ChatGPT: Was taugen die Lauf-Trainingspläne von der Künstlichen Intelligenz?

Mit der Hilfe von sportwissenschaftlicher Systematik kann Lauftraining effizienter und erfolgreicher werden. Dabei verlassen sich immer mehr Läuferinnen und Läufer auf künstliche Intelligenz. Doch wie gut sind die KI-Coaches wirklich?

chatgpt: was taugen die lauf-trainingspläne von der künstlichen intelligenz?

ChatGPT: Was taugen die Lauf-Trainingspläne von der Künstlichen Intelligenz?

Wer sein Lauftraining mit ein wenig sportwissenschaftlicher Systematik gestaltet, hat nicht nur größere Chancen, ein selbst gestecktes Laufziel zu erreichen, sondern auch langfristig gesund und motiviert zu bleiben. Grundvoraussetzung ist natürlich, dass das Ziel und der darauf abgestimmte Plan zum eigenen Können passen.

Nichts ist wichtiger als die realistische Selbsteinschätzung zu Beginn eines Trainingsprozesses. Der passende Trainingsplan ist dann in der Regel schnell gefunden: Ob aus einem Laufmagazin oder dem Internet, ob von einem Trainer geschrieben oder vielleicht sogar von einer künstlichen Intelligenz erstellt – das Wichtigste ist erst einmal, man hat einen Plan und hält sich dran.

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Aber kann die künstliche Intelligenz tatsächlich auch gute Trainingspläne schreiben? Ich habe mit einem meiner Athleten den Versuch gestartet, er bereitet sich mit der neuesten Version von ChatGPT auf seinen Frühjahrs-Marathon vor.

Die KI ist schneller …

Noch ist mein Athlet, der übrigens Thomas heißt, weder an der Startlinie, geschweige denn nach seinen gewünschten drei Stunden und zwanzig Minuten im Ziel des Marathons, aber ich habe ihm und ChatGPT in den letzten Wochen beim Training über die Schulter geschaut und muss sagen: Es sieht gut aus! Er hat ganzheitlich trainiert, ist gesund geblieben und geht gerade guter Dinge in die sogenannte Tapering-Phase vor dem Marathon.

Am Anfang des Trainingsplans hat Thomas dem computergesteuerten Coach alle möglichen Dinge über sich erzählt. Die Art der Fragen, die er beantworten musste, hat mich sehr an die Anamnese-Gespräche erinnert, die ich auch mit meinen Läuferinnen und Läufern führe, bevor ich ihren Trainingsplan schreibe: Wie alt bist Du? Wie groß und schwer bist Du? Bist Du gesund? Seit wann läufst Du? Was bist Du in den letzten Wochen und Monaten so gelaufen? Machst Du noch andere Sportarten? Was ist Dein aktuelles Ziel? Wann und wie oft kannst Du trainieren? Und so weiter.

Thomas hat wahrheitsgetreu und gewissenhaft alle Antworten geliefert und ChatGPT hat daraufhin in Windeseile einen sehr soliden Trainingsplan ausgespuckt. Dafür brauche ich schon mal ein paar Stunden.

… und flexibler

Wenn ich mein Werk dann fertig habe, es meinem Athleten zusende und dann doch noch Änderungswünsche wie „die langen Läufe sollen doch lieber samstags stattfinden“ oder „in der vierten Woche ist ein Halbmarathon geplant“ erhalte, dann bekomme ich schon mal eine kleine Krise. Denn das bedeutet im Grunde, dass ich den ganzen Plan noch mal neu schreiben muss. Das sind wieder ein paar Stunden Arbeit.

Bei Thomas und seiner künstlichen Intelligenz war das anders. Er bat ChatGPT darum, die langen Läufe zu verschieben und einen Wettkampf einzubauen – nach ein paar Sekunden hatte er den neuen Plan vorliegen. Den habe ich mir dann sehr kritisch angeschaut.

Aber: Es wurden alle Prinzipien berücksichtigt. Das Training passte zum Athleten, Kontinuität war gegeben und auf Belastung folgte Erholung, um die Superkompensation zu ermöglichen. Zudem wurden die Belastungen gesteigert und das Training immer mal variiert. Sogar Hinweise zum Krafttraining, zum Stretching und zur Ernährung gab ChatGPT – und das alles in einem Wortlaut, der wissenschaftlich korrekt und leicht verständlich war. Nicht schlecht!

