USA geben Milliarden-Unterstützung frei: Kommt die Hilfe für Kiew noch rechtzeitig?

Die USA haben lang blockierte Hilfen in Milliardenhöhe für die Ukraine beschlossen. Der Militärexperte Carlo Masala erklärt, wie sich das an der Front auswirken wird.

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Besuch an der Front in Donezk: De ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj und seine Militärberater.

Aufatmen in Europa: Die USA haben die Milliardenhilfe für die Verteidigung der Ukraine gegen Russland am Samstag freigegeben. Zuvor hatten die Republikaner das Hilfspaket monatelang blockiert. Nun gelang es dem republikanischen Sprecher des Repräsentantenhauses, Mike Johnson, gegen Widerstand innerhalb seiner eigenen Partei und mithilfe der Demokraten, eine Mehrheit zustande zu bringen.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bezeichnete den Beschluss als „überlebenswichtig“ für sein Land. Das Geld werde der militärischen Verteidigung und dem Wiederaufbau zugutekommen.

Doch so groß dieser Erfolg sein mag, die Wahrheit dahinter ist doppelt bitter: Bis die Hilfe tatsächlich in der Ukraine zu spüren sein wird, könnten Monate vergehen. Und Russland, so glauben Militärexperten, wird diese Zeit nutzen, um seine Angriffe zu verstärken.

„Das Hilfspaket kommt insofern rechtzeitig, als es überhaupt kommt vor der heißen Phase der US-Wahlen, die im November stattfinden“, sagt Carlo Masala, Sicherheitsexperte an der Universität der Bundeswehr in München. „Aber es kommt natürlich nicht rechtzeitig, wenn man die Situation an der Front betrachtet.“ Es werde mindestens zwei bis drei Monate dauern, bis die im Paket der Amerikaner enthaltenen Güter die Front erreichen.

Moskau wirft den USA vor, sich durch den Krieg zu bereichern

„Neue Munition wird glücklicherweise wohl recht schnell da sein, was wichtig ist, da dies eines der größten Probleme der Ukrainer aktuell in ihrer Verteidigung gegen Russland ist“, sagt Masala dem Tagesspiegel. „Doch alles, was Luftverteidigung und Raketen betrifft, wird mehrere Monate dauern.“

Der vom Repräsentantenhaus verabschiedete Gesetzesentwurf enthält rund 61 Milliarden US-Dollar (57 Milliarden Euro) für Kiew. Die nötige Zustimmung des Senats steht noch aus, gilt aber als sicher.

Kremlsprecher Dmitri Peskow warf den USA unmittelbar nach der Entscheidung vor, sich durch die Waffen- und Munitionslieferungen an die Ukraine weiter an dem Krieg zu bereichern. Der stellvertretende UN-Botschafter Russlands, Dmitri Poljanski, kommentierte auf der Nachrichtenplattform X (vormals Twitter), es gebe „nichts zu feiern“ und der Krieg werde fortgesetzt. Poljanski drohte, „Tausende Ukrainer werden in den Fleischwolf“ kommen.

Diese aggressive Rhetorik Moskaus passt zur Einschätzung westlicher Militärexperten. Sie erwarten als Reaktion auf die neuen Hilfsgelder in den kommenden Wochen eine Zunahme russischer Raketen- und Drohnenangriffe.

Was die Ukrainer dringend brauchen, sind Raketen, um die russische Logistik zerstören und so Durchbrüche der Russen verhindern zu können.

Carlo Masala, Militärexperte an der Universität der Bundeswehr München

Russland werde die aktuellen materiellen und personellen Einschränkungen des ukrainischen Militärs und den ungewöhnlich trockenen Frühling ausnutzen, bis sich das Fenster schließe und die US-Hilfe tatsächlich eintreffe, heißt es in einer Analyse des US-Instituts für Kriegsstudien (ISW) in Washington.

Die Frühlingsmonate sind in der Region normalerweise von Regen geprägt, was die Böden aufweicht und unter anderem den Einsatz schwerer Waffen behindert.

Auch Carlo Masala geht davon aus, dass die monatelange Verzögerung der US-Hilfen sich schädlich auswirken wird. „Wir müssen davon ausgehen, dass Russland in den nächsten Wochen mit aller Kraft eine Gegenoffensive oder mehrere kleinere Offensiven starten wird, um ukrainische Stellungen zu durchbrechen.“ In dieser Zeit stünden die Ukrainer ohne die entsprechende Luftverteidigung da.

„Was sie außerdem dringend brauchen, sind Raketen, um die russische Logistik zerstören und so Durchbrüche der Russen verhindern zu können“, so der Experte. „Doch wie gesagt: Bis diese an der Front ankommen, könnte es Monate dauern.“

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