Erdogans historischer Besuch in Ägypten: Wird der Grenzzaun zu Gaza geöffnet?

erdogans historischer besuch in ägypten: wird der grenzzaun zu gaza geöffnet?

Erdogan (l.) und al-Sisi am 14. Februar in Kairo

Die Lage im Nahen Osten spitzt sich zu. Inmitten der von Israel angekündigten Offensive auf die Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens, trifft sich auf der anderen Seite der Sperranlage der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan mit seinem ägyptischen Amtskollegen Abdel Fattah al-Sisi. Es ist die erste ranghohe türkisch-ägyptische Zusammenkunft seit über zwölf Jahren.

Offiziell wollen Ägypten und die Türkei insbesondere über ihre verbesserten bilateralen Beziehungen sprechen, über neue Wirtschaftsabkommen und Handelsverträge. Doch aus Kairo hört man auch, dass die Lage im benachbarten Gaza Erdogans höchste Priorität sein soll. Der türkische Präsident werde wohl seinen ägyptischen Amtskollegen dazu drängen, die Sperranlage zum Gazastreifen zu öffnen. Die Türkei wolle mit dem Erdogan-Besuch in Ägypten ihre Rolle im Nahostkonflikt stärken und als relevanter regionaler Akteur wahrgenommen werden.

Doch seit Beginn des Krieges haben ägyptische Behörden wiederholt ausgeschlossen, eine hohe Zahl von Palästinensern aufzunehmen. Beobachter rechnen auch nach dem Erdogan-Sisi-Treffen nicht mit der Öffnung des Sperrzauns. Das nordafrikanische Land befürchtet nämlich, dass Hamas-Attentäter ins Land geraten und eine massenhafte Migration von Palästinensern die heimische Wirtschaft gefährden könnte.

Mehrere Tausend Palästinenser haben nach Angaben des Ägyptischen Roten Halbmonds ihre Heimat gen Ägypten verlassen können. Erdogan wiederum forderte wiederholt, den Menschen im abgeriegelten Gazastreifen „bestmöglich“ zu helfen. Erst kürzlich hatte die Türkei humanitäre Hilfsgüter über Ägypten nach Gaza entsendet.

Türkischen Medienberichten zufolge plant Erdogan außerdem einen Besuch auf der ägyptischen Seite von Rafah – damit will der 69-Jährige seine Unterstützung für die Palästinenser verkünden. Die Türkei hat nach Angaben des Präsidentenpalasts seit Oktober rund 34.000 Tonnen Hilfsgüter über Ägypten nach Gaza geschickt. Doch weder das politische Ankara noch Kairo äußerten sich zu den Gerüchten des Erdogan-Besuchs in Rafah. Auch im Westen verfolgt man das Treffen der beiden Staatschefs mit Spannung.

Ägyptische und türkische Medien bezeichnen das Treffen als historisch, da eine diplomatische Eiszeit die Beziehungen der beiden Länder in den vergangenen zehn Jahren prägte. Erdogan unterstützte während des sogenannten Arabischen Frühlings die Muslimbruderschaft und den ehemaligen ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi.

Dieser wurde jedoch im Sommer 2013 von Sisi gestürzt. Deshalb nannte Erdogan Sisi lange Zeit einen „Tyrannen und Putschisten“. 2013 zogen beide Länder ihre Botschafter ab; erst vor wenigen Monaten öffneten beide Länder ihre diplomatischen Vertretungen in Kairo und Ankara.

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