Aber: Die KI hat die Regenerationswochen vergessen

Aber eine Sache störte mich beim ersten Hinsehen: Es wurden kaum Regenerationswochen berücksichtigt. Ich plane gerne drei intensive Trainingswochen und dann eine Regenerationswoche, aber die hat ChatGPT irgendwie vergessen.

Thomas fragte auf mein Anraten hin nach – und klar, ChatGPT reagierte sofort mit dem Satz: „Regeneration ist der Schlüssel zum Erfolg und sollte unbedingt im Trainingsplan berücksichtigt werden. Machen Sie nächste Woche keine Tempoläufe, wenn Sie sich müde fühlen.“ Mhmmm, und wenn wir das jetzt nicht angesprochen hätten? Dann wäre Thomas vielleicht ins Übertraining gerannt.

Im Laufe des Trainings gibt Thomas dem Programm Woche für Woche Rückmeldung und die künstliche Intelligenz lobt, bestätigt und nimmt all seine Wünsche immer gerne auf: Bitte mehr Tempo bei den langen Läufen! Kein Problem. Diese Woche kein Krafttraining gemacht. Dann halt nächste Woche. Ich habe Hunger. Essen Sie viele Kohlenhydrate. ChatGPT hat immer eine richtige Antwort parat.

Immer konzentriert und korrekt

Trotzdem finde ich den künstlichen Kollegen ein wenig passiv und er wirkt, wie ein Fähnchen im Wind. Thomas ist ein einfacher Athlet: Sehr gewissenhaft, sehr robust, sehr ehrgeizig. Ich frage mich, wie es wohl mit jemandem läuft, der sich motivatorisch schwerer tut. Was ist, wenn sich eine Verletzung aufgrund von Überlastung anbahnt?

Klar, für jedes Problem, für jeden Fall, für alles, was im Laufe eines Trainingsprozesses passieren kann, findet ChatGPT eine Referenz im Netz und zieht dort schnell, sicher und kompetent eine Antwort raus. Das ist in meinen Augen Gold wert. ChatGPT ist immer konzentriert, korrekt und kompetent. Welcher Coach ist das schon?

Ich bin extrem gespannt, welche Renntaktik der Computer meinem Läufer für den Marathon mit auf den Weg gibt. Und noch mehr bin ich natürlich gespannt, wie es dann bei Thomas am Ende laufen wird.

Für wen das KI-Training sinnvoll ist

Sein Fazit haben wir noch nicht besprochen, aber mein Fazit lautet im Moment: Wer ein gutes Körpergefühl und ein bisschen Ahnung von Lauftraining hat, kann problemlos nach einem KI-generierten Plan trainieren. Vielleicht ist so mancher Feinschliff nicht ganz so individuell ausgeklügelt, wie von einem menschlichen Coach, aber die wissenschaftliche Systematik ist korrekt und führt bei einem gesunden Läufer, der sich 1:1 an den Plan hält, mit Sicherheit zu den gewünschten Trainingseffekten. Man gibt kaum Geld für diese Betreuung aus und spart sich das ganze zwischenmenschliche Geplänkel.

Aber genau das suchen manche Läuferinnen und Läufer, die mich anschreiben: menschliche Gefühle und Zwischentöne. Die Fähigkeit des Zuhörers oder Lesers, auch zwischen den Zeilen Dinge wahrzunehmen, anzusprechen und Hilfestellung zu leisten, um so manchen psychischen oder physischen Knoten zu lösen. Echte Freude, wenn eine harte Einheit gelungen ist und wahres Mitgefühl, wenn ein Schnupfen eine intensive Trainingswoche verhindert, streicheln so manche Läuferseele.

In meinen intensiven Laufjahren, als ich selbst einen Coach hatte, bin ich manchmal auch irgendwie für den Coach gelaufen. Ich wollte ihn stolz machen, mir nach dem Rennen ein Schulterklopfen abholen und die Gewissheit haben, dass es nicht nur mir, sondern auch einer anderen Person wichtig ist, dass ich das Rennen erfolgreich zu Ende bringe.

Aber klar, es gibt Menschen, die brauchen das nicht. Denen kann ich nur empfehlen, ruhig mal die Kompetenz des künstlichen Coaches zu nutzen. Am Ende zählt vor allem eins: Sie sind gelaufen und es fühlt sich gut an! In diesem Sinne wünsche ich viel Spaß beim Training, wer auch immer es plant.

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