Ein Ausstellungstück des Taurus-Marschflugkörpers im Showroom des Herstellers MBDA in Schrobenhausen
Realpolitik ist gefragt
Zu „Besser als nichts“ von Nikolas Busse (F.A.Z. vom 11. März): Beängstigenderweise befinden wir uns gerade in einer ähnlichen Situation wie kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Ich bin froh, dass wir einen – von mir nicht gewählten – Bundeskanzler haben, der in Bezug auf das weitere deutsche Engagement im Ukrainekrieg zögerlich ist. Seine Koalitionspartner haben nach dem Verbot der friedlichen Nutzung von Kernenergie den Hurrapatriotismus entdeckt und riskieren den Atomkrieg.
Die EU und die NATO, die jetzt schon genügend unsichere Mitgliedstaaten haben, meinen, sie könnten auch noch die Ukraine integrieren. Mit dem Gefühl der moralischen Überlegenheit und mit juristischer Geschwätzigkeit wird durchdekliniert, dass der Westen immer alles richtig gemacht hat; Gegenmeinungen sind unerwünscht, Diskussionen werden abgelehnt, die Zensur ist da. Die öffentliche Diskussion zu Abhörskandal („individueller Anwendungsfehler“) und Ringtausch zeigt das Kindergartenniveau, auf dem wir uns befinden. Stattdessen sollten wir uns in Realpolitik üben. Als Beispiel taugt Willy Brandt, der die Ostverträge mit Russland abschloss, schon damals ein schwieriger und moralisch zweifelhafter Gesprächspartner.
Haben wir unsere Erfahrungen mit Vietnam schon vergessen, mit dem Irak, mit Afghanistan? Das westliche Wertemodell, sosehr wir es auch schätzen und beschützen sollten, ist nicht einfach exportierbar. Und wenn wir es mit Waffengewalt an der russischen Grenze platzieren, ist da in 100 Jahren keine Ruhe. Ein Krieg wird nur durch Sieg beendet oder durch Verhandlungen. Ich plädiere für Letzteres. Klaus-Dieter Kunzmann, Frankfurt am Main
Klang der Geige nach Menschlichkeit
Zu dem Artikel „Papst fordert Ukraine zum ,Hissen der weißen Flagge‘ auf“ (F.A.Z. vom 11. März): Stimme der Menschlichkeit oder Stimme der (Un-)Vernunft? Natürlich dürfen die Worte des Pontifex, der öffentlich spricht, auch kritisiert werden. Zum sorgfältigen Journalismus gehört, den Kontext eines gesprochenen Wortes genau zu beachten. Natürlich sollen sie konfrontiert werden mit den traditionellen Kriterien des gerechten Krieges, die die Verteidigungsbemühungen der Ukrainer rechtfertigen. Ob der Papst eines dieser Kriterien, „eine begründete Hoffnung auf Erfolg“, zu sehr übergewichtete, müssen andere beurteilen.
Aber vergessen wir nicht, die öffentliche Wortmeldung eines Papstes ist keine politische Stimme, auch wenn sie natürlich politische Folgen haben kann. Darum muss auf Einseitigkeiten der Stellungnahmen aufmerksam gemacht werden und ist die Wortmeldung des Kardinals Parolin eine notwendige Klarstellung, wenn er unterstreicht, dass Verhandlungsbereitschaft „nicht nur einer Partei obliegt, sondern Sache beider Seiten ist“. Die Stimme des Papstes muss jedoch Parteiergreifung sein, Parteiergreifung für die Armen, entsprechend der von Johannes Paul II. betonten „Option für die Armen.“ Wenn der Papst aus Sorge vor dem Verlust vieler unschuldiger Menschenleben und angesichts einer möglichen atomaren Eskalation betont, „dass Verhandeln keine Schwäche sei, sondern ein Zeichen von Stärke, keine Kapitulation bedeute, sondern ein Zeichen von Mut“, so spricht er aus der Tiefe des Evangeliums.
