Continental kündigt 1600 Beschäftigten die 40-Stunden-Verträge Foto: dpadata-portal-copyright=
Continental muss sparen – das bekommen nun 1600 Mitarbeiter zu spüren, die fünf Stunden mehr in der Woche arbeiten als im Tarifvertrag vereinbart. Continental schickt sie zurück in die 35-Stundenwoche.
Der Autozulieferer Continental muss sparen, vor allem in der Autosparte. Das belegte zuletzt intern eine Analyse der Berater von McKinsey. Dabei kam heraus, dass Continental im Vergleich zum Wettbewerb in vielen Bereichen schlechter aufgestellt ist. Ab 2025 sollen jetzt die Kosten sinken, und zwar deutlich: 400 Millionen Euro jährlich sollen eingespart werden.
Erst vor wenigen Wochen hat Continental das verkündet – und lässt jetzt schon erste Schritte folgen: 1600 Angestellte in der Autosparte werden bald deutlich weniger verdienen. Der Dax-Konzern hat 1600 Tarifbeschäftigten aus dem Unternehmensbereich Automotive ihre Verträge mit einer 40-Stunden-Woche gekündigt. Sie sollen künftig nur noch die tariflich vereinbarten 35 Stunden arbeiten. Continental bestätigte dies.
Betroffene verdienen künftig weniger Geld
Die Betroffenen erwarten nun Gehaltseinbußen. Wie hoch die sein werden, wollte Continental nicht beziffern. Laut Konzern trifft die Anpassung aber grundsätzlich alle Bereiche außerhalb von Produktion, Forschung und Entwicklung – also etwa Vertrieb, Marketing, Controlling oder das Personalwesen. An einzelnen Standorten könne es auch weitere Bereiche betreffen, dies habe aber nur „lokale Relevanz“, so ein Sprecher.
Das Unternehmen begründet den Schritt mit seinem Sparprogramm. Continental hatte kürzlich Maßnahmen beschlossen, die zur Stärkung der eigenen Wettbewerbsfähigkeit im Bereich Automotive führen sollen. Zunächst überzeugte das Programm auch die Arbeitnehmerseite. Man sah das Programm namens „Accelerate“ „durchaus als Chance“, wie es in einem internen Schreiben von Automotive-Betriebsratschef Lorenz Pfau hieß. So habe etwa eine Umfrage vor gut einem Jahr „hohes Verbesserungspotential aufgezeigt“ – etwa bei den komplizierten Strukturen und Entscheidungswegen und im zu groß geratenen Overhead.
„Rigoroses Sparprogramm Marke Holzschnitt“
Nun jedoch kritisiert Pfau die Kündigungen. In einem internen Schreiben an die Mitarbeiter wirft er dem Conti-Management „ein rigoroses Sparprogramm Marke Holzschnitt“ vor: „400 Millionen Euro sollen so schnell wie möglich eingespart werden – koste es, was es wolle.“
Durch „solche Federstriche“ werde die Arbeit aber nicht zwangsläufig effizienter. Pfau schreibt: „Viele Kolleginnen und Kollegen stöhnen nach wie vor unter der Arbeitslast. Das scheint übrigens auch bei den Verantwortlichen für die Vertragskündigungen der Fall zu sein“ – denn es habe auch Kolleginnen unter anderem in der Forschung und Entwicklung getroffen.
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Der Betriebsrat fordert nun von der Unternehmensführung, die gerade beschlossene Maßnahme gleich wieder zu kassieren. „Das ist ein Fehler, der wohl aufgrund der Hektik entstanden ist und der korrigiert werden muss“, so Pfau. Er fordert jetzt, dass „pro Stelle konkret benannt wird, welche Arbeitsinhalte bei einer Reduzierung von 35 auf 40 Stunden entfallen sollen“.
Ein Konzernsprecher teilte mit, das Arbeitsaufkommen werde reduziert. „Im ersten Quartal 2024 werden Aufgaben und Arbeitspakete in den betroffenen Fachbereichen priorisiert, sodass sie im Rahmen der verfügbaren Arbeitszeit umgesetzt werden können.“
Conti darf Verträge auf 35 Stunden zurückführen
Bei allem Unmut innerhalb der Belegschaft: Rein rechtlich dürfte an den Kündigungen wenig zu beanstanden sein. Denn die Regelarbeitszeit in tarifgebundenen Metall- und Elektrobetrieben beträgt 35 Stunden. Für eine bestimmte Anzahl an Mitarbeitern können Arbeitgeber dennoch freiwillig 40-Stunden-Arbeitsverträge vereinbaren. Es besteht für die Mitarbeiter aber kein Anspruch darauf.
Das teilt auch Continental mit: „Vereinbarungen, die über die tarifliche Arbeitszeit von 35 Stunden pro Woche hinausgehen können mit einer Frist von drei Monaten gekündigt werden.“
Immer wieder nutzen Firmen das freiwillige Instrument der 40-Stunden-Verträge, um auf Auftragsspitzen und besonders starke Nachfrage nach einzelnen Leistungen zu reagieren. Angewandt wird das Mittel dabei vor allem in Bereichen mit besonders gefragten und knappen Qualifikationen, etwa in der Entwicklung. So muss man neue Leute nicht teuer einarbeiten und kann bewährte Fachkräfte länger einsetzen.
Doch so beliebt die Aufstocker sind, immer wieder gibt es nach der Kündigung solcher Verträge Ärger – etwa bei BMW 2019. 2021 musste BMW eine solche Maßnahme sogar rückgängig machen – nach massivem Ärger mit Betriebsrat und Belegschaft. Die Betroffenen hatten vierstellige jährliche Gehaltseinbußen erlitten.
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