Israel: Erste Hilfslieferung über neuen Übergang zum Norden des Gazastreifens

Die humanitäre Lage im Gazastreifen ist katastrophal. Nach erheblichem internationalen Druck hat Israel daher einen weiteren Grenzübergang für Hilfsgüter geöffnet. Die ersten Lastwagen sollen den Norden des Gebiets erreicht haben.

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Israel: Erste Hilfslieferung über neuen Übergang zum Norden des Gazastreifens

Israel hat nach Angaben des Militärs erste Hilfslieferungen über einen neuen Grenzübergang zum stark zerstörten Norden des Gazastreifens in das Gebiet gebracht. Der Übergang sei schon am Donnerstag in Betrieb gegangen und erste Lastwagen seien eingefahren, teilte die Armee mit. Die Ladung, deren Umfang unbekannt blieb, sei zuvor am großen Grenzübergang Kerem Schalom im Süden des Gazastreifens kontrolliert worden und solle das große humanitäre Leid im Norden des Küstenstreifens nach scharfer internationaler Kritik lindern.

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Auf einem von den Streitkräften veröffentlichten Video waren weiße Geländewagen und schwere Lastwagen zu sehen, die offenbar auf einer Sandpiste durch die Nacht rollen. Auf den Ladeflächen erkennbar: in Plastik eingeschweißte weiße Säcke und große Kartons. »Transport von humanitärer Hilfe durch den nördlichen Übergang in den Gazastreifen«, ist im Untertitel auf Englisch zu lesen. Während die Menschen in Israel angesichts eines befürchteten Angriffs Irans den Atem anhalten und eine Ausweitung des Krieges im Nahen Osten droht, hat die Regierung in Jerusalem nun dem internationalen Druck nachgegeben, zumindest mehr Hilfslieferungen in den Gazastreifen zuzulassen.

Wo genau sich der Übergang befindet, wie viele Lastwagen in das Küstengebiet eingefahren sind und was sie geladen hatten, teilte die israelische Seite zunächst nicht mit. Nach Angaben von Augenzeugen und aus Kreisen der Verwaltung im Gazastreifen hieß es, mindestens vier Lastwagen seien über den bis zum Kriegsbeginn nur für Fußgänger offenen Übergang Erez gekommen. Die Anlage war bei dem Überfall von Terroristen der Hamas und anderer Gruppen am 7. Oktober schwer beschädigt worden und seither geschlossen.

Hilfsorganisationen: Lage im ganzen Gazastreifen ist katastrophal

Israel hatte unter zunehmendem internationalem Druck insbesondere der USA angekündigt, die Lieferung von mehr Hilfsgütern in das umkämpfte Palästinensergebiet zu erleichtern. Verteidigungsminister Yoav Gallant stellte deshalb die Öffnung eines neuen Übergangs von Israel in den Norden des Gazastreifen in Aussicht. Im Oktober hatte er unmittelbar nach dem Angriff aus dem Gazastreifen noch eine totale Abriegelung angekündigt. Kein Strom, keine Lebensmittel und kein Treibstoff mehr, drohte er damals.

Hilfsorganisationen und Augenzeugen vor Ort beschreiben die Lage im Gazastreifen nicht nur im Norden als katastrophal. Flächendeckende Zerstörung von Wohnhäusern und Infrastruktur, die anhaltenden Kämpfe, das allgemeine Chaos und die mangelnde Versorgung machen das Leben für den Großteil der 2,2 Millionen Einwohner zur »Hölle«, wie Außenministerin Annalena Baerbock kürzlich sagte. Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde im Gazastreifen starben seit Kriegsbeginn am 7. Oktober 33.634 Menschen. Die Zahlen werden von internationalen Organisationen unterstützt.

Auslöser des Gazakriegs war das beispiellose Massaker mit 1140 Toten, das Terroristen der Hamas und anderer Gruppen am 7. Oktober vergangenen Jahres in Israel verübt hatten. Etwa 250 Menschen waren zudem in den Gazastreifen verschleppt worden. Israel reagierte mit einer groß angelegten Bodenoffensive und Luftangriffen auf den Gazastreifen.

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