Jahreshälfte. Die Züge, die in der Zeit zwischen Mannheim und Frankfurt nicht fahren können, benötigen auch den Höchster Bahnhof aus Ausweichstrecke.

Wie wiederum das RTW-Vorhaben in den nächsten vier Jahren zulasten der Regionalbahnlinie 11 von Höchst nach Bad Soden gehen wird, die nicht mehr fahren kann. Das mag man alles kriti­sieren. Wir leben aber nicht in einer Bullerbü-Traumwelt. Wir bewegen uns vielmehr in einer Welt, in der alles miteinander verwoben ist und inein­ander hineinwirkt. Das gilt selbst für den Bau der nur 52 Kilometer langen Regionaltangente West.

Hinzu kommt: Die GmbH, die das RTW-Projekt stemmt, ist ein Produkt dieser wirtschafts- und pendlerstarken Rhein-Main-Region. Man könnte es ein Start-up nennen; eine Innovation ist es in jedem Fall.

Denn nicht die Deutsche Bahn schafft eine weitere Schienenverbindung. Stattdessen haben sich zwölf Gesellschafter zusammengefunden, darunter sieben Kommunen, drei Landkreise, der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) und das Land Hessen, damit man erstmals, einfach und schnell, noch dazu mit besonderen Zügen – halb Straßenbahn, halb Zug –, von Bad Homburg, über Eschborn und Höchst direkt zum Frankfurter Flughafen fahren kann, wie auch von Dreieich und Neu-Isenburg.

Das kostet. Aber alle Bürger in der Region sollten stolz sein, dass das Rhein-Main-Gebiet so finanzstark und handlungsfähig ist, ein solches Projekt zu realisieren.

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