Berlin: Personal für die Nacht fehlt – Pflegerin in Altenheim wählt Notruf

Mehr als 100 Senioren waren im Haus, doch zur Nachtschicht kam keine Ablösung. Die Pflegerin eines Berliner Heims hat deshalb den Notruf gewählt. Ihr Arbeitgeber verweist auf »ungünstige Umstände«.

berlin: personal für die nacht fehlt – pflegerin in altenheim wählt notruf

Berlin: Personal für die Nacht fehlt – Pflegerin in Altenheim wählt Notruf

Gegen 22.30 Uhr ist bei der Berliner Feuerwehr und der Polizei der Notruf eingegangen: In einem Pflegeheim für Senioren habe in der Nacht von Montag auf Dienstag Personal gefehlt, eine Pflegekraft habe sich beim Schichtwechsel nicht anders zu helfen gewusst, als die Rettungskräfte zu alarmieren, sagte eine Polizeisprecherin. Zuvor habe sie vergeblich versucht, den Bereitschaftsdienst und die Heimleitung zu erreichen.

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Gefehlt habe eine examinierte Pflegekraft mit einer Qualifikation für die Verabreichung bestimmter Medikamente. Im Plan für die Nachtschicht standen nach Angaben des Pflegeseniorenheims nur drei Pflegehilfskräfte. 142 Bewohnerinnen und Bewohner waren zu dem Zeitpunkt im Haus.

Volles Verständnis für den Notruf

Die Polizei schickte daraufhin einen Einsatzwagen mit drei Polizisten zu dem Pflegeheim im Stadtteil Friedrichsfelde nahe dem dortigen Schloss, zudem trafen Rettungswagen mit mehreren Sanitätern ein.

Die Nachtschicht mussten die Rettungskräfte aber nicht übernehmen, da die Heimleitung doch noch erreicht wurde. »Über die Heimleitung wurde Abhilfe geschaffen und eine Lösung gefunden«, sagte die Polizeisprecherin. Gegen Mitternacht habe die Polizei den Einsatz beendet.

Die Domicil-Unternehmensgruppe, die das Heim betreibt, bedauerte den Vorfall – und äußerte Verständnis für den Notruf: »Angesichts der Verantwortung« für die Bewohnerinnen und Bewohner »handelte unsere Kollegin richtig und setzte einen Notruf ab«, nachdem sie vergeblich versucht habe, Vorgesetzte zu erreichen, teilte der Konzernsprecher mit.

»Verkettung ungünstiger Umstände«

Die Situation führte das Unternehmen auf eine »Verkettung ungünstiger Umstände« zurück. Ein EDV-Fehler, menschliches Versagen und ein leerer Telefonakku gehörten dazu: Aufgrund eines EDV-Problems sei die Buchung einer Zeitarbeitskraft nicht wie üblich verschickt worden, der Fehler sei aber nicht bemerkt worden. Die Vorgesetzten seien nicht erreichbar gewesen – der eine, weil das Diensttelefon nicht dabei gewesen sei, beim Diensthandy des anderen sei der Akku leer gewesen.

Es habe aber zu keinem Zeitpunkt eine Gefährdung der Bewohner bestanden, »da stets eine Pflegefachkraft vor Ort und im Dienst war, die von drei Pflegehilfskräften unterstützt wurde«. Man werde nun die EDV-Planungssysteme und Notfallketten kritisch überprüfen, um sicherzustellen, dass jederzeit und von jedem Dienstzimmer aus eine Notfallerreichbarkeit gewährleistet sei.

Die für die Heimaufsicht zuständige Senatsverwaltung sagte, sie prüfe den Vorgang auf etwaiges Fehlverhalten.

Laut dem Statistischen Bundesamt werden wegen der Alterung der Gesellschaft in Deutschland bis zum Jahr 2049 voraussichtlich zwischen 280.000 und 690.000 Pflegekräfte fehlen. Derzeit gebe es fünf Millionen pflegebedürftige Menschen. Dafür stünden rund 16.000 Pflegeheime und etwa ebenso viele Pflegedienste bereit.

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