Boeing: Ingenieur Sam Salehpour erhebt schwere Vorwürfe gegen Flugzeughersteller

Der US-Konzern Boeing sollte sämtliche 787 Dreamliner aus dem Verkehr ziehen, fordert ein Ingenieur des Herstellers und warnt vor Lücken im Rumpf des Flugzeugs. Er spricht von Drohungen gegen ihn.

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Boeing: Ingenieur Sam Salehpour erhebt schwere Vorwürfe gegen Flugzeughersteller

Boeing muss sich scharfen Vorwürfen eines seiner Ingenieure stellen. Sam Salehpour warnte vor seiner heutigen Anhörung im Capitol Hill vor dem Heimatschutzausschuss des US-Senats, der Flugzeughersteller müsse sämtliche Jets seiner Modellserie 787 Dreamliner weltweit aus dem Verkehr ziehen. Sie könnten wegen Lücken zwischen Teilen des Rumpfs vorzeitig ausfallen, wiederholte Salehpour seine Kritik an der Montage der Flugzeuge in den Nachtnews des Senders „NBC“ und warf dem Hersteller vor, ihn trotz gegenteiliger Beteuerungen unter Druck zu setzen.

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„Die gesamte weltweite Flotte braucht meiner Meinung nach Aufmerksamkeit. Und die Aufmerksamkeit besteht darin, dass man die Lücken überprüfen und sicherstellen muss, dass es kein Potenzial für ein vorzeitiges Versagen gibt“, sagte Salehpour dem Fernsehsender. Der Ingenieur, der seit mehr als zehn Jahren bei Boeing arbeitet, betonte dabei auch, von Boeing mit Vergeltungsmaßnahmen konfrontiert worden zu sein, unter anderem durch Drohungen und dem Ausschluss von Sitzungen, nachdem er Bedenken über Probleme mit den Lücken angesprochen habe.

„Ich bin vorgetreten und habe meinen Hals gestreckt“, sagte Salehpour gegenüber NBC, „ich bin mit mir im Reinen. Denn dies wird vielen Menschen das Leben retten.“ Im März hatte sich ein anderer Boeing-Whistleblower, John Barnett, offenbar das Leben genommen. Auch er hatte schwere Mängel bei Jets des Herstellers angeprangert.

Die US-Luftfahrtbehörde Federal Aviation Administration untersucht die Behauptungen des Boeing-Ingenieurs, laut dem der Flugzeughersteller die Herstellung der 787 beschleunigt habe, um Produktionsengpässe zu vermeiden, und dabei Sicherheits- und Qualitätsprobleme ignorierte. So seien die Rumpfteile nicht ordnungsgemäß zusammengefügt worden. Auch beim Modell 777 gebe es Probleme, so Salehpour.

Vor mehr als zehn Jahren feierte sich Boeing noch dafür, besonders schnell bei der Montage der 787-Jets zu sein. Der erste Dreamliner, der mit einer Rate von zehn Stück pro Monat gebaut wurde, sei ein Meilenstein. Schon damals kritisierten Mitarbeiter das hohe Tempo bei der Produktion. Doch Boeing stand vor dem Problem, die Flieger schnell genug ausliefern zu können.

Boeing-Führung hält Jets für sicher

Dennoch betonte Boeing angesichts der Kritik von Salehpour, die 787 und die 777 seien sicher. Vergeltungsmaßnahmen gegen Informanten innerhalb des Unternehmens würden nicht geduldet. In einer Erklärung vom Montag teilte Boeing zudem mit, Behauptungen über die strukturelle Integrität der 787 seien unzutreffend. „Wir haben volles Vertrauen in die 787 Dreamliner, weil wir umfangreiche Arbeiten durchgeführt haben, um die Qualität und langfristige Sicherheit des Flugzeugs zu gewährleisten.“

Die Geschäftsführung betonte zudem, ein strenges Programm von Tests und Inspektionen habe das Unternehmen von der Haltbarkeit der Jets überzeugt. Boeings Chefingenieur Steve Chisholm verwies darauf, dass 671 Maschinen des Typs ihre Inspektionen nach sechs Betriebsjahren absolviert hätten und bei keinem Flugzeug Probleme festgestellt worden seien. Auch eine 787, bei der von 2010 bis 2015 die Belastung von 165.000 Flügen simuliert worden sei, habe keine Anzeichen von Materialermüdung am Rumpf gezeigt.

Boeing-Managerin Lisa Fahl erklärte, dass der Flugzeugbauer bei der Entwicklung der 787 extrem vorsichtig gewesen sei. Die Vorgabe für den Abstand zwischen den Rumpfteilen sei auf 0,005 Zoll (0,127 Millimeter) – in etwa die Dicke eines menschlichen Haars – festgesetzt worden, weil es das erste Flugzeug mit einem Rumpf aus Verbundmaterialien gewesen sei. Mit mehr Daten habe man aber herausgefunden, dass auch größere Abstände zulässig seien. Auch bei der 777 hätten neue Produktionsmethoden nicht zu Problemen geführt, beteuert Boeing unter Verweis auf Inspektionsdaten.

Der Flugzeughersteller kämpft mit einer schweren Krise, seit ein Teil der Außenwand einer 787-Max im Januar mitten im Flug herausgefallen war. Seither werden neue Fragen über die Produktion seines meistverkauften Verkehrsflugzeugs aufgeworfen.

Dave Calhoun, der Vorstandsvorsitzende von Boeing, und Larry Kellner, der Vorstandsvorsitzende des Unternehmens, hatten vergangenen Monat ihren Rücktritt bekannt gegeben. Zuvor hatten sie versucht, Regulierungsbehörden, Fluggesellschaften und Passagiere zu beruhigen.

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