Berlin-Reinickendorf: Manne, 84, wehrt sich weiter gegen Räumung – Spender helfen ihm dabei

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Manfred Moslehner, genannt Manne, vor dem Haus, in dem er seit 84 Jahren lebt und das er nun räumen soll.

Zumindest eine Sorge muss Manfred Moslehner nicht mehr haben. Die um das Geld, das fällig wird, wenn er sich vor Gericht weiter gegen die Räumung aus dem Haus in Berlin-Reinickendorf wehren will, in dem er seit 84 Jahren lebt. Am Montag dieser Woche hat das Amtsgericht Wedding in erster Instanz entschieden, dass Moslehner, den seine Freunde Manne nennen, in drei Monaten ausziehen muss. Das Urteil ist nach dieser Frist vorläufig vollstreckbar, auch wenn die Berufung dann noch läuft – es sei denn, Manne hinterlegt eine Sicherheitsleistung in Höhe von knapp 4300 Euro.

Das war unbezahlbar für den pensionierten Maschinenschlosser, der im Monat 978 Euro Rente bezieht. Aber schon zwei Tage nach dem Urteil verkündete das Bündnis „Sanktionsfrei“: Das Geld für Manne ist da. Die Plattform sammelt Spenden im Internet, um Sanktionen für Empfänger von Sozialleistungen zu zahlen. Nun hatte es zur Unterstützung von Moslehner aufgerufen.

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Manne im Dezember vor seinem Haus in der Siedlung am Steinberg. Bei einem Umzug würde der Rentner sein soziales Umfeld verlieren.

„Es haben sich in kürzester Zeit so viele Menschen bei uns gemeldet. Das hat mich selber überrascht“, sagte Helena Steinhaus, Gründerin und Geschäftsführerin von „Sanktionsfrei“ am Freitag dem rbb. 679 Menschen hätten gespendet, 14.900 Euro seien zusammengekommen. Man habe mit der Anwohnerinitiative vereinbart, „dass davon einerseits dieser Sicherheitsbetrag zurückgelegt wird, dann ein Betrag für den Fall, dass Manne umziehen muss.“

„Das Bündnis hält das Geld für uns bereit“, sagt Hartmut Lenz, der den Kampf der Mieter in der Siedlung am Steinberg, in der auch Moslehner lebt, anführt. Vor 14 Jahren kaufte ein Immobilieninvestor die kleinen Reihenhäuser, die vor hundert Jahren von der Stadt für Arbeiterfamilien gebaut wurden, von der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft GSW. Seitdem werden die Mieter unter Druck gesetzt, umfangreichen Modernisierungen zuzustimmen, denen enorme Mietsteigerungen folgen würden – oder auszuziehen.

Viele der Mieter sind ausgezogen oder gestorben, aber ein harter Kern wehrt sich weiter. Der 84-jährige Manne ist nun der Erste, der auf Räumung verklagt wurde, eine existenzielle Bedrohung für ihn, wie er selbst vor Gericht sagte. Wenn er rausmüsse, bleibe ihm nur „der Rinnstein“. Seine Freunde leben in der Siedlung, vor allem Hartmut Lenz und seine Frau Brigitte, die so etwas wie Familie für Manne sind.

Inzwischen steht fest, dass Manne in Berufung gehen wird, sagt Hartmut Lenz, „auch wenn er psychisch und gesundheitlich angeschlagen ist.“ Die Solidarität der letzten Tage habe Manne erreicht und berührt. Auch viele Leser der Berliner Zeitung wollen für Manfred Moslehner spenden. Lenz dankt im Namen seines Freundes für die zahlreichen Angebote, man werde ein Spendenkonto einrichten, sobald das nötig sei. Die Berliner Zeitung wird weiter berichten.

Die Anteilnahme helfe, den Kampf weiterzuführen, sagt Lenz am Samstag. Gleich wird er sich wieder in das Protestzelt setzen, das er und seine Mitstreiter seit Jahren vor seinem Haus aufbauen. Auch Manne sitzt seit dem Morgen schon da, sagt Lenz, obwohl er eigentlich erst für den Nachmittag eingeteilt war. Brigitte Lenz hat Stullen für alle vorbereitet. Die Mieter aus der Siedlung am Steinberg geben nicht auf.

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Die Mieter der Siedlung am Steinberg bedanken sich für Solidarität und Spenden mit einem Plakat.

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