Bundestrainer Julian Nagelsmann über Vertragsverlängerung: »Ich hatte nicht nur Bayern und den DFB«

Warum kehrt Julian Nagelsmann nicht zum FC Bayern zurück? Mit Groll gegen seinen Ex-Verein habe das nichts zu tun gehabt, sagt er selbst.

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Bundestrainer Julian Nagelsmann über Vertragsverlängerung: »Ich hatte nicht nur Bayern und den DFB«

Fußball-Bundestrainer Julian Nagelsmann hat in einem Interview mit MagentaTV über die Vertragsverlängerung beim DFB gesprochen. Der 36-Jährige war angeblich auch beim FC Bayern München im Gespräch gewesen. Bezüglich seiner Absage widersprach er Bayerns Sportdirektor Eberl, der die Vermutung geäußert hatte, dass Nagelsmann aus Verstimmung über seine Entlassung vor etwa einem Jahr nicht habe zurückkehren wollen. »Ich habe meinen Körper abgetastet, da habe ich keinen Stachel gespürt.«

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Eberl hatte am Samstag bei Sky eine ähnliche Formulierung benutzt, um Nagelsmanns Absage zu erklären: »Und irgendwann hast du halt gemerkt, okay, der Stachel von damals sitzt noch tief. Die Trennung ist noch sehr frisch.«

Dieser Darstellung widersprach Nagelsmann in dem Format »BestBesetzung« mit Moderator Johannes B. Kerner: »Es ist in den meisten Fällen normal, dass derjenige, der entlassen wird, sich eine andere Art wünscht als diejenigen, die einen entlassen. Das ist wahrscheinlich bei einem Spieler, wenn ich ihn nicht nominiere, ähnlich. Demnach sitzt da kein Stachel tief«, sagte Nagelsmann, der seinen Vertrag beim DFB bis zur WM 2026 verlängert hatte.

Der Entscheidung waren wochenlange Diskussionen vorausgegangen. Nagelsmann selbst hatte das Thema mit Aussagen vor den erfolgreichen Länderspielen im März gegen Frankreich (2:0) und die Niederlande (2:1) ins Rollen gebracht.

Zudem verriet Nagelsmann, dass er neben den Optionen Bayern München und Nationalmannschaften auch andere Möglichkeiten gehabt habe: »Ich hatte nicht nur Bayern und den DFB, es waren auch noch ein paar andere Klubs da«, sagte er. »Ich habe die Pflicht, alles abzuwägen, mich auch zu treffen, zu überlegen.«

Letztlich habe er sein eigenes EM-Projekt nicht gefährden wollen. Er habe den Eindruck vermeiden wollen, er würde sich »zweigleisig auf einen anderen Job vorbereiten müssen, was zwangsläufig der Fall gewesen wäre«, sagte der 36-Jährige. »Hinzu kommen familiäre Themen. All das hat mich mit voller Überzeugung zurückgelassen, beim DFB zu verlängern.«

Die Entscheidung für den DFB sei wohlüberlegt gewesen. »Ich handhabe es so, wie auch bei allen Spieler-Nominierungen, wenn ich die erste Elf auswähle und überlege, wer für das Spiel der richtige Spieler ist, wie ist die richtige Zusammensetzung – dann entscheide ich mich immer für einen Spieler und nicht gegen einen Spieler«, sagte Nagelsmann. Und so sei es jetzt auch. »Ich habe mich bewusst für den DFB entschieden«, sagte der Bundestrainer.

Neben der Heim-EM sei auch die Perspektive, die Fußball-Nationalmannschaft zur WM 2026 nach Amerika zu führen, ein großer Reiz.

»Wir treten an, um den Titel zu gewinnen«

Rein ökonomisch hätte die Entscheidung anders ausfallen müssen, wie Nagelsmann angab. »Jeder kann sich vorstellen, dass man im Verein mehr verdienen kann«, sagte er. Aber das sei nicht seine Triebfeder. »Natürlich sind finanzielle Dinge auch wichtig, weil ich auch eine Verantwortung habe, für meine Familie, für mich selbst, für mein Leben. Aber wenn das meine Haupttriebfeder wäre, wäre ich wahrscheinlich eher beim Verein gelandet«, sagte er.

Eine Rückkehr zum FC Bayern zu einem späteren Zeitpunkt schloss Nagelsmann ausdrücklich nicht aus. Sein Lebensglück hänge aber nicht von der Arbeit bei bestimmten Vereinen ab.

Bezüglich der anstehenden Heim-Europameisterschaft (14. Juni bis 14. Juli) gab Nagelsmann ein ambitioniertes Ziel aus: »Wir treten an, um den Titel zu gewinnen.« Diesen Anspruch wolle er auch seinen Spielern vermitteln: »Wenn du an einem Turnier teilnimmst, sollte die Grundidee sein, selbiges zu gewinnen. Das haben wir versprachlicht und werden das in den nächsten Wochen auch noch einmal verbildlichen.« Das Minimalziel bei dem Turnier sei, »die Vorrunde und die eine oder andere K.-o.-Runde zu überstehen«, sagte Nagelsmann.

Ob die EM später als Erfolg bewertet wird, wollte Nagelsmann nicht nur vom Abschneiden abhängig machen. »Man muss abwarten, gegen wen wir spielen, wie wir spielen. Im Worst Case würden wir irgendwann ausscheiden, dann wäre die Frage: Wie haben wir gespielt? Wie haben wir die Menschen begeistert?«, sagte Nagelsmann. Die DFB-Auswahl wurde bisher dreimal Europameister. Der letzte EM-Titelgewinn liegt allerdings schon 28 Jahre zurück.

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