Das ist die Stimme, die andere Kriterien anlegt, als die Welt es tut. Und diese Stimme brauchen wir, auch wenn sie die Wirkung mancher Worte falsch einschätzt und mehr auf die Erfahrung seiner Berater hören sollte. Eine Stimme, die nicht mit den Trommeln der Politik einhergeht, sondern mit dem leisen Klang der Geige nach Menschlichkeit fragt. Sein Sondergesandter Kardinal Matteo Zuppi kann nicht auf großen diplomatischen Erfolg verweisen, und doch hat er die Rückführung nach Russland verschleppter Kinder in die Ukraine ermöglicht. Schauen wir im Konzert der lauten Worte auch auf diese „leise“ Stimme. Nur dass die Welt immer weniger in der Lage zu sein scheint, diese Stimme zu hören. Hubert Keßler, Bruchsal
Vertragsbrüche, so weit das Auge reicht
Im letzten Abschnitt seines Briefes „Die Osterweiterung war nie ein Thema“ (F.A.Z. vom 9. März) verweist der Verfasser Oberstleutnant J. Elschenbroich zu Recht auf die Mär, die NATO habe bezüglich Osterweiterung einen Vertragsverstoß begangen. An dieser Stelle ist an die Verstöße von Stalin, Molotow und der sowjetischen Regierung zwischen 1945 und 1948 zu erinnern. Wie der Historiker Gregor Schöllgen in „Deutsche Außenpolitik von 1815 bis 1945“ schreibt, hielten sich die Sowjets nicht einmal an ihr einziges substanzielles Zugeständnis jener Kriegsjahre, in Polen freie Wahlen zuzulassen. Die Kontrollversuche der Briten in Polen wurden hintertrieben, die Einreise des ehemaligen Verbündeten in der Anti-Hitler-Koalition verhindert; die moskautreue Lublinregierung ausschließlich bevorzugt, die Londoner Exilregierung der Polen ausgegrenzt.
Die Folge war, dass der kommunistische Block einen Stimmenanteil von 90 Prozent erhielt und sich ein Dunkel über Polen bis 1990 erstreckte. Ähnlich erging es den Tschechoslowaken, den Ungarn, Rumänen und Bulgaren. In Griechenland unterstützte die sowjetische Regierung die griechischen Kommunisten im Mitte 1946 ausgebrochenen Bürgerkrieg.
All dies war ein Scheitern der Absprachen zwischen Roosevelt, Churchill und Stalin; alle wurden von den Sowjets gebrochen, so Churchill in seinen Berichten über die Ergebnisse der Jaltakonferenz im Februar 1945. Und ein weiterer Bruch durch Russland: Das Budapester Memorandum von 1994 zwischen Russischer Föderation, UK und USA über die damals bestehenden Grenzen, speziell der Ukraine, wurde ebenfalls von der russischen Regierung gebrochen (2014 Annexion der Krim und Februar 2022 Einmarsch in die Ukraine). Somit zieht sich ein roter Faden von 1945/48 über 2014 bis 2022 im Rahmen der gebrochenen Versprechen/Verträge durch Sowjet-Russland. In der Opferrolle sind die Ukraine und die NATO nicht in der Bringschuld. Dr. Wolfgang Holtmann, Nürnberg
Warum keine schwarz-grüne Achse?
Noch ein Wort zu „Der katastrophale Defätismus des Kanzlers“ von Anton Hofreiter und Norbert Röttgen in den „Fremden Federn“ der F.A.Z. vom 11. März. Diese Rubrik erfreut mich immer wieder, da die F.A.Z. hier zu Recht Raum für Meinungsvielfalt schafft und auch regelmäßig eine gute Auswahl diverser Gastautoren trifft. Der Beitrag von Hofreiter und Röttgen hat bei mir besondere Freude ausgelöst.
Zunächst ist die klare Positionierung zum „katastrophalen Defätismus des Kanzlers“ und zum Zustand seiner Partei zu begrüßen. Dabei ist übrigens eine recht große inhaltliche Überschneidung mit den politischen Leitkommentaren der letzten Tage und Wochen in dieser Zeitung festzustellen. Über den Inhalt hinaus zeigt der gemeinsame Auftritt von Hofreiter (Regierungspartei) und Röttgen (Oppositionspartei) aber vor allem politische Perspektiven auf in einer Zeit, in der man hofft, dass der Kelch der „Sonntagswahlfrage“ an einem vorübergeht: Denkt man sich nämlich mal die ideologischen geprägten Teile der Grünen weg und ignoriert in der CDU diejenigen, die die Grünen (warum auch immer) zum „Hauptgegner“ erklärt haben und setzt stattdessen auf Realo-Grüne und fortschrittlich-ökologisch denkende Schwarze, so ist vielleicht doch bald auf Bundesebene möglich, was etwa in Hessen, Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg bereits mit gewissem Erfolg praktiziert wurde: die schwarz-grüne Achse. Joachim Rosengarten, Oberursel
Ein Übersetzungsfehler
Zu „Catherine ist endlich wieder da“ (F.A.Z. vom 11. März): In der Berichterstattung über die britische Königsfamilie in Ihrer Zeitung fällt mir auf, dass in den aktuellen Artikeln immer wieder von der Unterleibsoperation von Prinzessin Kate zu lesen ist. Hier handelt es sich aber um einen Übersetzungsfehler: Nach den britischen Quellen hat sie sich einer „abdominal surgery“ unterzogen, also einer Bauch-OP – aufgrund der langen Regenerationszeit wahrscheinlich an Leber oder Pankreas. „Unterleibsoperation“ meint im üblichen Sprachgebrauch aber die inneren weiblichen Geschlechtsorgane oder die Blase. Das ist mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit hier nicht der Fall. Dr. Esther Bachmann, Marburg
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