US-Wahl, Biden gegen Trump: Der Unbeliebte gegen den Unwählbaren

Wiederholt sich 2024 das Jahr 1980? Damals wurde Präsident Jimmy Carter von Ronald Reagan herausgefordert. Immer öfter werden in US-Medien die Parallelen erzählt.

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Shake-hands vor dem großen Fernseh-Auftritt der beiden Präsidentschaftskandidaten Carter (Demokraten) und Reagan (Republikaner) am späten Dienstagabend (Ortszeit) in Cleveland. Fast 100 Millionen Amerikaner sahen das Fernseh-Duell auf ihren Bildschirmen. AP-Fotofax

In der linken Ecke der Präsident der Vereinigten Staaten. Seine Popularität ist gering, die Inflation hoch. Er sieht alt aus und fragil. Der Nahe Osten wird in diesem Wahljahr durch eine dramatische Geiselkrise erschüttert.

In der rechten Ecke der Herausforderer. Es ist ein Mann aus dem Showbusiness, der gegen das Establishment wettert. Ein Großmaul und Egomane. Die politische Elite verachtet ihn und seine stets auf mediale Wirkung bedachten Auftritte. Sein Wahlkampfslogan lautet: „Let’s make America great again“. Außerdem verspricht er einen „großen nationalen Kreuzzug“.

So war es im Jahr 1980 im Duell zwischen Jimmy Carter und Ronald Reagan. Der Unbeliebte gegen den Unwählbaren. Das schien die Alternative gewesen zu sein. Im Iran des Ajatollah Chomeini waren 52 US-Amerikaner als Geiseln festgehalten worden. Im Dezember 1979 waren sowjetische Truppen in Afghanistan einmarschiert. Carter wirkte wehr- und ratlos.

Reagan ging auf die Menschen zu

Ganz anders Reagan, der Ex-Schauspieler aus zweitklassigen Western. Der 69-Jährige appellierte an uramerikanische Werte – Optimismus, Freiheit, religiöser Glaube, Patriotismus, Sendungsbewusstsein. Das kam an. Reagan ging auf die Menschen zu, fragte sie direkt, ob es ihnen besser ginge als vier Jahre zuvor.

Das Ende dieses Wahlkampfes ist bekannt. Reagan schlug den Amtsinhaber am 4. November 1980 mit einem Vorsprung von 489 zu 49 Wahlmännern. Die Republikaner eroberten beide Häuser des Kongresses. Ein Erdrutsch-Sieg, von dem sich die Demokraten lange Zeit nicht erholten.

Hans Hielscher, der damals in Washington D.C. als Reporter für den „Spiegel“ arbeitete, erinnert sich an einen Witz, der kursierte: In einer dunklen Gasse wird einem Wähler eine Pistole an den Kopf gehalten. Er soll sich entscheiden – Carter oder Reagan? Der Bedrohte kann es nicht. „Drück‘ einfach ab“, sagt er.

Das kleinere Übel scheint auch in diesem Jahr wieder zur Wahl zu stehen. Alles läuft offenbar erneut auf die Kandidaten Biden und Trump hinaus. Doch immer öfter werden in US-Medien Parallelen zu 1980 gezogen. Seit dem von Biden angeordneten chaotisch verlaufenden Abzug der amerikanischen Truppen aus Afghanistan, gefolgt von einer Machtübernahme durch die radikalislamischen Taliban, gehen die Umfragewerte des Präsidenten auf dem Gebiet der Außenpolitik zurück. Weder gibt es einen Plan zur Beendigung des Kriegs in der Ukraine noch einen zur Zukunft des Gazastreifens.

Ist die Welt unter Biden sicherer geworden, als sie unter Trump war? Daran lässt sich zweifeln, auch wenn die Frage offenbleibt, ob dies Trumps Verdienst oder Bidens Schuld zuzurechnen ist. Das Beispiel Carter aber ist eine Warnung: Die Strategie, sich als kleineres Übel zu inszenieren, kann krachend scheitern.

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